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die Zeichnungen zu zwei Kirchen in Mantua von den Mantuaner Bildhauern Antonio und
entwerfen. Die bedeutendere davon, S. Andrea, Paolo Mola ausgeführt. Der zur Linken der
wurde erst 1472, im Todesjahre des Meisters, Fassade stehende gothische Thurm ist schon
begonnen; in demselben Jahre, am 2. Januar, 1413 erbaut.
schrieb Lod. Gonzaga an seinen Sohn, den Kar- Einfacher und schmuekloser ist die kleinere
dinal Franc. Gonzaga zu Rom, um vom Papste Kirche S. S ebastiano gehalten, zu welcher
die Erlaubniss zum Niederrcissen der alten klei- Alberti nach dem gleichzeitigen Chronisten Ma-
nen Kirche, die schon 1048 erbaut werden, zu rio Equicola (Commentarii della storia di Man-
erhalten. Damit wurde in der That am 16. Fcbr. tova) schon um 1460 die Zeichnung gemacht hat.
schon begonnen. Doch schritt der Neubau sehr Dass sie überhaupt von Alberti herriihre, kann
langsam vorwärts, zunächst unter der Leitung nicht zweifelhaft sein; auch die Profilirung und
von Luea Fancelli, welcher der Weise Albertfs Ornamentation, sowie die Einfassung und Ver-
iibcrhaupt folgte und lange in Mantua thätig war. zierung der Hauptthüre trägt den gleichen Cha-
Im J. 1494 war, nach einem Schreiben der Werk- rakter wie bei S. Francesco. Der Grundriss der
lentc an den Bauherrn vom 30. Juni, noch der Kirche ist ein Quadrat mit einer Vorhalle und
dritte Theil der Kirche zu wölben. Erst 1600 drei Tribunen, welche kleeblattförmigc Chor-
wurde der Chor mit den Querschiifen vollendet, nischen enthalten.
und erst 17 34 mit dem Bau der Kuppel von Fi- Mit einiger Bestimmtheit lässt sich noch die
lippo Juvara begonnen, deren Vollendung sich Kapelle der Vergine lneeronata in der Kathe-
dann bis zum Mai 1782 hinauszögerte. Nach drale zu Mantua dem Alberti zuschreiben.
einem von Carlo d'Arco (s. unten) beigebrachten Zwar glaubt Gaye (Carteggio II. 529), dass sie
Briefe des Architekten Paolo Pozzo vom August erst nach 1477 erbaut sei, weil nach Andrea
17 83 wäre die Absicht des Alberti gewesen, der Schivenoglia, der 1445-1490 die Denkwiirdig-
Kirche ein einfaches beckcnförmiges Gewölbe keiten seiner Zeit schrieb, 1477 die Madonna
(bacile siinplice) zu geben, was seinen arehitek- Wunder that und ihr darauf ein Altar errichtet
tonischen Grundsätzen wol entsprochen hätte. wurde. Doch folgt daraus nicht, dass auch die
Die gegenwärtige Dekoration des Innern, in Kapelle crst1477 gebautworden. Dass dieZeieh-
Uebereinstimmung mit dem Bau und stilvoll ge- nung zu derselben noch vom alten Marchese Lod.
halten, rührt von demselben Paolo Pozzo aus Gonzaga herkam, erhellt aus dem Briefe des
dem J. 1799 her. Auch hier ist die Fassade, Domkapitels vom 19. Sept. 1480 (s. Carlo d'Arco)
wie bei S. Francesco in Rimini, als ein selbstän- an dessen Sohn Fed. Gonzaga; und sehr wahr-
diges Prachtstück behandelt, das dem Innenbau seheinlich ist, dass Lodovico diese Zeichnung
ohne nähere Beziehung zu seiner Konstruktion von Alberti erhalten. Ueberhaupt hat A. auf
und Raumeintheilung vorgesetzt ist. Eine ko- die Mantuaner Architektur einen nachhaltigen
rinthisehe Pilasterordnung mit einer hohen Bo- Einfluss geübt; er lässt sich jetzt noch im Cha-
gennisehe in der Mitte , welche auf zwei kanne- rakter mancher Protilirungen und Kranzgesimse
lirten Eckpfeilern mit Gebälk aufsetzt und wie- deutlich verfolgen. Seine Bauweise wurde über-
dcr die 'l'hiire enthält; an beiden Seiten, in den dies durch Luca Fancelli, der sich in Mantua
schmaleren Zwischenräumen zwischen den vier verheirathete und nicderlicss, und dessen Schii-
Pilastern, kleinere Thiiren, Fenster und Nischen ler daselbst verbreitet.
übereinander in einer Dreitheilung von Stock- Eine ddiätigkeit ganz eigenthümlichei- Art iiel
werken, deren Vcrhaltniss zur grossen lirlittcl- Alberti in Rgm unter Papst Nikglaus V_ (1447
DlSGlIO Ilißlli? glücklich getroffen iSi; ll. eine GlZWäS bis 1455) Z11_ Bekanntlich untepnahn] es die-
llllmlhige Wmfung nlaßht- Die ganze Allßninllng ser zuerst, Rom mit grossen monumentalen
ist wieder einem dh-iumphbogen entnommen und Bauten ein ganz neues Ansehen zu geben
doch mit dem Giebel eines antiken 'l'empcls oben zur Verherrlichung der Kirche sowol, als zuni
abgeschlosßßll- Dagegen ist das Innere, ßin- eigenen Ruhm; so dass er, nach dem Ausdruck
schifiig mit Kiiilcllßllfeihßn, 11911001415 mit einem Vasarfs, ganz Rom um und um kehrte. Zu den
kassettirten Tonnengewölbe, dessen Abtheilun- grossen Plänen desselben gehörten: Ilerstellung
gen nach dem Muster römischer Thermensiile der Stadtmauern u. der vierzig Stationskirchen,
behandelt sind, von schönen und mächtigen Ver- Neubau des Vatikans und der Peterskirche. Hier
hältnissen. Das Qucrsehiff, mit zwei Kapellen eröffnete sich Alberti eine Gelegenheit zu um-
an jeder Seite, springt nur wenig über das Lang- fassendem Wirken, wie sie seiner breit angeleg-
schiff vor, so dass dieses den ganzen Bau be- ten Persönlichkeit besonders entsprach. Ohne
herrscht. Von dem Schmuck, womit Alberti die dass eines der rlamals entstandenen Bauwerke
Kirche ausgestattet, ist nicht viel geblieben; von ihm ausschliesslich entworfen oder ausge-
doch was davon übrig, zeigt eine grosse Fein- führt wäre, hatte er doch in Allem die Hand und
heit der Ornamcntation. Mit Recht ist bemerkt beeiniiusste jene ganze architektonische dlhätig-
werden, dass die aufsteigenden Rankenarabes- keit. Er war dem Papste durch dessen ersten
ken an den Pfeilern der Eingangsthüre den Geheimschreiber, Flavio Biondo von Forli, aus
schönsten Venedigs an die Seite zu stellen sind. der Familie Ravaldini , empfohlen worden, und
Sie sind, wol nach den Zeichnungen Albertfs, Nikolaus zog bald seinen Rath dem des Floren-