Volltext: Aa - Andreani (Bd. 1)

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schon 1438 sein Ruf als Schriftsteller war, zeigt ihre ganze Kunst den stärksten Einfluss geübt 
sich darin, dass er damals auf dem Konzil zu hat, findet sich schon in Alberti deutlich und 
Ferrara beauftragt wurde, das Leben mehrerer voll ausgesprochen.  
Märtyrer zu schreiben (nur das des hl. Potitus Allein so ausgeprägt in dieser Beziehung die 
ist zu Stande gekommen). künstlerische Begabung Albertfs war; nach der 
In allen diesen Schriften spricht sich eine un- produktiven Seite hatte sie ihre Schranke. Seine 
bedingte Verehrung und Bewunderung des Al- ganze Geistesart hatte einen vorwiegend ästhe- 
terth ums aus, dem in Albertis Augen die tischen, literarischen Zug; seine Fähigkeiten 
eigene Zeit nichts an die Seite zu setzen hat. S0 waren insbesondere theoretischer, betrachtender 
denkt er in Dingen der Literatur und Wissen- und kombinirender Art. Woran es seiner gestal- 
schaft. Anders aber stellt sich sein Urtheil ge- tenden Phantasie gebrach  denn sie fehlte ihm 
genüber der Kunst, als er in Florenz die gros- keineswegs  das war der leichte Fluss der Er- 
Ben bahnbrechenden Meister, welche die neue findnng und der volle schöpferische Trieb. In 
Zeit heraufbrachten, und ihre Werke kennen allen drei Künsten war er praktisch nicht unbe- 
lernte. Sofort stand ihm die Tiefe und die weit- wandert; doch brachte er es nur in der A1. chi- 
tragende Lehenekreft der 11e11e11 Bewegung eile" tektur, die naturgemäss seiner ganzen Gei- 
ser Zweifel; er bewies sich auch darin als den Stesanlage am meisten entsprach, zu Werken 
hervorragenden Mann seiner Zeit, dass ihm die von selbständiger und hervorragender Baden- 
volle Bedeutung der Renaissance unter den Er- tung Und auch hierbei verstand er sich weit 
siien nnfging- Oiiien eprieiii erjene Anerkennung besser auf die Entwürfe, als auf die Ausführung, 
aus in der Widmung einer kleinen Schrift über wen; mehr auf die Theorie der Formengebung, 
Mnierei an Brlineiiesee, die er in Florenz wie er sie nach den klassischen Mustern kombi- 
1435 gieieil naeh Seiner Riiekkehr Verfasst 7111 nirte, als auf die Gestaltung und Entwickelung 
haben scheint. Er habe eingesehen, dass in Bru- des ganzen Baues aus dem Grundplan und der 
nellesco, in dem ihm eng befreundeten Dona- Konstruktion heraus. Denn weit mehr lag ihm 
tello, sowie in Ghiberti, in Luca della Robbia an der formalen, künstlerischen Erscheinung, 
11nd Masaccio ein Geist lebe, der durchaus Kei- als an der materiellen Herstellung. Die Male- 
nem der Alten, wie gross und wie berühmt er rei betrieb er nur, wie er selber sagte, zu seiner 
auch in diesen Künsten gewesen sei, nachge- Erholung. Er malte besonders Bildnisse und 
setzt werden könne. legte dabei den grössten Werth auf die Aehn- 
So hatte Alberti vor Allem, wenn von seiner lichkeit. Sein eigenes Porträt, ebenfalls von 
artistischen Bedeutung die Rede ist, die Em- seiner Hand, war noch zu Vasarfs Zeit im Be- 
Pfänglichkeit des feinsten künstlerischen Sinnes. sitze von Palla Rucellai; derselbe besass ausser- 
Schon aus dem Bericht seines zeitgenössischen dem von ihm ein grau in grau gemaltes Bild mit 
Biographen geht hervor, dass er für alle Reize ziemlich grossen Figuren. Andere seiner Zeich- 
der Erscheinungswelt, für alle Schönheit der nungen und Gemälde waren der Hauptsache nach 
Form, sei es in der Natur, sei es in der Kunst, architektonische und perspektivische Ansichten; 
die grösste FähigkeitderEmpfindung hatte. Dazu doch befand sich in einer Kapelle bei der Brücke 
gehörte nicht nur eine scharfe, immer lebhafte alla Carraja zu Florenz auch eine Tafel mit drei 
Beobachtungsgabe, sondern auch eine für den biblischen Geschichten. Von Albertfs Malerei 
feinsten Reiz offene Anschauung, eine tief ein- hielt übrigens Vasari nicht viel, und von ihren 
dringende Theilnahme an der Aussenwelt, die Leistungen hat sich so wenig erhalten, als von 
man mit dem modernen Ausdruck ästhetisch ber- dem was er nach Landino mit dem Meissel, dem 
Zeichnen muss und als deren Grund Burckhardt Grabstichel oder in Thon geschaffen haben soll; 
mit Reeht "ein fest nervös Zll ileililerliieS hÜehSt denn die Reliefs an derFassade vonS. Sebastiano 
sympathisches Mitleben an und in allen Dingenc zu Mantua hat man ihm sicher mit Unrecht zu- 
ailführt. So war Alberti Einer der Ersten, der geschrieben. Wie er sich dagegen als Baumei- 
die Schönheit der Natur in ihrer selbständigen, ster hervgrgethan hat, davon nachher. 
landschaftlichen Wirkung empfand, dem ihre Seine kunsttheorctischen Schriften 
malerische Erscheinung fiir sieh aufging", Wie er sind von ihm selbst italienisch und lateinisch 
endrerseits Alles von Menschen nmit einer ge- verfasst, und zwal-Wahrscheinlieh diesmal zuerst 
Wiesen Schönheit Hervorgebrachte fast für gött- in jener, seiner eigenen Sprache. Jedoch sind 
lieh hielte. Und auch über das Wesen der Schön- die italienischen Texte, die vor der neuesten 
iieit selber fasste er, wie wir bald sehen wer- Ausgabe der Opere volgari von Anicio Bonucci 
iien, unter den Ersten solche Begriffe , die dem (5 Tomi, Firenze1843 bis 1849) erschienen sind, 
tieferen Verständnisse desselben, wie es erst die spätere Uebersetzungen aus dem Lateinischen, 
neueren Zeiten mit ihrem vorgerückten philoso- allerdings, wie es scheint, mit Benutzung des 
llhischen Denken erreicht haben, ganz nahe kom- italienischen Textes von Alberti. Am frühesten 
men. Man sieht: die reine, durch keinerlei stoff- ist ein kleines Buch über die Bildhauerei, 
iißhes Interesse getrübte Freude an der Form Dellastatua(imLateinischenzBi-eve compendium 
und der Erscheinung,welche einen wesentlichen de componenda Statue) geeehrieben, das erSt 
Charakterzug der Renaissance bildet und auf durch die späteren Gesammtausgaben bekannt 
MeYer, Künstler-Lexikon. I. 25
	        
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