Galeazzo Alessi. 275
den er suchte , und in der That hat derselbe auf Es scheint, dass der Neubau des Hafens und
seine ganze architektonische Thätigkeit grossen des Mauerdammes der Stadt gegen das Meer die
Einfluss ausgeübt. Er fand daselbst bald rcich- erste Arbeit Als in Genua war; sie wird schon
liche Beschäftigung, insbesondere von den Kar- von Vasari sehr hervorgehoben. A. gab dem
dinälen Cempeggie und Chinueei; der Eine der- Hafen die Form eines Halbkreises, dessen Mauer-
selben ist wnl jener- Kerdinal VQn Rimini, in wand er mit toskanischen Säulen und Nischen
dessen Diensten, nach Vasari, Alessi gestanden Sellmllßläte; auf dem Dämme dann, Welehel den
haben soll. Nach einem sechsjährigen Aufent- Hafen gegen die Stadt 111 ebsehleee, legte e1' ellle
halt in Rom wurde er dann durch den Kardinal gPOSSe Sälllenhillle Clerlseller Ordnung für dle-
Parisani dem Papste Paul III. empfohlen; im Wache an. Nicht weniger als die Architektur
Auftrag desselben begleitete er den Kardinal, zeugte die Ingcnicurarbeit an diesem Werke von
als dieser zum Legaten von Perugia ernannt besonderem Geschick und einem Talente gr0ss-
worden, dorthin, um den schon begonnenen Ncu- artiger Anordnung, wie auch mit dem prakti-
bau der Festung für den unteren Stadttheil sehen Zweck die künstlerische Ausstattung pas-
(der Cittadella Paolina) weiterzuführen. Dcr- send vereinigt ist. Der Entwurf zur Erwei-
selbe war schon 1540 von Antonio da Sangallo tcrung der Strada Nuova, wobei gleich eine
begonnen, auf Gchciss des Papstes, der damit Anzahl von Palast-Neubauten in Aussicht ge-
den Wirren zu Pcrugia ein Ende machen wollte, nommen wurde, war dann das nächste Werk
indem er in den neuen Befestigungsring die Pa- Alessfs, das für seine Zeit von durchgreifender
läste der Baglionen einschloss und sie schleifen Bedeutung wurde.
licss. Zur Besichtigung des Baues kam Paul III.
7 Jahre hintereinander nach Perugia. Erst nach ll- 5168878 Pßlß-Slibßlllien 111 Gehve-
diescr Zeit, also nachP1547 , scheint A. die Ge- In dieser neuen Palast-Architektur bekundete
lnäellel, Welelle der 111151 111113 Seinem Gefolge sich sofort der entschiedene Nachfol er Michel-
im Kastell zu bmgvohgeln pflegte, neu hergcrich- angelds. Vor Allem zeigt sich hiergcin ausge-
lel 111 lleben- le e du ell 1111d Bequewlich- bildetes Verständniss für alle Bcdin un en ros-
keit dieser Räume wurde schon von Vasari ge- ser Wirkung, welche nicht sowol äeiäheig der
rühmt. Gliederung und ein zierliches Maß der Verhält-
Als dann an die Stelle von Parisani der Kar- nisse, sondern volle, mächtig sprechende Formen
dinal Crispo als Legat von Perugia trat, erhielt als Ausdruck der Grossräumigkeit im Auge hat.
von diesem A. den Auftrag zum Entwurf und Dabei wurde noch ein Anderes erreicht. Die
Bau der kleinen Kirche Nostra Donna del engen Strassen Gcnua's (die Erweiterungen A.'s
popolo (1547 -1549). Ein Gebäude, das sich blieben immer an ein gewisses Maß gebunden)
im Säulen- und Architrav-System dem dorischen boten den Raum nicht, dem Bau mit fein abwä-
Stil anschliesst und diesem entsprechend in der gendcm Auge gegenüberzutreten. Die Gestal-
Ornamentation noch ein ziemlich einfaches Maß tung musste sich durch ihre vorspringenden
einhält; dabei hat es doch eine gewisse male- Glieder rasch übersehen lassen, u. andererseits,
rischc Wirkung, indem die Profilirung einen pas- indem der Bau mehr in die Höhe, als in die Tiefe
senden Wechsel von Licht u. Schatten erzeugt. zu gehen hatte, in der Fassade eine Reihe von
Auch der Bau der Kirche und des Klosters S. Stockwerken sich kräftig unterscheiden. Damit
Caterina, ungefähr aus derselben Zeit, rührt war freilich zugleich jenes System der stark vor-
Von A. her. Er zeigt gleichfalls, im Verhältniss und zurücktretenden Prolilirungcn, der wech-
zu den späteren Bauteg des Meisters, eine ge- selnden Linien, überkräftigen Gesimsbildungen
wisse Schlichtheit des tils und die Nachbildung und Vcrkröpfungen gegeben, das die Barock-
guter Muster der römischen Renaissance. architektur cinleitet und durchgehcnds kenn-
Schon diese Bauwerke, sowie die Gunst des zeichnet.
Papstes 1111d del Kardinäle Velblelteten den Ruf Fast alle Paläste der Strada Nuova sind von
Alessfs in Italien. Das durch seinen Handel A, entworfen. Ratti (s. unten) meldet, dass nur
relell gewerdelle Gelldifllelle damals beßellles- zwei derselben von anderen Baumeistern her-
Sen, die am abhängigen Meeresufer enggebautß rührten- und zwar der Pal. Doria von Rocco
Stadt zu erweitern und zu verschönern, auch die Lurago , der Pal. Carega, welcher bisweilen
Befeetlällllgßbelllien auszudehnen 111ld 11111 größ- falschlieh dem Alessi zugeschrieben wird, von
Barer Pleehl llerzuellellen- zu dem Ende berief Gio. Batt. Castello. Der Letztere war auch sonst
die Republik den Baumeister von Perugia. Es noch neben Alessi bei Palastbauten thätig. Die
muss dies bald nach 1550 geschehen sein, da Paläste, welche sicher A. zum Urheber haben,
nach einem chronologischen Schema der Ge- lassen sich nicht alle mit Bestimmtheit bezeich-
Schichte Genuzfs bei Ratti im J. 1551 die Strada nen, da manche mit den Besitzern die Namen
Nuova von A. erweitert wurde und jedenfalls in gewechselt haben, auch einige umgebaut sind.
das J. 1552 der Bau von S. Maria di Carignano Als seine dort noch erhaltenen Bauten sind her-
fallt. Dass A., wie eine andere Nachricht will vorzuheben die Palazzi; Imperiale Lcrcari
schon einmal 1537 in Genua thätig geweserl (jetzt Casino), Serra (durch die Restauration
lS- Später), ist durchaus unwahrscheinlich. von Tagliaüco im 18. J ahrh. theilweise verdor-
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