Volltext: IMM - SH (Bd. 4)

IOH. 
148. 
nur dass der Buchstabe H durch eine monogrammartige Abkürzung 
des Namens Johannes ersetzt war, wie oben im F acsimile des Zeichens 
des einen Altartiügels zu ersehen ist. Auf dem anderen Flügel weicht 
das Künstlerzeichen etwas ab, indem in der abgerundeten Bauchung 
des h in O noch der BuchstabeA angedeutet ist. Unter diesem Zeichen 
steht ebenfalls die Jahrzahl 1514, die Zahl 4 hat aber die alte gothische 
Form einer halben 8. Auf dem einen Altarflügel ist Johannes der 
Täufer vor Herodes und seinem Hofgesinde predigend vorgestellt, mit 
der Unterschrift: Dir gebürt m? ze haben das Wib dines bruders. 
Die Rückseite zeigt die Enthauptung des Johannes im Hofe des Palastes. 
Auf dem anderen Flügel erblickt man den Evangelisten Johannes, wie 
er in Gegenwart des römischen Kaisers Domitian in einen Kessel 
siedenden Oels gesetzt wird, während er auf der Rückseite aufPathmos 
die Apokalypse schreibt. Die Rückseite ist leider halb zerstört, die 
übrigen Darstellungen sind aber in vollkommener Erhaltung, von wunder- 
schöner Färbung und voll Leben in der Handlung. Herr His-Heusler 
kaufte diese Gemälde für das Museum an, und da sie laut Aussage 
des Antiquars aus Freiburg in der Schweiz stammen, wandte er sich 
an den Freiburger Geschichtsforscher Professor Alexander Daguet mit 
der Bitte, ihm über Alles, was über Hans Friess und seine Lebens- 
verhältnisse bekannt seyn sollte, Auskunft zu geben. Als Antwort 
erhielt er einen Band der "Emulation" einer Freiburger Revue lite- 
rarischen und artistischen Inhalts, worin sich ein Aufsatz des Herrn 
Daguet über den erwähnten Maler befindet, welcher über dessen Leben 
und hauptsächlichste Werke interessante Einzelnheiten enthält, unter 
andern auch über die erwähnten Altarilügel, welche zu einem Altar- 
schrein in der Hauskapelle des Comthurs des Johanniter-Ordens in 
Freiburg gehörten, Zur Zeit, als Daguet seinen Aufsatz schrieb (1855), 
gehörten die Bilder dem Freiburger Patrizier H. van der Weid, welcher, 
wie es scheint, diese Meisterwerke seines berühmten Landsmannes ver- 
schacherte. Glücklicher Weise gelangten sie in gute Hände, indem sie 
Herr His-Heusler dem schweizerischen Vaterlande erhielt. Ihm ver- 
danken wir diese und die folgenden Nachrichten. 
Hans Fries oder Friess wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
zu Freiburg geboren, und entstammte einer Familie, welche einen 
ehrenvollen Rang in der Republik einnahm. Wo er die Malerei er- 
lernte. ist nicht bekannt; seine Zeichnungsweise verräth das Studium 
der Werke des Martin Schongauer, das Colorit dagegen trägt den 
Stempel der Augsburger Schule, so dass eine mehrjährige Wander- 
schaft in Deutschland angenommen werden kann. Er wird in dieser 
Periode auch Werke in Deutschland hinterlassen haben. Ein Gemälde 
mit den Initialen H F III. N0. 915 war in der Sammlung des königl. 
bayerischen Ex-Ministers Fürsten von Wallerstein, welche nach Eng- 
land verkauft wurde. In den Jahren 1487-88 begegnet uns sein Name 
im Zunftbuch der Malerzunft "zum Himmel" in Basel, wo er das Zunft- 
recht als Maler erkaufte, welches ihm aber nur mit der Bedingniss 
bewilligt wurde, dass er nichts Anderes daneben treibe. Es ist im 
Buche bemerkt: Item aber hand wier enlpfangen 1 H m ß von 
hanf friefen m2 hat die Zunft kauft ulf Mallenwerk m? funsft nüt 
zu lriben uff fant fix lag im lxxxviij jor. Von 1501 an bekleidete 
er in seiner Vaterstadt die Stelle eines obrigkeitlichen Malers; als 
solcher hatte er Kost und Wohnung beim Stadtschreiber Nikolaus 
Lombard, welchem zu diesem Behufe vierteljährlich 5-8 Livres für 
dessen Unterhalt vergütet wurden. Ausserdem hatte er eine fixe Be- 
soldung von 7 Liv., welcher von Zeit zu Zeit die Munifizenz des Raths 
das Geschenk einer Kleidung im Werthe von 5-8 Livres beifügte.
	        
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