Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

Alexy 
Domenico Alfani. 
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sieht über einen Bau im Hospital S. Bernardino 
erhielt. 
s. Mariotti, Lettere pittoriehe Perugine. p. 241. 
Fr. W. Ungar. 
Domenico Alfani, der Sohn des Paris, 
Maler zu Perugia. Die Zeit seiner Geburt ist 
ungewiss; allein er war Freund und Genosse des 
jungen Raffael, als dieser in den ersten Jahren 
Xdes 16. Jahrh. zu Perugia Schüler des Pietro 
Perugino war. Nach einer Angabe Passavanfs 
(Leben Raphaels I. 217), deren Quelle wirjedoch 
nicht auffinden können, wäre Domenieo, noch 
ehe er in seiner Kunst es weit gebracht hatte, 
von Raffael aufgefordert worden nach Rom zu 
kommen; allein er folgte dem Rufe nicht und 
blieb in Perugia, wo er fiir jenen bisweilen Auf- 
träge besorgte. In der Wiear-Sammlung zu 
Lille Endet sich ein undatirter Brief, in welchem 
Domenico von seinem Freunde gebeten wird, bei 
einer Dame Namens Atalanta die Bezahlung einer 
Schuld zu bewirken, deren Betrag ihm für das 
vBegi-abnissu zukam; ohne Zweifel war dies 
Atalanta Baglioni, für welche Raffael 1507 seine 
Bestattung Christi (jetzt in der Galerie Borghese 
zu Rom) malte. Der Inhalt dieses Briefes und 
die schöne Zeichnung einer hl. Familie, welche 
sich auf der Rückseite desselben findet, bekun- 
den die Herzlichkeit der Beziehung zwischen den 
beiden Künstlern. 
Im J. 1510 wurde Domenico als Meister in die 
Zunft von Perugia aufgenommen (unter dem 
Namen: Domenico Paridis Panderi Alfani). Er 
beschränkte seine künstlerische 'l'hä.tigkeit auf 
den nächsten Umkreis des Peruginer Bezirkes 
und begann seine Laufbahn sehr bescheiden, 
indem er sich Meistern dritten Ranges zuge- 
sellte und Aufträge von der gewöhnlichsten Art 
ausführtc, auf "Prompet-enwvimpel jmit Berto di 
Giovanni) im J. 1511 und auf ein Wappenschild 
Leo's X. im J. 1513. Nur allmälig scheint er 
sich dann zu Altarbildern aufgeschwungen zu 
haben. Das früheste uns bekannte Werk dieser 
Art befindet sich in S. Gregorio della Sapienza 
zu P erugia, gez. im Saum des Gewandes der 
Jungfrau: MDXVIII Domenieo feee. Es stellt 
die thronende Madonna in einer Landschaft zwi- 
schen den hh. Gregor und Nikolaus vor; zwei 
zu beiden Seiten symmetrisch schwebende En- 
gel, welche eine gewisse Aehnlichkeit mit römi- 
schen Viktorien haben, halten die Krone über 
dem Haupte Marias Die Jungfrau sowol als das 
Kind sind von entschieden raffaeleskem Cha- 
rakter und mit viel Empfindung in schönen und 
regehnässigen Verhältnissen gezeichnet. Die 
Gruppe erinnert sehr an jene Madonna Ratfaefs, 
welche aus der Galerie Orleans in die Sammlung 
Rogers überging. Die Heiligen zur Seite sind 
in der Bewegung wie im Ausdruck nicht ohne 
Würde. Dagegen leidet die Wirkung des Bildes 
unter dem armseligen Typus der Engel und unter 
dem stumpfen Fleischton bei dunkeln Schatten. 
Kaum ist denkbar, (lass Domenieo dieses Bild 
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von da nach Wien transportirt, erst im März 1852 
ohne Urtheil entlassen. Seine Wiener Hoifnun- 
gen waren nun vernichtet, und in Ungarn war 
vorderhand an eine wie immer geartete künst- 
lerische Thätigkeit gar nicht zu (lenken. A. ging 
daher 1852 mit recht schmalen Mitteln nach Lon- 
(1011, wo er das erste Jahr unter schweren Drang- 
salen jeder Art sich durehkämpfen musste. Er 
arbeitete namentlich in der Werkstatt des für 
Bildnisse vielbesehäftigten Bildhauers William 
Behnes. Schon 1853 aber erweckten seine im 
Krystallpalaste ausgestellten Büsten Ralifaefs 
und der Fornarina, nebst einigen auf den ost- 
indisehen Krieg bezüglichen Gruppen, solche 
Aufmerksamkeit, dass er sofort namhafte Auf- 
träge erhielt. Aus dieser seiner Londoner Zeit 
Stammen die iiberlebensgrossen Büsten von 
Kossuth und Batthyanyi (1854 bestellt für die 
internationale Portriitbiisten-Galeric hist. Per- 
sönliehkeiten im Krystallpalaste) und ein Em- 
porsehwwbender Genius (weisser Marmor), der 
als Grubmonument eines jungen Mäitlchens in der 
Krypta des Highgate-Kirehhofes dient; ferner 
die aus parischem Marmor gearbeitete Kolossal- 
statue des in Malta verstorbenen englischen 
Obersten Collnet, mit zahlreichen Reliefs am 
Sockel, in zwei Exemplaren ausgeführt, de- 
ren eines sieh auf Malta, das andere in Eng- 
land im Besitze der Familie Collnet befindet; 
endlich mehrere Marmorgruppen und Medaillons 
im grossen Saale von Bridgewater-House, von 
Lord Ellesmere bestellt. 
1861 begab sich A. wieder in seine Heimat 
zurück, um für die verwittwete Gräfin Ludwig" 
Batthyanyi die kolossale Marmorbüste ihres im 
Jahre 1849 hingerichteten Gatten, des ersten 
ungarischen Ministerpräisidenten, auszuführen. 
Zu derselben Zeit hatte er für das neue Redoute- 
gebäude, nachdem seine Entwürfe für die besten 
erklärt waren, vier grosse Hautreliefs zu je vier, 
also zusammen sechzehn Figuren von Tanze- 
rinnen auszuführen. Dieselben zeichnen sich 
durch Erfindung, Reichthum der Motive und 
tüchtige Formgebung aus. Sein jüngstes Werk 
(1868-1869) ist das Denkmal für den 1849 
(in Folge der Revolution) hingerichteten Baron 
Johann J eszenak (in der Familiengruft auf dem 
protestantischen Friedhof zu Pressburg). 
A. lebt gegenwärtig als Professor der Modellir- 
kunst an der städtischen Oberrealsehule zu Pest. 
Nach Mittheilungen des Künstlers. 
L. Ilevesi. 
Alfami. A l f a n i , Künstlerfamilie von Perugia. 
Pari s Alfani, wurde 1462 in die Zunft der 
Goldschmiede zu Perugia aufgenommen, ver- 
heiratete sieh 147 8, zeichnete sich dann als Bau- 
meister aus und starb 1520, nachdem er seinen 
Sohn Domenico als alleinigen Erben eingesetzt 
hatte. Von seiner künstlerischen Thätigkeit ist 
nichts weiter bekannt, als dass er 1480 die Auf-
	        
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