Leon Battista Alberti. 191
Dome mit festlicher Pracht zu veranstalten (Ok-
igigcälsbggaffääfus iacit. Supeibulllih t t0ber1441), darin die Bewerber Gedichte über
15' gravlsque n" 1 e n" die wahre Freundschaft vortragen und die päpst-
Auch hat er keineswegs in beschränktem Kreise liehen Sekretäre den Sieger mit einem silbernen
nur für sich gelebt, wie denn schon sein Dasein Lorbcerkranzc krönen sollten. Wie weit jener
äusserlicli unstät und fast immer in Bewegung Zweck erreicht wurde, wird uns nicht berichtet:
war. Seine persönliche Bedeutung wie die Viel- allein das Fest misslang insofern, als die Preis-
seitigkeit seines Geistes brachten ihn bald mit riehter mehrere Gedichte für gleich vortrefflich
den verschiedensten italienischen Fürsten in Be- erklärten und daher den Kranz zu allgemeiner
riihrung. In Ferrara war er mit llieliadusio von Unzufriedenheit der Kirche übergaben.
Ente (r 1452) befreundet, von desSen Bruder Unter solchen Verhältnissen erhielt Alberti in
1160118110 auf das Ehrenvollste aufgßnßmlnßll- Florenz eine feste u. einträgliche Stellung durch
Auch dem Grafen von Urbino, Federig-o von geistliche Pfriinden. Im J. 1447 wurde er Dom-
Montefeltrc, stand er nahe. Ferner hat er in Rom herr und Priester des Stadtviertels von S. Lo-
inanehe Jahre seines Lebens zugebracht, insbe- renzo; später fielen ihm noch andere Kirchen-
sondere von Papst Nikolaus V. (s. unten) ge- ämter zu, so 1466 das Rektorat der Probstei S.
schätzt und mannigfach zu Rath gezogen. In Martino in Gangalandi, die Abteien von S. Sa-
Florenz endlich, wohin er, nachdem das Exil vino und S. Erniete in Pisa. Auch erhielt er in
seiner Familie aufgehoben war, um das J. 1440 Rom unter Pius II. (1458 bis 1464) das Amt eines
gekommen zu sein scheint, trat er mit Cosimo, Scrittore abbreviatore der päpstlichen Breven.
Piero und später mit Lorenzo de" Medici in ver- Das änderte jedoch weder in seiner antik heid-
traulichen Verkehr. Welcher Art sein Umgang nischen Denkart, noch in seinen Studien und
mit diesen Fürsten war, geht deutlich aus den seiner Lebensweise das Geringste. Bekanntlich
noch vorhandenen Briefen hervor: er schrieb nahmen es die Humanisten mit derlei Aemterii
ihnen, wie Seinesgleichen, wie Freunden, die er überhaupt sehr leicht; sie waren ihnen nur ein
ehrte, indem er eine verwandte geistige Bildung Mittel, ihren geistigen Neigungen und Zwecken
u. gleich edle Interessen bei ihnen voraussetzte. ungehindert nachgehen zu können, und hatten
In diesem Sinne sandte er dem Meliadusio d'Este auf ihre Gesinnung nicht den geringsten Ein-
sein Werkchen nEX ludis reruin mathematicaruinu iiuss. Zudem war Alberti einem bloss weltlichen
(bei Vasari Trattato de" tirari e ordini di misu- Treiben lange nicht so ergeben, wie andere sei-
rare altezze genannt), damit der Fürst daran sein ncr Zeitgenossen in gleichen Würden und Ver-
Ergützen habe. Als er dem Piero de' Medici eine haltnissen; von den Ausschweifungen jener Zeit
kleine Schrift über die Ehe, Uxoiia, die er in und der in ihr gewöhnlichen Zügellosigkeit der
der Musse des Landlebens geschrieben, widmete Leidenschaften scheint er sich vollends frei ge-
und schickte, beruft er sich in seinem Begleit- halten zu haben.
schreiben auf die eingehende Theilnahme, die Und so rühmte man ihm nicht weniger als
Piero fast stündlich seinen Schriften und wis- seine Fähigkeiten, Adel des Charakters, mora-
senschaftlichen Bestrebungen erweise; sie wür- lische Tüchtigkeit undvfeine Bildung der Sitten
den wetteifern, fiigt er hinzu, auch fernerhin nach. Für jene Epoche vcrsinnlicht er auch nach
einer den anderen in liebreiclier Gesinnung und dieser Seite das schöne Gleichmass einer viel-
jeder Art ehrenvoller Dienstleistung zu über- seitig ausgestatteten und unverkümmert ent-
treffen. Weit später nimmt er dem jüngeren Lc- wickelten Natur. Die schlimmen Seiten der Hu-
renzo gegenüber die Stellung des väterlichen manißißen, (ins UnrnhVniie, Leidenschaftlich"
Freundes und Berathers ein, indem er ihn in der erregte nnii Abslirinäeniie ihrer Biiiinng und
Schrift vDe Triviis Senatoriisu insbesondere über ihres Lebens, Scheinen ihn nur leise gestreift
die im Rathe zu haltenden Staatsreden belehrt zu iinhen- Er ist, Vnr Lennnrdn (in Vinni und i"
undimbeigefügten Briefe ermahnt, seinem Grogg- tiefer Verwandtschaft mit demselben, eines der
Vater und Vater in allen ihren Tugenden, insbe- reinsten Beispinin jener merkwürdig äesieiger"
S0ndere auch in ihrerwissenschaftlichenBildung, ten Zeit. Von der Kehrseite des encyclopädi-
Iiachzueifern. Wie viel ihm sowol als der gan- sclien Wesens ist freilich auch er nicht ganz frei.
Zen Zeit die literarischen Studien galten, wie Weit mehr wie jetzt schien damals der einzelne
viel man in jeder Beziehung ihrem Einüusse zu- begabte Mensch in den verschiedensten Fächern
traute, das bezeugt ein eigenthiimliches Ereig- leisten zu können; aiiein eine Art Von Znrspiii"
m35, das aus seiner geistigen Beziehung zu den terung, die bei aller Tüchtigkeit der einzelnen
Medici hervorging. Dem iiorcntinischen Volke, Arbeit es doch schwer zu vollendeten Ergeb-
das durch den unglücklichen Krieg mit dem Her- nissen brachte, konnte nicht ausbleiben. Zu Vie-
zog Filippo Maria Visconti von Mailand tief lerlei trieb auch Alberti. Wie Leonardo war er
herabgestimmt war, sollte ein Schauspiel berei- auf Erfindungen aus und hatte seine lebhafte
iet werden, das es wieder zu Lebenslust und Le- lsireiide am Aussinncn merkwürdiger Vßrrich-
hßusm-uth anregen würde. Zu diesem Zwecke tungen; Dinge, iiie trotz ärnßsel" Geschicklich-
kamen Leon Battista und Piero di Cßsimo auf keit in der Herstellung oft doch nur Spielereien
den Gedanken, einen poetischen Wettkampf im waren. So erfand er ein Instrument, perspekti-