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Jean Alix
2) Der Erlöser, halbe Figur; er betheuert mit der
erhobenen Rechten seine göttliche Sendung und
hält das Kreuz in der auf die Weltkugel gelegten
Linken. Nach Ph. de (Jhampagne. Unter!
dem Einfassungsstrich die Inschrift: Omnia per;
ipsum facta sunt: et sine ipso factum est nihil.
Noch nicht beschriebenes Blatt. H. 435 millinn,
br. 303 mill.
I. Mit den Künstlernamen, links: Chainpaigne
Pin. I. Alix scul. et ex.
II. Mit den Künstlernamen und der Verlags-
adresse von H. Weyen rechts; Herman
Weyen exc. cum Privil. Re.
3) Das heilige Angesicht (Schweisstuch der hl. Ve-
ronika). NachPh. de Champagn e. F01. R. D. 2.
I. Mit den Künstlernamen.
II. Mit den Künstlernamen und der Adresse
des Verlegers Ilerinan Weyen, im Platten-
rande rechts.
4) Anderes heiliges Angesicht: nach Ph. de O ha1n-
p agn e. Ohne alle Unterschrift. Unerwähntes Bl.
H. 129 milL; br. 96 mill.
5) Jean Duverger de I-lauraune, Abt von Saint-
Cyran. Nach Ph. de Ühampagne. Brustbild,
3f4 links. Fol. R. D. 5.
6) Der hl. Carlo Borromeo, Kardinal u. Erzbischof
von Mailand. Brustbild , Profil, in einem Acht-
eck; dasselbe, welches Jan Morin gestochen hat.
Nach Ph. de Champagne. 4. R. D. 4.
I. Mit den Namen der Künstler.
lI. Mit den Namen der Künstler und derNum-
mer 3 unter dem Einfassungsstrich, rechts
7) ltobert Sorben, Beichtvater Ludwigs des Heili-
gen; im Doktorkostüm, sitzend u. mit Schreiben
beschäftigt. Nach van Mol. 4. R. D. 6.
8) Mit Wahrscheinlichkeit wird dem Meister noch
zugeschrieben:
Hl. Familie. Maria bringt das (Jhristuskind
dem kleinen Johannes entgegen, der ihm einen
Vogel darbietet. Nach R a f a e 1, weh-her die
Zeichnung wahrscheinlich für Dom. di Paris Al-
fani entwarf; das darnach von Letzterem aus-
geführte Bild befindet sich in Perugia, während
die Zeichnung selber in der Sammlung der Kö-
nigin von England in Windsor-Castle ist. Der
Stich ist links auf einem Stein bez.: n. v. B.
Auf dem Exemplar im kgl. Kabinet zu Dresden
steht mit alter Tinte und Hand geschrieben:
J. Alix sculps. (Handsclvriftliclz von L. Gnmer).
kl. F01. Dies ist das Bl., das Heineken dein
Alix znschrieb, dagegen von Robert-Dumesnil
nicht gekannt war. s. Passavant Raiffael. II. 544.
Das von Robert Dumesnil unter N0. 3 be-
schriebene Bildniss des Papstes Alexander VII.
ist nicht von Alix, sondern von Zachaiias
Heince gestochen.
s. Heineken, Dict. Basan, Dict. Ro-
bert-Dumesnil. IV. 19. Le Blanc,
Manuel.
E. Kolloff.
Alix. P. M. (Pierre-Maric?) Alix, franz.
Kupferstecher in Aquatintamanier und Bunt-
drucker, arbeitete in Paris 1790-1820. Er ge-
hört zu den Künstlern, welche die schnelleren
und den Zeitbedürfnissen entsprechenderen Ver-
fahrungsarten des Kupferstichs , die Schab-,
Punktir-, Tusch- und Krayon-Manieren, die,
weil sie vorzüglich in England im Schwange wa-
ren, die nenglischen Manierena genannt wurden,
in Frankreich einheimisch machen halfen und
sich derselben für die Abbildung merkwürdiger
Personen, Begebenheiten, Moden und ande-
rer Lieblingsdinge des Tages bedienten. Theil-
weise verbanden sie damit das mechanische Ko-
loriren, den Bunt- oder Farbendruck, und ge-
wannen neue Hülfsmittel für die Nachahmung
von Pastellen, wobei freilich, auf Antrieb speku-
lirender Kunsthändler, viel Schlecht-es produzirt
wurde, aber einige Künstler, die mehr in eige-
nem Verlag als für fremde Verleger arbeiteten,
ansehnlichen Ruf erwarben, namentlich Fr. Ja-
luinet, L. J Allais und unser Meister. Man hat
von ihm viel ordinäre, sogar elende Fabrikwaare,
aber auch manches künstlerisch Achtbare und
ihistorisch Wichtige. Er lieferte 18 Bll. für die
j1789 von Levacher herausgegebene Sammlung
lvon Bildnissen der Abgeordneten der französ.
xNationalvcrsammlung, die in Tuschmztnier aus-
geführt sind, und die grosse Mehrzahl der nach
Ph. Chery' s Zeichnungen verfertigten farbigen
Kupfer für das Werk von Levacker rle Charnozls
über die ulim und vnoclervzen Theaterkostünze (l 790) ,
machte sich aber hauptsächlich bekannt durch
eine zahlreiche Folge von Bildnisscn namhafter
Personen der Revolution, die nach Pastellzeich-
inungen David's, Garnereys u. A. gestochen und
in Farben mit vier Platten gedruckt sind. Was
im aufgeregtesten Moment der damaligen Sturm-
und Drangperiode vor allem gefiel und geschätzt
wurde: das Lebendige, Prägnante, Feurige,
Weltstürmerische, kurz die revolutionäre Be-
seeltheit. ist jenen chromokalkographischen Bild-
nissen ganz eigenthümlich. Den höchsten Grad
des Absatzes und der Popularität erreichten na-
mentlich drei Zelebritaten: Lepelletier, Marat
und Chalier, welchen ihr tragischer Tod die öf-
fentliche Apotheose und die Erhebung in den
Stand der Revolutionsheiligen versehaifte, die
jeder achte Patriot und gute Republikaner in
seiner Schlaf oder Arbeitsstube hängen hatte.
Zwei andere patriotische Zugstiicke waren die
Porträts des 13 jährigen Husars Joseph Barra u.
des lßljiihrigen Volontärbataillonskommandanten
Agricola Viala, wozu die Phantasie die Originale
lieferte, und deren Leben sich sofort zur Le-
gende gestaltete.
Bis zum Fieberparoxismus gesteigert erscheint
der revolutionäre Geschmack und Farbendruck
in zwei grossen allegorischen Stücken nach
Boissieux: der wffriumph der Republik" und
der vSturz des Despotismusw, die man hier nach-
folgend unter den Nummern 6 und 7 zum ersten
Mal beschrieben findet. Was die Komposition
anlangt, so herrscht (larin ein wunderliches Ge-
misch alter Mythologie und neuer Freiheits-
schivärmerei, antiken Theaterapparats und mo-
derner Volkstracht; hinsichtlich der Ausführung
präsentiren sie sich als wahre Feuerwerksstüeke,
wo die grellsten Farben, wild durch einander
geworfen, zum fürchterlichsten Knalleifekt ver-