204 Alberto Alberti Gherubino Alberti.
der Nachblüte, der sich von der guten Ueber1ie-
ferung der vorangegangenen Zeit noch nicht ab-
gewendet hat. Auch für die Fassade von S. Pe-"
tronio in Bologna hat er, neben Giulio Romano
uid Palladio , eine Zeichnung entworfen; sie
wurde als die drittbeste befunden, näherte sich,
übrigens derjenigen, welche Raifael für S. Lo-l
renzo in Florenz gemacht hatte.
Auch durch Schnitzereien in Holz, namentlich
reiche Kunstmöbel in Nussbaum für Paläste, hat
sich A. hervorgethan. Es sind kleine Kapellen
(Altareinfassungen), prächtige Bettstellen, wor-
auf bekanntlich die Spätrenaissance grossen
Werth legte, und Nussbaumtruhen, reich ver-
ziert mit plastischer Arbeit, auch mit Figuren,
Aposteln u. dergl. in Relief. Eine Reihe derarß
tiger Werke ist bei Gualandi aufgezählt (ent-
standen von 1548 bis in die sechziger Jahre, zum
Theil mit Angabe der Preise). Alberto scheint
eine Zeitlang damit förmlichen Handel getrieben
zu haben, indem er namentlich Truhen seinem
Bruder Girolamo nach Venedig schickte, der sie
dort verkaufte. Im J. 1554 war er auch von Va-
sari im Namen der Werkführer des Bisthums
von Arezzo aufgefordert worden, die Schnitze-
reien im Chor des dortigen Doms auszuführen.
Von allen diesen Holzarbeiten scheint nichts er-
halten, wenigstens lässt sich mit Bestimmtheit
nichts dem A. zuweisen. Der Meister, den un-
verdienter Weise die Kunstgeschichte bisher
ziemlich im Dunkel gelassen hat, st. zu Rom
den 1. Novbr. 1598, 73 Jahre alt. Sein Bildniss
befindet sich in der casa degli Alberti, welche
noch Eigenthum der Familie ist, zu Borgo S.
Sepolcro.
s. Gualandi, Memoxie Originali Italiane. S. VI.
50- 61. Daselbst fortlaufendes Verzeichniss
seiner Arbeiten von 1548-1593.
Romano Alb erti, genannt Nero, der Bru-
der des Giovanni di Berto und Oheim des Al-
berto, war ebenfalls tüchtiger Holzschnitzer.
Lodovico Alberti, Bruder des Alberto,
erwähnt als guter Bildhauer und Holzschnitzer.
Von ihm wird berichtet, dass als Raffaellino
dell Colle den 12. Jan. 1566 st., L. für ihn den
Sarg fertigte.
Romano Alberti, anderer Bruder des Al-
berto, erwähnt als Maler, Holzschnitzer u. Bild-
hauer. Sein Trattato sopra la nobiltä clella Pittm-a
erschien zu Rom 1585. 4., dann ein zweites Werk,
über die römische Malerakademic, deren Sekretär-
A. war, zu Pavia 1604 unter dem Titel: Origine
e Progresso delF Accadenziez de! Discgno de! Pit-
tori, Scultori ed Architctt-i zli Roma. 4.
Girolamo Alberti, der dritte Bruder des
Alberto, ebenfalls Maler und Holzschnitzer, der
vielfach mit Alberto gemeinschaftlich arbeitete,
auch an seinen Festungswerken theilnahm und
so vornehmlich als dessen Gehülfe erscheint. Im
J. 1566 ging er mit Alberto für längere Zeit nach
Rom. Er st. 1582 und hinterliess sieben Söhne ;
von ihm stammt die jetzt noch lebende Familie
der Alberti.
Alessandro Älberti, Freskomaler, Sohn
des Alberto, geb. zu Borgo S. Sepolcro 9. März
1551, 1- zu Rom den 10. Juli 1596. Noch Lanzi
wusste nichts Näheres von dem Meister. Der-
selbe lernte bei Gaspero di Silvestro von Peru-
gia, einem jetzt ganz unbekannten Maler. Im
J. 1566 brachte ihn sein Oheim Lodovieo zu sei-
ner weiteren Ausbildung nach Rom, und bald
wurde Alessandro seiner Geschicklichkeit halber
von verschiedenen italienischen Fürsten vielfach
beschäftigt. Im J. 1577 malte er zu B. S. Scpolcro
einige Bilder für die Kirche des hl. Franziskus,
und in der Kirche S. Susanna die Heilige dieses
Namens; letztere gest. von seinem Bruder Che-
Wrubino A. (s. unten). Dann arbeitete er mehrere
iJahre in Neapel für Kirchen und Paläste, bis
er 1586 nach Mantua zum Herzoge Vespasiano
Gonzaga berufen wurde, um die Villa Sabionetta
auszumalen, auf welche Arbeit er mit seinem
Bruder Giovanni, den er 1587 dorthin hatte
kommen lassen, längere Zeit verwendete. Von
1588-1592 malte er dann wieder in Neapel.
.1592 stattete er in Rom mit Giovanni die Sa-
kristei von S. Giovanni Laterano mit Freske-
malereien aus, ein der perspektivischen Wirkung
halber damals viel bewundertes Werk, indem es
die Sakristei höher erscheinen lässt, als sie in
Wirklichkeit ist. Der Preis dieser Arbeit wurde
nach der Schätzung angesehener Maler jener
Zeit, darunter Roncalli dalle Pomerance, auf
1594 Scudi gewerthet. Im J. 1596 wurde er von
Neapel aufs Neue nach Rom gerufen, um mit
den Brüdern die Ausmalung des Salone im neuen
iVatikan zu vollenden. Da er dort krank wurde,
liess ihm Klemens VIII. durch zwei Abgesandte
seinen Segen überbringen; ein Beweis des gros-
sen Ansehens, zu dem der Künstler gelangt war.
Nach ihm gestochen:
Die hl. Susanne, in der Rechten eine Palme, in
der Linken ein offenes Buch haltend. Von Ohe-
rubino Alberti. kl. F01. s. unter C-her. Alberti
N0. 67.
s. Gualandi, Memorie Originali Italiane. VI.
61-64.
J. Illeyer.
Oherubino ( ZaccariaMatteo) Alberti,
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Maler u. Kupferstecher, geb. den 24. Febr. 1553
zu Borgo San Sepolcro, war der zweite Sohn des
Alberto. Seine Kupferstiehe haben ihn zu dem
berühmtesten Gliede der Familie gemacht, wenn
auch Giovanni als Maler ihn übertraf.
I. Sein Leben.
Anfänglich widmete er sich hauptsächlich "dem
Kupferstiche, denn aus den siebenziger u. acht-