Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

ßälesändro Algßiä. 
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scheinen die Figuren aus der Wand zu springen. Jener hatte zuerst gewagt, in diesen schwellen- 
Es war für diese Kunst ganz bezeichnend, dass den Putti den Ausdruck iiberl-luthencier Lebens- 
A. auf dem Altar von S. Pnolo in Bologna oino fülle, der den Rubensfschcn Gemälden einen un- 
freie Gruppe aufstellte. Vor allen Dingen musste gGWOhIItGII Reiz Veliißh, auch dem Mßflllßf M1- 
der Besehauer eine schlagende Wirkung em- Zileitänßn- Hübsche KiniinriignienAigniii-iis Sinai 
pfangen; darum der Körper sich hcrauswinden, ein I-Ierkules als Kind zu Charlottenburg, 
die Gewänder flattern und die Glieder nach ver- ein kniendes Christuskintl in der Glyptothek zu 
schiedenen Richtungen sich bewegen. M ii nchen, und eine Gruppe von zwei kämpfen- 
Fiir diese Ausschweifungen bot sich weniger den Amoren, welche den Sieg der hinuulischen 
Sluiclrztum, wo der {Ciinstler sich näher an die Liebe über die irdische bedeutet, in der Leuch- 
Natur halten musste. Daher gelangen ihm, wie tenbergschen (ialerie zu Petersburg (s. auch 
manchen seiner Zeitgenossen, die Bildnisse, b. N0. 12 u.  
zu denen insbesondere die Grabmäler häufig Ge- Soloho Putizi kamen ihln auch trefflich boi sei- 
legenheit boten, besser als die heiligen Darstel- non d o]; oi-uiiv nn Ai-h ni in n zu Statten Be- 
lungcn. in der feinen Ausführung des Kostiims kanntlich hat sich die Plastik des 17. u. 18. Jahrh. 
freilich mit seinen Stickereien und Spitzen war in der (lrniinientatimi von Kirchen-untlPalasträu- 
ihm Bernini überlegen. Solche Porträts, bald men am meisten hervorgethan, und was 1113,11 
Büsten, bald ganze Figuren, namentlich von auch von ihrer Entartung sagen mag, hierin hat 
Piilpsten und Kirchenfiirsten, fiir Kirchen und sie ein grosses und eigenthiimliehesGeschiekbe- 
Paläste hat A. eine grosse Anzahl geliefert; wiesen, dem sich sogar eine selbständige Stil- 
manche davon sind wol nur nach seiner Zeieh- berechtiguilg nicht absprechen lässt. Auch Al- 
nung von seinen Schülern ausgeführt. Wir nen- gardi hat in dieser dekorativen Gattung ein be- 
nen in Rom: Gregor XV. in halber lhig. (in sonderes 'l'alent bewährt. So bei seinen Grab- 
Bronze) in der Sakristei der Chiesa nuova; den k m iilern; dann bei den B runnien, welche 
Innocenz X. (Bronze) im Speisesaal des llospi- er in der Villa Pannli, im Hofe des Palazzo Pan- 
tals della 'l'rinita de'  mehrere Bild- fili (Via lata al Corso) und im Cortile di S. Da- 
nisse dieses Papstes und seiner Verwandten (in maso im Vatikan entwarf und mit Skulpturen 
MSIFIDOY und Bmnze) in 616V ÜüSäL Pillliili; i'8l'1101' zierte. Durch seine Zimmerverzierung zeichnete 
drei Bildnisse von Mitgliedern der Familie Fran- sich nninonilinh das Kasino del. Villa panfi li 
gipani ill (inhen Kapelle ill Siäl- hiärßßiltl, Via aus (mit mythologischen und allegorischen Dar- 
lata del Corso; die Patrizier Odoardo Santztrelli ntnllnngen), WO auch das Scllwlllstlge, das den 
und (Jostalmzzt in Stzulliaria lllaggiore; das Girab- Gosohirlnok dei- Pei-iodn kennzeichnet, bis, zu 
mal des Kardinals GiOV. birazia aus dem Hause einen] g-r-ivisson Gi-ndo gonnäßigt ist. 
lilellini in Sta. Maria del Popolo; das Brustbild Dieses Geschick (ler Dekoration bewies A. 
des Urbane Mellini daselbst; das Grabmal des 3,11131] architektonisch an der Fassade der 
Marchese Muzio Santa Croce in Sta. Maria della Kirche S. Ignazio in Rom. Er war, wie wir 
Scala; Erzbischof (Iorsini in S. Giovanni de gesehen, nicht eigentlichBatumeister; allein eine 
Fiorentiui; die Kardinäle Zaccaria Randinino gewisse Kenntniss der Baukunst hatten damals 
und Antonio Santa Croee. Dann zu Bologna: noch alle Bildhauer, und auch er sich allmälig 
eine Statue Innoccnz X. im Palast des Gonfa- oi-woi-hon, Nicht blßsg del- plnstlsclw Schmuck 
loniere; zu Parma: ein Bildniss der Herzogin jener Fassade (insbesondere die allegorische 
von Poli; zu Piacenza: ein Denkmal des Ora- X7erziernng' des Portals), sehr wahrscheinlich 
zio Scotti, Grafen von Montalto im Kloster S. riihrt auch der architektonische Entwurf dersel- 
Giovanni di Canale, Kapelle Sta. Oatcrina; zu hnn von ihm her. Sie zeigt alle Eigenschaften 
P 01'115 in? ein Gihiiiiiai der Eiisiihniiä- Cinnillhßi der Barock-Architektur: die starke Profilirung, 
in San Dßmßninn- Ahnh gehören hiniiiniä Wenn" die vorspringenden zur blossen Zierde benutz- 
gleich Itiealküpfe, die lilarinormedaillons mit gen Bang-Heller) (lleivorkröpfungen der Geslmse, 
den Profilen des Homer und Virgil zu Sanssouci die Brechung der (Eichel; doch wird sie, noch 
bei B n iiin- ernst und massig gehalten, auch von Burekhardt 
Besonderen Beifall fand ausserdcm A. mit und Nolllllliagebucll, p_ 165) als eine del- besten 
seinen Kiniieiiiigiiiiiii und Kiniieri-liiilk ihrer Gattungiiätngesehen.  Auch die Kapelle 
peu. Auch hier konnte der Meister, ohne nach der Siqindrl liilrajilizoni in S_ (jni-lo zu Genua 
abenteuerlichen Wirkungen Zu Suchen, Sißh nn" ist ein gutes architektonisches Prachtstück des 
ger an die Natur ansehlicssen, wenn er auch, in llleiStel-S, mit einem grossen Kruzinx, 12 Heill- 
der Weise seiner Zeit, durch iippigerc Formen genbiisnen und den Grabrnälcrn des Kardinals" 
ihren Reiz In Sieignin Snniiie- Giae. Franzoni und seines Bruders. Unter den 
DieschönenKinder-desihmbefreundctenFranc. Büsten sind einige noch besonders durch die 
Albani (s. diesen) sollen ihm namentlich als Mo- ideale Schönheit der Köpfe bemerkenswerth, die 
delle gedient haben. Algardi folgte darin dem A. doch bisweilen zu erreichen gewusst hat.  
Vorgange des Fiammingo (Fr. du Quesnoy aus Als Zierarbeiten kleinerer Art mögen hier noch 
Brüssel), der, wenig älter als er, schon starb, als genannt werden zwei silberne Reliquicnbehälter 
Algardi zu Ausführung grössercr Arbeiten kann. in Re ggio, zu denen A. die Zeichnungen und
	        
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