292 Domenico Alfani.
ohne einen starken Einüuss von Seiten Raifaefs Einklang bringen. Allein dass er im J. 1532 jede
gemalt haben könne; und die Fortdauer der Be- Spur der umbrisehen Art verloren hatte, ist un-
ziehung zwischen beiden Meistern auch nach den zweifelhaft, und in einem Bilde des Meisters in
ersten Jahren des Jahrh: ist um so wahrschein- S. Giuliana zu Perugia, einer Madonna mit
licher, als alle mit dem gedachten Werke gleieh- dem Kinde zwischen den hh. Juliana und Jo-
zeitigen oder ihm bald nachfolgenden Gemälde hannes, bez. AD. M. D. XXXI1. f. Dominieus
Alfanfs dasselbe Gepräge tragen und auf den- paridis Perusinus faciebat, ist die helfende IIand
selben Ursprung hinweisen. Dafür sprechen ins- des Rosso zu erkennen. Hier zeigt sich eine be-
besondere: Die Jungfrau mit dem Kindc zwi- triichtliche Breite in den Formen und im Falten-
schen den hh. Franziskus und Bernardinus und wurf, eine neue Freiheit in den Stellungen und
die beiden Gestalten der hh- HiQTOIIYmIIS und etwas von der Schwere und der Manier, welche
Antonius von Padua, Freskobilder in der Kirche Andrea del Sarto und seinen Schülern eigen sind.
_S. Francesco zu Bettona. Hier erinnern die Die Köpfe sind im Verhiiltniss zu den Körpern
kräftigen Formen der Figuren an die Madonna klein, die Gelenke in den Biegungen übertrieben,
dßlle Sßggiola Oder im die Madonna de Foiigno, wie wir es häufig an den Schülern Miehelangelds
Werke, welche Raffael zwischen den J. 1512 und wahrnehmen, die Farbe von einer gewissen
1518 ausführte. Die Formen sind iieischig und Schärfe und roth mit breiten Massen dunkler
regelmässig; in den Kontrasten von Licht und Schatten (in der Predella fünf Scenen aus dem
Schatten zeigt sich ein richtiges Maß und gute Leben der hl. Juliana). Von derselben Art ist
Mßdßllirllng; die Färbung hat Glanz und einen die Anbetung der Könige in S. Agostino zu Pe-
warmen rosigen Ton. Hierher gehört noch ein i-ugia, ein Bild, das Niemand für das Werk
KTQSSQS Altßfbild in FYCSkO in de? KiTChE S- An- eines umbrisehen Malers ansehen würde und zu
W910 Zll Dlflltß, das llnzwelfeihaft Voll dßY dem, nach Vasarfs Bericht, Rosso den Karton
Hand! desLDtpmeäicolilstÄ Es iftßllä Vlelä 36912611 gezeichnet hatte (mit Unrecht von Orsini, Guida
aus em e en es 1 n omus ar, arun er d; Peru .13 d Omzi Alfani Z i"
die Statue des Heiligen: mit de? zu Seiner Seite Auf de? Ryiiclgsiläite desselben befgfidOIisihJSiii-
gfimaiten Flgurel] derhh" Sebastian Rochusi spriinglieh die Ileirnsuehungg; (mit der Jahrzahl
{im Werk, (las, Obwol Stark beschifdlgt: auch 1545); dieselbe ist jetzt, stark beschädigt, in der
Jetzt noch viel Kraft und Leben zeigt. Ferner Kirche S Pietm zu Peruuia Aus dieser Zeit
die Madonna mit zwei knieenden Heiligen und des Meisters findet sich fefiier noch eine hl Fa-
zwei Engehh Welche Harfe und Viola Spielen! milie zu Ca stle Howard in England dort dem
gar; Antio Doinini 181D X31" Doniinicus Pafidi? Perino del Vaga zugeschrieben? einiBild mit
delfäusälu:Elägä"iglgeääagäleeääaäizgläg1:512 lebensgrossen Figuren, geschickt komponirt,
' _1 aber mit handwerksmass1gei' Keekheit ausge-
Madonna m"; Wer Helhgen und Engeln im der führt Endlich ist in S. Francesco zu Perueia
Gewandung stark restaurirtk eine Kreuzigung zwischen den hh. Hieronymus
In den folgenden Jahren änderte allmälig Do- und Apollonia, bestellt in1 J. 1553 (s. den Ver-
menico seinen Stil, indem er den umbrischen trag bei liiariotti), indessen von Domenieo nur
und raifaelesken Charakter verlor und dagegen Zum Theil ausgeführt und von seinem Sohne
die kühne Weise der späteren Florentiner an- Orazio vollendet.
nahm. Diese Aenderung bekundet sich in der Die erwähnten Bilder sind alle, welche uns
thronenden Madonna mit vier Heiligen und En- von der Hand des D. bekannt sind. Wol wird
geln, gegenwärtig in der Akademie zu Perugia , noch von Bildern gemeldet, welche zwischen den
gez.MD.XXIIII. Noch zeigt sich die Hinneigung J. 1525 und 1553 dem letzten Datum, das in
zu Raifael in dem Christuskinde, das nach einer Domenicds Leben verkommt in Perugia und
Zeichnung des Letzteren entworfen ist; an die- seiner Nachbarschaft von ihm gemalt worden,
sen erinnert auch die hl. Lucia (die anderen Hei- aber sie sind verschollen oder zu Grunde ge-
ligen sind Petrus, Paulus und Nikolaus). Allein gangcn. Dazu gehören Fresken zu Prepo bei
die breiteren Formen der Figuren, ihre leichte Perugia vom J. 1525 und eine Geburt Christi für
Bewegung und lebhaften Geberden scheinen von S. Pietro zu Castel Rigone, bestellt im J. 1527
Andrea delSarto beeinliusst, wie wenn Domenico und vollendet im J. 1534. 1535 erhielt D. den
die Zeichnung dieses Meisters studirt hätte. Es Auftrag, gelegentlich des päpstlichen Besuches
wird erzählt, dass der Florentiner Rosso, als er das Wappen Paul's III. an die Fassade des Pa-
bei der Plünderung Remis im J 1527 gefangen lazzo de" Priori zu Perugia zu malen, und 1536
und ohne Schuhe und Strümpfe auf die Land- bemalte er eine Statue des hl. Ludwig in S.
strasse hinausgejagt worden, sich nach Perugia Francesco daselbst. In demselben Jahre hei-
iiiiehtete und dort von Domenico gastlich auf- ratete er Maddalena di Filippo, die Mutter sei-
genommen wurde; zum Danke dafür habe er die- ner unehelich geborenen Kinder, die er jedoch
sem dann Kartons zu Gemälden hinterlassen. schon 1520du1-ch den kaiserlichen PiäiZg-i-afen,
Mit dem Umstande, dass .A. schon vor 1527 Giovanni Mansueti, hatte legitimiren lassen.
Manches von der Florentiner Weise angenom- Auch in den Freskomalereien an der Decke
man, lasst sich diese Anekdote nicht wol in der Kapelle Madonna dclla Luce zu Perugia