120 Agesandros Agessi.
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Kaiserzeit kennen wir keinen einzigen rhodi- perlichen Schmerzes doch immer noch als einem
sehen Künstler. dagegen eine ganze Reihe aus tiefen Seelenlcirlen untergeordnet darzustellen.
der Zeit der Nachfolger Alexanders, der höchsten Nach allen diesen Richtungen hin bildet der
Hnnuelshliithe VOII Rhndlls, die nachweislich Laokoon den Höhepunkt einer zwar nicht aus
auch eine hohe Blüthe der Kunst im Gßfßlge unmittelbarem Kunstgetiihl heraus, sondern mit
hatte. Soll also das berühmteste Werk der rho- bewusster Berechnung, nbel- noch mit dem von-
uischen Kunst ganz iscllTt und Wenigstens zWci sten Erfolge arbeitenden Kunst. In Beziehung
Jß-llrh- nach dieser Bliithezeit entstanden sein auf künstlerisches Wi s sen erscheint er als die
Dusjeuige Werk aber, Welches unter eilen uns reifste Frucht, ja als eine Potenzirung aller vor-
erhaltenen allein dem Laokoon zur Seite gestellt nngegnngenen Entwinkelnngnntnfnn, an der wir
Werden kann, der sogenannte Fßrnesisehe Stiel? vor Allem bewundern müssen , dass die Grenze
War nicht etWß in der letzten Zeit der Yölnisehen des im plastischen Stil Erlaubten zwar berührt,
Republik auf des Asinius Pollio Bestellung ge- aber nie eigentlich überschritten wird.
urlieiietl Sondern aus Rhciius nuch Ruin über" Der hier angedeutete Gruudcharakter des
geführt Wurden: also ebenfalls ein Werk älterer Werkes findet in den verschiedenen Erscheinun-
Zcii (Vgl- unten APhllcnins Ven Tlnllesl- gen des Geisteslebens der alexandrinischen
Fassen wir jetzt den Kun s t ch a rak ter des Epoche hinlängliche Analogien, nicht aber in der
Laokoon selbst in's Auge, so findet derselbe römischen Zeit, in der namentlich die Kunst,
ebenfalls nur in der Zeit der Nachfolger Alcxan- abgegghen vQn (gingl- gpegifisgh römischen, rea-
ucrs seine Erkliiruhg- Mit den Ausläufern deY listiseh-historischen Entwickelung, fast nur
schulen des Skcpus, Pruxitclcs u-LYsiPP schwand durch mehr oder minder freie Reproduktion
ilic Ursprünglichkeit künstlerische? Schöpfer- älterer Originale sich eines gewissen äusseren
kraft inlnler mehr. und Wie in Poesie und Litem- Gedeihens erfreut. Selbst ein der Kunstrichtung
tur überall ein bewusstes wissenschaftliches und des Laokoon noch mehrfach vel-tvahdtes Werk,
gelehrten Studium nervurtrut: 50 zeigt sich eine das an die römische Periode heranreicht, der
gleiche Richtung auch in der Kunst. An die sog. Borghesesehc Fechter (s. unter Agasias),
Stelle unheinngencr Eingebung un die kiinstle- zeigt doch bereits ein starkes Abnehmen derje-
Ylsche Aufgabe tritt bestimmte Berechnung 1 luun nigen Kräfte, in deren Vollbesitz sich die Künst-
suchtc zu glänzen in der Ueherwiniiung nnlte- ler des Laokoon noch befanden, und bestätigt
rieller und technischer Schwierigkeiten, in der daher die Annahme, dass Letzterer in einer frü-
kunstiniißiiiäen Verknüpfung kclnplizirter hie" heren Zeit, etwa zwischen 300 und 1-50 v. Chr.
tive, in der Steigerung der Aifektc und Leiden- entstanden sein 1111155,
siihaiiiieii Aiies dieses ist beim Laoiiooii der Kaum ein anderes Werk der alten Kunst ist in
Fall i erist nicht das Erzeugniss einen einzigen auf neuerer Zeit unter den verschiedensten Gesichts-
unmittelbarer Anschauung beruhenden schöpfe- punkten so vielfach besprochen werden, wie der
rischen Momentes, sondern eX uno lapide (d. h. Laokoon. Wdilckelmanns Erörterungen in der
in geschlossener Gruppe; denn in Wirklichkeit (iesehißhte der_ hnilsi, Lessings nßqkoov. GÜ-
ist sie aus mehreren Stücken zusammengefügt) tiiesfiuisiii iii den iiiiiygiif" iiiiäieii aiti iäi:
am s Irrer"! drawtumque mehr de man: .
conslili senieiiiiiiif fecere sumnil aiitliicesi der 16. Philologenversammlung in Stuttgart
d. h. die Schwierigkeiten, Welche In der von 1857 p. 165 und Overbeck, Schriftqucllcn
knüpfung des Vaters, der Söhne und der Schlan- NO_ 2i031_
gen zu einer einheitlicherl Gruppe lagen, Wuiw Für die ältere Entstehungszeit sprechen na-
iien überwunden: gelöst, wie diesuiiwieiiigkeiten mentlich : W e] ck e r, alte Deukm. I. 322 E.
einer komplizirten Rechtsfrage, und dienten und 5011i. (der auch. das poetische Motiv der
vielmehr den Künstlern, ihre Meisterschaft nach Komposition besonders schön darlegt) und
den verschiedensten Richtungen hin darzulegen. Inlnnt 7t (äescln denst-qiistl-yl335317- l' in"
Die gewaltige, fastkrampfhafte Anstrengung Biuillcitiiliiärfgliiiliiirleiliiiiäiidiiideigt. Pefeiisiiiiilii
der Bewegungen machte eine Darlegung anato- 1 ff u Burqian Jahn, f Philol S7 92 n,
mischen Wissens mithign wie sie ohne die durch u. in E rsch u. Gr u ber's Allg. Fncykl. I. Bd.
Hefcphilus in der Zeit iiiiii ersten Ptoiemiiei zu" 82, 500. -V0n1 anatornisch-phyisiologiechen und
01'815 begonnenen Secirübungen um menschlichen ästhetischen Standpunkte behandelt die Gruppe
Leichnam kaum möglich gewesen Wäre- In de!" W. Ilenke: die Gruppe des Laokoon 0d. über
Komposition war die Aufgabe zu lösen, die den kritischen Stillstand tragischer Erschüt-
scheinbar sich widerstrcbenden uud verwirren- terung. helPl- n- lieldelh- 136'2-
den Momente klar auseinander zu legen und doch H. Brunn-
wieder einheitlich zu verknüpfen und so das Un- Agessi. B ern ar d Ag e s si , Maler, -i- 1788 2'
mögliche oder wenigstens Unwahrscheinliche in Nach ihm iindet sich folgender Stich r
dem Kunstwerke als wahrscheinlich V0! Augen Bildniss des Jean Maury, Prediger des Königs etc.,
zu führen. In dem Ausdrucke war nicht nur kör- sitzend. Nach B. Agessi gest. von Franc.
perlicher Schmerz in den verschiedensten Abstu- G 0 d e l'1' 0 Y- Paris 1759- SP- Fel-
fungen, sondern gerade imVater ein Höchstes kör- W. Ewyelmunn.