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nur dass der Buchstabe H durch eine monogrammartige Abkürzung
des Namens Johannes ersetzt war, wie oben im F acsimile des Zeichens
des einen Altartiügels zu ersehen ist. Auf dem anderen Flügel weicht
das Künstlerzeichen etwas ab, indem in der abgerundeten Bauchung
des h in O noch der BuchstabeA angedeutet ist. Unter diesem Zeichen
steht ebenfalls die Jahrzahl 1514, die Zahl 4 hat aber die alte gothische
Form einer halben 8. Auf dem einen Altarflügel ist Johannes der
Täufer vor Herodes und seinem Hofgesinde predigend vorgestellt, mit
der Unterschrift: Dir gebürt m? ze haben das Wib dines bruders.
Die Rückseite zeigt die Enthauptung des Johannes im Hofe des Palastes.
Auf dem anderen Flügel erblickt man den Evangelisten Johannes, wie
er in Gegenwart des römischen Kaisers Domitian in einen Kessel
siedenden Oels gesetzt wird, während er auf der Rückseite aufPathmos
die Apokalypse schreibt. Die Rückseite ist leider halb zerstört, die
übrigen Darstellungen sind aber in vollkommener Erhaltung, von wunder-
schöner Färbung und voll Leben in der Handlung. Herr His-Heusler
kaufte diese Gemälde für das Museum an, und da sie laut Aussage
des Antiquars aus Freiburg in der Schweiz stammen, wandte er sich
an den Freiburger Geschichtsforscher Professor Alexander Daguet mit
der Bitte, ihm über Alles, was über Hans Friess und seine Lebens-
verhältnisse bekannt seyn sollte, Auskunft zu geben. Als Antwort
erhielt er einen Band der "Emulation" einer Freiburger Revue lite-
rarischen und artistischen Inhalts, worin sich ein Aufsatz des Herrn
Daguet über den erwähnten Maler befindet, welcher über dessen Leben
und hauptsächlichste Werke interessante Einzelnheiten enthält, unter
andern auch über die erwähnten Altarilügel, welche zu einem Altar-
schrein in der Hauskapelle des Comthurs des Johanniter-Ordens in
Freiburg gehörten, Zur Zeit, als Daguet seinen Aufsatz schrieb (1855),
gehörten die Bilder dem Freiburger Patrizier H. van der Weid, welcher,
wie es scheint, diese Meisterwerke seines berühmten Landsmannes ver-
schacherte. Glücklicher Weise gelangten sie in gute Hände, indem sie
Herr His-Heusler dem schweizerischen Vaterlande erhielt. Ihm ver-
danken wir diese und die folgenden Nachrichten.
Hans Fries oder Friess wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts
zu Freiburg geboren, und entstammte einer Familie, welche einen
ehrenvollen Rang in der Republik einnahm. Wo er die Malerei er-
lernte. ist nicht bekannt; seine Zeichnungsweise verräth das Studium
der Werke des Martin Schongauer, das Colorit dagegen trägt den
Stempel der Augsburger Schule, so dass eine mehrjährige Wander-
schaft in Deutschland angenommen werden kann. Er wird in dieser
Periode auch Werke in Deutschland hinterlassen haben. Ein Gemälde
mit den Initialen H F III. N0. 915 war in der Sammlung des königl.
bayerischen Ex-Ministers Fürsten von Wallerstein, welche nach Eng-
land verkauft wurde. In den Jahren 1487-88 begegnet uns sein Name
im Zunftbuch der Malerzunft "zum Himmel" in Basel, wo er das Zunft-
recht als Maler erkaufte, welches ihm aber nur mit der Bedingniss
bewilligt wurde, dass er nichts Anderes daneben treibe. Es ist im
Buche bemerkt: Item aber hand wier enlpfangen 1 H m ß von
hanf friefen m2 hat die Zunft kauft ulf Mallenwerk m? funsft nüt
zu lriben uff fant fix lag im lxxxviij jor. Von 1501 an bekleidete
er in seiner Vaterstadt die Stelle eines obrigkeitlichen Malers; als
solcher hatte er Kost und Wohnung beim Stadtschreiber Nikolaus
Lombard, welchem zu diesem Behufe vierteljährlich 5-8 Livres für
dessen Unterhalt vergütet wurden. Ausserdem hatte er eine fixe Be-
soldung von 7 Liv., welcher von Zeit zu Zeit die Munifizenz des Raths
das Geschenk einer Kleidung im Werthe von 5-8 Livres beifügte.