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Francesco Albani.
zum Ausbruch kam, rasch zur Entzweiung und einer seiner beiden Villen in der Nähe von Bo-
zur offenen Feindschaft führte. Denn bald kam logna, bald in der Querzuola, bald auf derjeni-
hier Reni, obgleich es auch unserem Meister gen in der Gemeinde Meldola, zuweilen auch in
nicht an Beifall und Verdienst fehlte, zu grÜS- Bologna selbst, im vGarten der Poetenn bei emsi-
serem Ruf. A. sah sich sogar gezwungen, zum ger Thätigkeit ein gcmächliches Leben. Diesem
Theil als Gehiilie seines alten Freundes zu ar- fehlte es weder an den gewöhnlichen Genüssen
beiten, und das führte um so eher zum Bruch, des Tages, weiinsehen A_ darin iiiäesig wer,
als Guido nicht versäumte, ihn seine Ueber- noch an den feineren Freuden des Geistes. Sein
legenheit fühlen zu lassen. Bald war ihre Neben- Schüler und Freund Bonini aus Venedig versah
buhlerschaft so offenkundig geworden, dass sich von dort aus Seinen Tisch mit guten Iriseheh und
in Bologna Künstler und Kunstfreundc in vAl- Austern. Auch seinen trefflichen Wein mochte
banesiw und vGuidistiu theilten. A. nicht missen, so dass er, da er im Alter ein-
In Rom fand A. mancherlei Arbeit und ver- mal nach Venedig; reisen wollte, denselben sich
mehrte so sein Vermögen nicht unansehnlich. nachschicken zu lassen dachte. An dem Allem
Unter Anderem malte er, gemeinschaftlich mit nahmen oft gleichgestimrnte Freunde Theil, wie
Annibale Caracci, die Fresken in der Kapelle S. denn der Maler eine lebhafte und wechselnde
Diego in der Kirche S. Giacomo dcgli Spagnuoli. Unterhaltung liebte. Dazu kam die fortgesetzte
A. selbst berichtete in seinen handschriftlichen Beschäftigung mit einigen Poeten, die seine
Anmerkungen zum Microeosino della Pittura des Lieblinge waren, insbesondere mitOvid u. Vir-
Scanelli (nach Malvasizr), dass er dieses Wer-l: gil, die er am liebsten in der Urspraehe gelesen
mit Annibiiie und nach dessen Zeichnungen von- hatte, von den Neueren mit Ariost und Tasso.
endet habe, ohne die Beihiilfc von Innoeenzo Nur selten unterbrach er den ruhigen Lauf die-
Tacconi und Domenichino, deren Scanelli irr- ses eingeschränkten aber reichlich ausgefüllten
thiimlich gedenke. In den ersten Jahren seines Daseins. Einmal im J. 1625, als er nach Rom
römischen Aufenthaltes verheirathete sich A. ging, wahrscheinlich um die Villa des Marchese
mit einer jungen Römerin, Anna Rusconi, die Giustiniani zu Bassan o bei Rom auszumalen
ihm nahezu 40000 Lire (S000 Seudi) zubrachte, {mit der Geschichte Neptunls und der Galatea u.
eine für jene Zeit beträchtliche Mitgift. Sie st. dem Fall Phaetons), und die Fresken im Palast
schon bald darauf im ersten Wochcnbette, nach- V erospi (jetzt Torlonia) auszuführen, welche
dem Sie am 11_ Jimi 1514 eine Teehtei, Eiise- noch erhalten sind, insbesondere Apollo mit den
betta (später Priorin des Klosters della Conce- Vier Jßllreß- und Tageszeiten (S- "ntßni- Darm
zione in Bologna), geboren hatte. A. gedachte im J. 1630, als er wieder nach Rom ging, um
nun in Rom unabhängig als Junggeselle weiter die Tribüne in der Kirche S. Maria della Pace
zu leben. Allein sein älterer Bruder Domenico, zu malen, und im J. 1633, da er in Florenz für
dei- uPi-okm-atoi-u, der die. Güter der Familie ver- den Kardinal Gio. Carlo de" Medici in seinem
waltete , drängte ihn, nach Bologna. zuriickzu- Palast Mezzo Monte verschiedene Werke aus-
kehren und eine zweite Frau zu nehmen; weder führte.
er, noch der jüngere Bruder Gio. Agostino, (ler Diesem Leben entsprach die Kunst des Mei-
Notar, wollten heirathen u. so sollte denn Fran- sters. In den Scencn, welche er mit Vorliebe
ccsco ndas Haus aufrecht erhalten" n. für Erben darstellt, so wenig wie in seinen Formen und im
(105 Vermögens Sorgen (Brief des DOIIICIÜCO M1 Ausdruck seiner Empfindungen, ist etwas Gros-
Franceseo bei Malvasia). Francesco licss sich ses und Gewaltiges. Insofern kommt cr weder
bereden und kehrte 1016 nach Bologna. zurück. dem Domenichino, noch dem Guido Reni gleich.
A. ist vorAllem eine liebensivürtlige Natur u. von
11' sein Lebe" m Bologna" Charakter "m" Klmsm der leichteren Art; er ist der Meister spielender
D011 Vßnnählte 611ml bald (laraufnlit DOM" Anmnth und reizender Gestalten, die zwischen
ließ F iürävullti, einer Sßllürlßll Frau M15 gutem Ideal und Sinnlichkeit eine unbestimmte Mitte
Bologneser Hause, die ZWM nicht S0 Yeißh W313 halten. Er findet dieselben insbesondere in der
wie seine erste Gattin, aber doch 10000 Lire und antiken Mythologie: im Kreise der Venus mit
sonst noch Habe im Wertllß V03 2090 Sßudl 111 dem Chor ihrer Amoretten, der Diana und ihrer
die Ehe brachte. Diese scheint im Ganzen, trotz Gefiihi-tiiiiieii, der Geiatea ii_ dei-Eui-Opa; diese,
des reizbaren Charakters Albßniiß, eine älück" fast immer kleine Figuren und in der nackten
liche gewesen zu sein. Aus ihr gingen (nach Schönheit jugendlicher Körper, lässt er in hei-
Malvasia) zehn Kinder hervor, zWßi Süllllß lllltl teren und sonnigen Landschaften von idealem
acht Töchter, alle bcmerkensiverth durch ihre Zuschnitt ihr frohes Spiel treiben. Die Natur,
Schönheit. Nach Passeri waren es deren zwölf die er zu solchen Darstellungen brauchte, fand
gewesen; doch sind in einerUrkunde vom J. 1834 er bei sich in der nächsten Nähe. Die Umge-
(s. Gualandi), (larin A. der vielen Kinder wegen bung seiner Villa mit ihren dunkeln Bitumen u.
um Nachlass der Steuern bittet, deren elf ange- der reinen Luft gab ihm die Landschaft; seine
führt, worunter wol die Tochter aus erster Ehe schöne Frau das Vorbild fiir seine Venus, Gala-
mitgerechnet ist. Mit dieser Familie und in den teen, Najatlen und Dryaden, und die Reihe sei-
besten Verhältnissen führte Albani zumeist auf ner Kinder jenen Liebesgötter- und Engelkranz,