264 J ustus däAIlamagna.
Pietro Alamanno (Alemanno).
um den Schein von Relief zu erzeugen; im Gan-
zen das Werk einer kaltenAuffassung und einer
ungeschickten Hand. Auf einem weissen Bande
in der linken Ecke die Bezeichnung:
Justus d'Alla-
-Inagna, pinx-
n, 1451.
Einige Kunstforscher haben sich eine Zeitlang
derAnnahme zugeneigt, dass J ustus d'Allamagna
derselbe sei wie Jodocus von Gent, ein fiamän-
discher Maler, der bei niederländischen Chroni-
sten als ein Schüler Huber-Es Van Eyck vor-
kommt, und als die gleiche Person mit jenem
Justus von Gent gilt, der von Vasari unter den
alten Flamändern angeführt wird. Inwieweit letz-
tere Ansicht hinsichtlich des Schülers Huber-Es
Van Eyck (dessen Sanderus, De Gandavensibus
eruditione claris. II. 79, gedenkt) gerechtfertigt
ist, lässt sich um so weniger ausmachen, als die
ihm zugeschriebenen Bilder in Gcnt, Die Kreuzi-
gung des hl. Petrus und Die Enthauptung des hl.
Paulus, seit lange verschollen sind. Allein soviel
ist sicher, J ustus dßällamagna konnte, nach sei-
nem Werke in S. Maria di Castello zu urtheilen,
kein Schüler des grossen Van Eyck sein; oder,
kam er aus jener Schule , so hatte er ihren Cha-
rakter im Laufe der Jahre verloren und war zu
jener Klasse deutscher Maler vierten und fünften
Ranges herabgesunken, welche Hunderte von
ihren Bildern in den meisten Theilen Europas
gelassen haben. Wir können nicht einmal zuge-
stehen, dass dieser Justus, der Urheber jener
Verkündigung, auch diejenige gemalthabe, wel-
che, im Louvre befindlich, unter seinem Namen
im Kataloge verzeichnet ist. Wol hat dieses
meisterhafte Werk etwas Nordisches in den vol-
len und fleischigen Köpfen sowie in der flachen
Blässe des Fleisches; aber sowol im Beiwerk als
in den zu den Seiten stehenden Figuren ist der
italienische Charakter ausgesprochen. Künstler
der Genueser Schule, daraus Meister mit nordi-
scher Art, gleich den hlaceari und Brea, in der
zweiten Hälfte des 15. J ahrh. hcrvorg-ingen,
konnten in dieser Weise gemalt haben.
Die vollkommene Uebereinstimmung der Na-
men konnte die Meinung begünstigen, dass Jus-
tus, der Schüler des Hubert Van Eyck, und Giusto
von Gent, der Maler eines merkwürdigen Altara
bildes zu S. Agatha in Urbino, ein und dieselbei
Person seien. Allein es kann kein Zweifel dar-l
über sein, dass zwischen dem Urheber dieses
Werkes und jenem Wandmaler zu Genua nicht.
die geringste Verbindung ist. S. daher die Un-i
tersuchung, wie es sich mit Griusto von Gent
verhalte, unter diesem Artikel. Somit wissen!
wir von J ustus d'Allamagna nur, dass er 1451 zui
Genua lebte, eine von Giusto da Guanto, welcher
1474 bis 1475 zu Urbino malte, verschiedene;
Person und sonst unbekannt geblieben ist. Er,
kann auch nicht derselbe wie J odokus , der sog.
Schüler des HubertVan Eyck sein, und ob dieseri
seinerseits der gleiche wie jener Giusto sei, wird
sich (s. Art. Giusto) als sehr zweifelhaft er-
weisen.
Crowe u. Canalcaselle.
Das Bild des Justus d'Allamagna ist für
einen Flamänder auch insofern merkwürdig, als
es mit Wasserfarben auf die Wand gemalt ist,
ein Umstand, der es von vornherein unwahr-
scheinlich macht, dass der Maler aus der Schule
des Van Eyck kam. Einzelne Ziige erinnern wol
lan die tlandrische Schule, wie z. B. die Gestalt
des Engels und die Landschaft, welche man
durch die offenen Arkaden des Hintergrundes
erblickt. Andrerseits aber deutet Manches auf
einen Einfluss der kölner Schule; so ausser der
malerischen Behandlung der architektonischen
Ornamentation und der golddurchwirkten Ge-
wandung des Engels insbesondere der Ausdruck
sanfter Frömmigkeit und die runde Gesichtsbil-
dung der Jungfrau. Auch die ziemlich liilssigen
Gewandfalten erinnern mehr an die kölnische als
an die flandrische Darstellungsweise. Der Meister
scheint also bis zu einem gewissen Grade unter
den Einwirkungen beider Schulen gestanden zu
haben.
Uebrigens finden sich zu Ge n u a im 15. Jahrh.
noch andere Spuren von Malern aus Deutschland
oder Flandern. So wird erwähnt:
Corrado d'Alemania, der 1477 zu Taggia
arbeitet. Ob er ein Schüler von Justus d'Alla-
magna war, wie Spotorno (Storia letteraria della
Liguria , Genua 1824-1826) vermuthet, muss
dahingestellt bleiben. ltlöglich, dass derselbe auf
die oben erwähnten E. Maecari und Ludovico
Brea, deren Malerei ilandrische Ziige zeigt, von
Einfluss gewesen.
s. Crowe et Cavalcaselle, Les anciens Pein-
tres Flamairds. Französische Ausgabe. Bruxel-
les 1862. I. 141-147. Daselbst eine Abbil-
dung im Umriss von dem Bilde des Jusius.
lt
PietroAlamanno (s.p.261), MalerzuAscoli
in der 2. Hälfte des 15. Jahrh. Er war ein Schii-
ler des Venetianers Carlo Crivelli, der, nachdem
er die Anfange seiner Kunst unter den Schülern
des Squarcione zu Padua, dann unter den Malern
Giovanni und Antonio von Murano erlernt, sich
zu Ascoli in der Mark Aneona niedergelassen
und dort 25 Jahre hindurch die Malerei für den
ganzen Bezirk fast ausschliesslieh betrieben
hatte. Alaniannds Stil war von der Weise seines
Meisters bestimmt, und die Kenntniss derselben
ist erforderlich für seine Würdigung.
Crivelli hatte sich unter Künstlern gebildet,
welche ausschliesslich 'I'emperarnalerei übten-
In Padua eignete er sich jene Mischung V03
Plßßtiseher und realistischer Darstellungsweise
all, welche die Schule Mantegnas kennzeichnete,
sowie ihre Neigung, die Form perspektivisch Zll
behandeln. In der Werkstätte der Muranesen
erlernte er sodann die Anwendung des erhaben
aufgetragenen, sowie des gemalten Ornamente.