221
nicht gelungen. Indem er sich nun unter den zu der Auflösung dieser letzten Genossenschaft
Florentiner Malern nach einem Solchen umsah, von Mariotto und Fra Bartololnmeo geführt ha-
iicl er natürlich auf Mariotto, den alten J ugend- ben; wir wissen nur, dass die damals zwischen
gefährten. Sein Vorschlag wurde, so scheint es, beiden Malern getheilte Summe 424 G0ldduka-
ohne Zögern angenommen. Man kam überein, ten betrug. Albertixielli scheint die neue Tren-
dass alle laufenden Ausgaben vom Kloster be- nung als ein Unglück empfunden zu haben. Denn
stritten und der Gewinn zwischen Fra Bartü- in jene Zeit wol fällt sein Entschluss wovon
inlnmco und Albertinelli getheilt würde. Wäh- Vasari berichtet die Kunst aufzugeben u. ein
rend der drei Jahre dieser Genossenschaft, von lustiger-es Gewerbe zu ergreifen. Lebemann, wie
1510-4513, entstanden Viele Bilder in gemein- er war, meinte er das in einer Wirthschaft zu
Samer Arbeit; einige von ihnen unter dem Na- finden. Er übernahm also ein Wirthshaus zum
Inen des Frate verkauft, wol, weil er den grössten nDIQLChBIIK am Ponte Vecchio in der Nähe des
Anthcil an denselben hatte, andere mit dem vcr- 'l'l1Q1-s S. Galle und that sich hier etwas zu Gute
bundenen Namen beider Maler u. darauf, nun nichts mehr zu hören von mensch-
mit einem Monogramm, welches lichcr Form, Muskeln, Verkürzung u. Perspek-
später als dasjenige der Gehiilfen tivc u. von den scharfen Benxerkungcn der Maler.
von S. Marco bekannt war; an- Bald aber reute ihn diese Grille, u. ohnedem fand
dere endlich Ohnc alle Be- er es schwerer, seinen Unterhalt als Schenkwirth
Zeiehnnng, über bei der Anilös" zu verdienen, denn als Künstler. Er kehrte da-
nng der Genossenschaft dem A1" her zur Staffelei zurück, drei Monate nachdem er
bertinclli zugewiesen. sie verlassen hatte. Im März 1513 war er wieder
I S I 0 Unter den Bildern der ersten bei der Arbeit; er malte ein Wappenschild für
Art gibt es wenige, darin Wir die den Palast der Mediceer, gelegentlich der Wahl
Hand Mariottds entdecken können. Wir glau- Giulianels zum Papste (Leo
bcn dieselbe zu finden in einerAnbctungGott- Die Bilder, die er seitdem malte, sind wenig
Vaters durch die hh. Magdalena und Katha- an der Zahl und nicht von Bedeutung. Die Ver-
rina von Siena, jetzt in S. Romano zuLucca; kündigung in der Miinch encr Pinako-
der segnende Gott-Vater, wenngleich nach der thek zeigt uns eine Weise der Darstellung,
Zeichnung des Fra Bartolommeo (in den Uffizien) welche mit der eigenthümliehen Empfindung Fra
entworfen, ist allem Anschein nach von seinem Bartolommeds die kcloristische BehandlungAn-
Gehülfen ausgeführt. Entschiedener verrathen drca del Sartds zu verbinden sucht. Auf der
noch in der Himmelfahrt Maria im Berli- einen Seite blickt der hl. Sebastian zu dem En-
ner Museum die um das Grab der Jungfrau gel aufwärts, der ihm die Palme des Märtyrer-
knieenden Heiligen Mariottds Hand. Weniger thums reicht; auf der anderen die hl. Ottilia mit
deutlich tritt seine Beihiilfe in einem Rimdbild dem Messer im Nacken; die Jungfrau in der Mitte
der Geburt Christi hervßr, des sieh in Sel- ist von schöner und leichter Bewegung. In der
toeehiß bei Lußßä finden V0n der Zweiten Freiheit der Behandlung ist hier Mariotto seinem
Gattung ist die Verkiin dignng in der Mdgds- Meister voraus und zeigt keine seiner früheren
lenßnkirche zu Genf, bezeichnet mit dem Nß- Steifheiten; aber seine Kunst hat nicht mehr die
men beider Maler und der Jahreszahl 1511. Von ernste Grösse, welche sie einst besass.
der dritten das Bild Adam und Eva in Castle Seitdem lebte er nicht lange mehr. Wie be-
H0 ward in England, das bei Auflösung der richtet wird, wurde er um diese Zeit nach Viterbo
Genßssenschaft am 5. Januar 1513 V0n Bäirie- gerufen, um in dem Kloster S. Maria della Quer-
leinlneo angefangen WM- Letlteres Werk ist eia ein von Fra Bartolommeo begonnenes Bild
Voll Empfindung lind Ansdrnek, dnninrhigin den zu vollenden (nach den Büchern des Klosters
Bewegungen der llauptiigurcn und reizend durch Wal- dagglbgt ein Bild des; Fra Bm-tolommeo,
die Landschaft, welchein derFernc die Schöpfung Madonna, mit Heiligen, von Fra Paclino da
Zeiär- Eva, den Baum mit dem einen Arm nni" Pistoia vollendet werden; wol ein anderes als
fassend. herßllr auf das Geflüster der Sehldnge jenes). Von Viterbo aus verfügte er sich dann
und pflückt die Frucht, obwol von Adam ge- nach dem nahen Rom und malte daselbst die
warnt, der an der entgegengesetzten Seite des Vermälung der hl. Katharina für S. Silvestro di
Bildes auf einer Bank sitzt. Das Gemälde ist Montecavallo, im Auftrage von Fra Mariano, der
aufs Feinste durehgebildet, und d0ch Lieht lind damals der Brüderschaft von Piombo angehörte.
Schatten in breiten Massen und wirksamen Kon- Als er an dieses Bild die letzte Hand gelegt,
tmsren gehalten; der Ton voll und luftig. Ein ward er von einer Krankheit (Wie Vesdri erzählt,
gleich schönes Werk von derselben Art ist das in Folge eines Uebermasses von Liebesgenuss,
0 Dfßr A brah am s, ebenfalls in C a stl e Ho dem er sich auf der Rückreise von Rom in Quer-
Ward. Auch sind Fragmente einer Krönung eia hingab) ergriffen, Welche ihn Zwang, nseh
der Jungfrau im Karlsruher Museum, Florenz zurückzukehren, WO er den 5- NOV-
dlß aus derselben Zeit zu datiren scheinen (dort 1515 st. Er wurde begraben in S. Piero mag-
unrer dem Namen des Fra Bartolommeo). giore und überliess es seinen Schülern Visino
Nichts ist von den Ursachen bekannt, welche und-Bugiardini, das Gedäehtniss seines Stils zu