1. Wie die Vertheilung des Stoffs unter die Mitarbeiter vor sich zu
gehen habe, ergab sich von selbst. Entweder theilen sich in ein ausgedehntes Einzel-
gebiet eine Anzahl von Forschern dergestalt, dass ihre vereinte Arbeit den gesammten
Stoff dieses Gebietes erschöpft; oder ein abgegrenztcs Feld ist für sich einem oder
zwei zusammenwirkenden Gelehrten übertragen. Hierbei ist jedoch das Ueberein-
kommen getroffen, dass auch in solchen Branchen andere Mitarbeiter, sofern sie mit
einzelnen Meistern derselben eingehend sich beschäftigt haben, für diese zugezogen
werden. Denn jedes Ergebniss gründlicher Arbeit von Seiten bewährter Kenner soll
WO möglich unserem Werke zu gute kommen. Sogar einzelne Notizen, kleinere Bei-
träge zum Leben und Wirken eines Meisters, welche ein bei jenem Zweige nicht
betheiligter Forscher zu geben in der Lage ist, werden durch die Redaction ihre Ver-
werthung finden.
2. Um die Ergebnisse wo möglich aller Forschungen zu verbinden, wird daher
ein Zu samm en Wirken verschiedener Kräfte auch bei einzelnen Meistern statt-
finden. Insbesondere bei den hervorragenden Künstlern, einem Michelangelo, Rafael,
Dürer scheint ein solches gemeinsames Arbeiten für unsern Zweck das allein richtige
zu sein. Schon sind die Vorkehrungen dazu getroffen. Dass dabei dennoch die
Darstellung ihren nothwendigen einheitlichen Charakter bewahren wird, erhellt aus
der Art des Zusammenwirkens, von der wir weiter unten die Hauptzüge angeben.
3. Ausserdem stehen dem Herausgeber von Seiten verschiedener Forscher
sehr schätzensiverthe Materialien in Manuscripten zu Gebote, die ihm zur Be-
nützung für das Lexikon überlassen sind. Unter ihnen nimmt (lasjenige von Herrn
Otto Mü nd ler in Paris, bekanntlich einem der bewährtesten Kenner unserer Zeit,
die erste Stelle ein. Es sind umfassende und reichhaltige Notizen, die sich über fast
alle Gebiete der neueren Kunst, von der mittelalterlichen angefangen, erstrecken,
Während eines halben Mensehenlebens auf das Sorgsamste gesammelt und fortwährend
ergänzt; die Ergebnisse eines unausgesetzten Studiums, insbesondere der Malerei,
das namentlich durch eine fortwährend geübte Anschauung in einem grossen Mittel-
punkte der Kunstwelt und die Ergänzung derselben durch ausgedehnte Reisen, unter-
stützt sodann durch die Kenntniss der literarischen Quellen , zu einer ächten Kenner-
schaft geführt hat. Dieses Material sollte eigentlich die Grundlage eines von dem
Verfasser selber herauszugebenden Künstlerlexikons bilden ; doch überliess er es dem
Unterzeichneten sofort zu freier Benutzung, als ihm derselbe den Plan des neuen auf
noch breiterer Basis angelegten Unternehmens mittheilte.
Dem so umfassenden , mit der Beihülfe so vieler und so verschiedener Kräfte
unternommenen Werke musste ein ein h eitlich er Ch äträlkliel" erst recht gesichert
Werden. Es waren gewisse Normen der Ano rdnung un d B e h an d lung,
gewisse Grundsätz e und Bedingungen der historisch en Bearbeitung,
die sieh aus dem gegenwärtigen Stande der Kunstwissensehaft ergeben , festzuhalten
und mit den Mitarbeitern ihre Durchführung zu vereinbaren.