Afionio Allegri.
Zerrbild von des Meisters Leben und Wirken zu des schon erwähnten Seb. Resta (bei Bottari III.
Wege gebracht, dass von demOriginal auch nicht 497), darin von der Bewunderung des Giulio
der kleinste Zug geblieben ist. Romano sowie Tizian's die Rede ist, welcher
Uebrigens trat schon Anfangs des 18. Jahrh. Letztere auf seiner Durchreise durch Parma nach
gegen jene Fabeln ein natürlicher Rückschlag Bologna zu Kaiser Karl V. im J. 1530 die Ma-
ein. So suchte Gherardo Brunorio, der zu lereicn des Oorreggio gesehen, ist verdächtig.
jener Zeit Nachforschungen nach dem Mei- Resta hat zu dieser Angabe wahrscheinlich eine
ster anstellte, seine Abkunft aus einem rei- Stelle in Seannellfs Microcosmo (p. 20) benützt,
eben und vornehmen Hause abzuleiten, wäh- derenhistoriseheGlaubwürdigkeitebenfallsfrag-
rend bald darauf 'l'accoli im 3. Bande der lieh ist, und dieselbe dann nach seiner Art mit
Memorie storiche di Rcggio (p. 495 f.) schon anekdotenhaften Ziigen weiter ausgestattet. Ver-
einen ganzen Stammbaum dieses Hauses bereit (lächtig sind überhaupt alle Berichte des Man-
hatte. Darnach wäre O. einer alten Familie von neS, der es sich Zn einer Art Lebnnsnnfgniie ge"
Campagnola im Gebiete von Correggio entspros- macht hatte, dem Meister endlich zu seinem ver-
sen, welche dort als Lehcn ein Schloss besessen. dienten Rllhme Zu Verhelfenmdnd ili der Wahl
Allerdings kommen dort Allegri vor; allein Ti- der Mittel hiezu keineswegs bedenklich war. So
rabosehi hat nachgewiesen, dass diese mit der viel sich ersehen lässt, beruht jene Mittheilung
Familie des Malers nichts zu schaffen gehabt, aufblossen Vermuthungen. Schwerer aber fallt
und in seinen Notizen über die Künstler des hier die Stimme Vasarrs in's Gewicht.
Staates Modena den richtigen Stammbaum dcr- Vnn den Werken Onrreggidn Wusste derselbe
selbengegeben, jedenfalls weit mehr, als von seinem Leben,
In Wahrheit lebte 0., wenn auch nicht in rei- Wenn iiini auch unter Anderem der Sinne irr"
chen, doch in ganz guten Verhältnissen. Zudem tiinln begegnet ist, die Fieskomiiieiei der
wurden seine Arbeiten im Durchschnitt nicht Dnrnkilpliei in den Ciioi" der Kirche S- Gio"
schlechter bezahlt, als diejenigen seiner nam- vanni zu versetzen. Er hat die Malereien A.'s
hafteren Zeitgenossen; in einem Briefe an den zu Parma und zu Modena Wiederholt gesehen.
Oben erwähnten Brunorio vom 29. März 1716 Das erste Mal, wie er in seinem eigenen Leben
bemerktsogar GiQAnLGrassetti,(lamals Biblio- meldet, als er auf seiner ersten Kunstreise im
thekar in hlodena, dass insbesondere von Privat- J. 1542 von Florenz nach Venedig iiin wenigen
personen kein Maler zu jener Zeit höher bezahlt Tagem die Kunstwerke von Modena und Parma,
worden sei, als Correggio. Durchgängig scheint von Mantua und Verona sah; das andere Mal,
dies freilich nicht richtig. Die allgemeinen Um- wie aus seinem Briefe an Borghinj vom 9. Mai
stände, der Wolstand der Bevölkerung, der 1566 hervorgeht (veröffentlicht von Gaye, Car-
ganze Zuschnitt des Lebens unter denen C_ teggio etc. III. 214), auf einer Reise vnaeh Mo-
Seine Kunst ausübte, waren doch klein und be- dena, wo er viele Werke von Correggio gesehen,
scheiden; auch gab der Maler in manchen Fällen und nach Reggio und Parma, wo er sich zwei
(falls nicht auch hier die Berichte auf Mährchen Tage aufgehaltenu habe. Nun war freilich seiner
beruhen) seine obschon mit gleicher Sorgfalt eigenen Anschauung und Kunstweise, die durch-
ausgeführten kleineren Bilder um geringe Preise aus iiomntinisch-römischen Ursprungs ist, die
her um] 11655 sich in anderen Fänen mit einem Eigenthümlichkeit des Meisters von Parma eher
Zusatze von Lebensmitteln zum baaren Gelde fremd und entgegen; daher er denn 811011111 der
abfinden. Man hat daraus schließen wollen, Würdigung desselben sich in Widersprüche ver-
dass A., indem er solche Vergütungen sieh aus- wickelt. Auch hatten jene kurzen Reisen doch
bedllngen , sich als trefflichen Hausvater el-wie- nicht ausgereicht, ihn gründlich mit der Kunst-
Sen. Doch ist es weit wahrscheinlicher, dass zu- weise Correggicfs bekannt zu machen. Den deut-
meist der Besteller (ließgn Illgdug der Bezahlung liehen Beweis dafür hat Mariette (Description du
angeboten habe. Es waren keine grosscn Herren, Cabinet Crozat, p. 35) mit Recht darin gefunden,
Iloch reiche liorentinische Kaufleute, für welche dass Vßsnri einige Hnniizeinilnnngen 56m"
A. arbeitete. Dass er dennoch mit seinem Ver- Sammlung dem C. zugeschrieben, (in Sie dnnii
dienst nicht bloss auskam, sondern auch noch eine ganz andere Hand bekuliden- Allein S0 Viei
etwas erübrigte, geht schon aus den zwei An- muss man dem Künstlerauge Vasarfs lassen,
kiillfen von Grundstücken hervor, die er in den dass er das Grosse und Aechte auch in einer
J- 1530 und 1533 offenbar aus seinen Ersparnis- fremden Art anzuerkennenwusste; und weit wer-
sen machte (das Nähere darüber s. später). den schliesslich die Anstände, welche er äussert,
Wie übrigens jenes lllährchen von seinerArmuth von seiner Bewunderung überwogen. Wenngleich
entstanden, erklärt sich leicht. In welchem Dun- sich diese öfters an einzelne kleinere Züge hef-
kei auch sein Leben lag, der Maler selber war tet, so spricht sie doch auch rückhaltlos über
z" hervorragend, als dass er ganz hätte in Ver- die Grösse des Meisters im Ganzen sich aus.
gesßenheit geratheni können. Dass er auch den Und darin offenbar theilte Vasari die Ansicht
gieiehzeitigen Künstlern, die seine Werke ken- von zeitgenössischen Meisternj Er bemerkt aus-
neh lernten, eine ungewöhnliche Anerkennung drücklich; nNoch viel liesse sich von den Wer-
abzwang, ist unzweifelhaft. Der Brief freilich ken des Antonio sagen, allein da unterden ausge-
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