IOV.
219.
JoluAdelphum. Strassburg], Grüninger 1514, fo]. Passzwant bringt
diese 21 Bilder mit der oben erwähnten Postille von 1514 und 1522
in Verbindung. Es sind diese reiche, bis zum Hintergrund belebte
Compositionen, was bei Vuechtelin nicht der Fall ist.
Geringe Copien der Blätter des Vuechtelin sind in: Evangelien
und Episteln des newen Testaments Durch Ambrosiezm Kempffen,
wohnhaft zu Freiburg im Pryssgau zusamen bracht etc. Colmar,
Bartk. Grüninger 1543, fol.
Hans
Wechtlin
oder
ächtlin.
Die Gründe, warum wir diesen Meister nicht mit dem Formschneider
I0 V. identificirexi können, sind oben angegeben, wer aber dennoch
einen einzigen Johannes Wechtlin haben will, wie man jetzt glaubt,
findet wenigstens hier alles vereinigt, was sich über die Holzschnitte
sagen lässt.
1) Das Bildniss des Philipp Melanchthon in farbigem Drucke.
Oben steht: JIIELANTON. ANM) DOMINIIIIDÄYÄZ (YXAIII. AZYNOS
HAB VI. 10 WECHTLIN FACIEBAT. [lann folgen zwei gekreuzte Grab-
stichel, welche aber mit jenen im Tätelchen keine Aehnlichkeit haben.
Aus diesem Blatte will man zunächst die lndentität des J. Wechtlin
mit dem Meister I0 V. beweisen, die technische Aehnlichkeit mit den
Blättern in Helldunkel des letzteren ist aber nichts weniger als schla-
gend. Der sich J. Wechtlin nennende Meister wurde erst 1514 in
Strassburg zünftig, der Johannes Vuechtelin tritt mit der Passion 1508
auf, und die I-lelldnnkelblatter des I" V. fällen Sicher um 1512. Ich
kann mir also den einen und denselben J. Wechtlin nicht denken.
Dieses Bildniss erwähnt Passavant 110.58, und wohl nur aus-
nahmsweise, wenn nicht aus Inconsequeuz, schreibt er den Schnitt
dem Maler Hans Wechtlin selbst zu. Die Eigenhändigkeit von Maler-
formsehnitten laugnet er immer, selbst wenn dem Monogramme das
Messer beigefügt ist, und auch das Wort Fecil einen eigenhändigen
Formschnitt des Malers zu beweisen scheint. Das Bildniss des Me-
lanehthon soll aber auf einmal darthun, dass Hans Wechtlin der Ver-
fertiger der schönen farbigen Drucke mit 10 V sei. Passavant schreibt
dem Wechtlin auch die folgenden anatomischen Abbildungen zu, aber
nicht dem Schnitte nach. Aus der Unterschrift der Figur N0. 3 geht
wohl zunächst nur hervor, dass Wechtlin den Cadaver nach der Natur
gezeichnet habe. Wenn daher dieser Maler die anatomischen Figuren
nicht geschnitten hat, so ist auch das Bildniss des Melanchthon nicht
von ihm in Helldunkel behandelt. Er ist dann auch nicht der Ver-
fertiger der in Farben abgedruckten Platten mit I" V, und Passavant
bedarf daher eines Forrnschixeiders, der nicht zu linden ist.
2) Die anatomischen Abbildungen in folgenden Werken: Feldlbuclt
der Wundartzney (von llleister Hans von Gerssdorff genannlSc-lzyl-
hans). Stmssburg bei Johann Schott 1517, 15:36,"1530, und:
Spiegel der Amney des geleichen vormals nie o6 heiße doctor in
tusch ussgangä ist nützlich nü gnl alle denen so der artzet mdl
59991-6; gemacht von Luurentio Pbryesen v7; Colmar
w Plljlgsophy und Arzney Doctor. Slrassburg, J. Grieninger 1518,
fol. In diesen beiden Werken sind dieselben anatomischen Abbil-
dungen, und im Weiteren handelt darüber Dr. Choulaut in seiner „Ge-
schichte der anatomischen Abbildungen". Leipzig 1852, sowie in den
„Graphischen Incunabeln", Leipzig 1855. S. 137. Von besonderer
Beachtung sind die grossen Abbildungen, welche auch als Flugblätter
bei Johannes Schott erschienen.