Das Werk, dessen erste Lieferung wirhiemit dem Publikum übergeben,
umfasst die Meister aller Kunstgattungen, und zwar von den ältesten Zeiten bis auf die
Gegenwart. Es will von allen diesen Künstlern genaue Rechenschaft, von ihrem Leben
wie von ihren Werken, nach den gründlichsten Untersuchungen, eingehende Nachricht
geben. Hinsichtlich der grösseren Meister, immer in gedrängter Fassung, so voll-
ständig als möglich, hinsichtlich der kleineren durch eine alles Wesentliche bei-
bringende Charakteristik. Doch wollen wir auch die wenig gekannten Meister berück-
sichtigen, insbesondere Keinen übergehen , der in den zeiehnenden Künsten , mithin
als Stecher, Radirer, Holzschneider- u. s. f. thatig gewesen ist. Denn es schlagt in
unsere Aufgabe, die Werke der Letzteren überhaupt, der Stecher, Radirer u. s. f.,
soweit sie nach sorgfältigen Nachforschungen sich feststellen lassen, nahezu sammtlich
zu verzeichnen.
Ein solches Werk umspannt beinahe die ganze Masse des kunstgesehichtlichen
Stoffs. Denn es liegt in der Natur der bildenden Kunst, dass, wo sie immer zu eigen-
thümlichen und grossen Leistungen sich ausbildet, ihre Urheber und Schöpfer als
bestimmte Individuen hervortreten, auf welche sich das Interesse der Nachwelt um
so mehr sammelt, als von der Kenntniss ihres Lebens und ihres Schaffens die Kennt-
niss der Kunst selber abhängt. Je tiefer die moderne Kunstwissenschaft mit immer
steigendem Eifer in die verschiedenen Epochen der Vergangenheit eindringt, um so
mehr arbeitet sie auch an der Erforschung der Künstler, ihrer Lebensumstände und
ihrer Leistungen.
Um so urehr aber häuft sich auch das Material in allen Zweigen der Kunst-
geschichte. Neue Namen treten auf, Irrthünier werden berichtigt, Lücken ausgefüllt,
in Archiven bisher unbekannte Daten gefunden, verschollene Kunstwerke an das
Lieht gebracht, die vorhandenen Monumente von Neuem untersucht und ihren
Urhebern naehgespürt. Dadurch hat die Kunstgeschichte, und gerade in der jüngsten
Zeit, eine ganz neue Gestalt gewonnen: die kritische Prüfung der 'I'hatsachen, die
Beschäftigung mit den Meistern und ihren Werken hat eine tiefere Kenntniss der
Stile, ein tieferes historisches und künstlerisches Verständniss herbeigeführt. Um-
gekehrt wirkt dies wieder auf jene Forschungen fjrdernd zurück. Im Zusammen-
hange aber mit dieser Airsbildung der Kunstwissenschaft, die eine wesentliche Arbeit
unseres Zeitalters ausmacht, hat sich das Interesse des gebildeten Publikums an der
Kunst selber sowol wie an ihrer Geschichte mit jedem Jahre vertieft und erweitert.