MAF.
1558.
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fahren gekommen sei. Die Blätter des deutschen Meisters fallen um
1515 und 1516, und es konnte daher Marc Anton deren gesehen haben.
An die 30 der kleineren Blätter desselben sind geätzt, und mehrere
erinnern an die Arbeiten der deutschen Kleinmeister. Einige radirte
Marc Anton nach eigenen Zeichnungen, und fügte auch das Mono-
gramm bei. Man kann also annehmen, dass Marc Anton von einem
deutschen Künstler mit dem Verfahren der Aetzkunst bekannt wurde.
In neuester Zeit hatte sich auch die Photographie der Blätter dieses
Meisters bemächtigt. Wir erwähnen folgendes Werk: Notice sur
la vie de Marc-Anloine, Gralveur Bolonais; accompagnäe de Be-
productions pholographiques de quelquesunes de ses Eslampes, pur
B. Delessert. Paris 1853 roy. 4., gr. fol.
Supplemente zum Künstlcr-Lexicon.
Seit Bartsch wurden zwar einige Blätter Marc Anton's aufgefunden,
welche dem genannten Schriftsteller unbekannt geblieben waren, noch
aber wird ihm eine weit grössere Anzahl zugeschrieben, die ihm nicht
angehört. Auch sind die Namen der Meister, nach welchen Marc Anton
und seine Schüler gestochen haben, noch sehr zu berichtigen. Passavant
wird in dem betreilenden Bande des Peintre-graveur über die italieni-
schen Meister darauf eingehen.
1) Adam und Eva zu den Seiten des Baumes der Erkenntniss.
Copie nach A. Dürer, B. No. 1. Ohne Zeichen, und von der Gegen-
seite, Adam rechts. H. 9 Z. Br. 7 Z.
2) Der Sieg der Israeliten über die Philister, und wie
David dem Goliath das Haupt vom Rumpfe trennt. Nach RafaePs
Entwurf zum Gemälde, welches von der Zeichnung abweicht. Mit dem
Zeichen im Täfelchen rechts unten. H. 9 Z. 6 L. Br. 14 Z. 6 L.
Man findet eine Copie in der Art des Agostino Veneziano mit dem
Täfelchen und dem Monogramme MAF unten auf der Seite des vorn
fliehenden Soldaten. Die ersten Abdrücke ohne 'I'ä.ielchen hat Bartsch
irrig dem Marc Anton zugeschrieben. H. 9 Z. 10 L. Br. 14 Z. 6 L.
3) Der Kindermord, mit dem Tannenbäumchen (chicot,
felceta). H. 10 Z. 4 L. Br. 1x5 Z. 10 L.
Dieses Blatt gehört nicht hieher, indem das Monogramm aus MA
besteht, wie wir es N0. 1528 gegeben haben. Passavant IV. p. 101
schreibt dieses Blatt dem Georg Pencz zu, wie wir bereits bemerkt
haben. Eines der gegebenen Monogramme trägt das Blatt ohne Tannen-
bänmchen, B. N0. 20. Der genannte Schriftsteller erkennt nur darin
die Hand des Marc Anton. Früher hielt man das Blatt ohne Bäum-
chen für Wiederholung des Marco di Ravenna, und jenes mit dem-
selben für Original.
4) Maria auf einem Erdhügel unter dem Baume sitzend, wie sie
dem Kinde eine Birne reicht. Gegenseitige Copie nach A. Dürer,
B. N0. 41. Oben steht die Jahrzahl 1513 statt 1511, wie im Original.
Diese Copie ist ganz unbekannt geblieben, und scheint daher
äusserst selten zu seyn. Im Catalog von Spriekmann-Kerkerinck 1853
kommt sie vor.
5) [B46] Maria mit dem Kinde in einem Sessel mit Löwentatzen.
Ohne Zeichen. H. 6 Z. 6 L. Br. 5 Z.
Die Zeichnung wird dem Rafael zugeschrieben, und der Stich dem
Marc Anton: Erstere rührt nicht von Rafael her, sondern deutet eher
auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Somit kann auch der Stich
nicht von Marc Anton seyn.
BIonogi-ammiaten 'Bd. IV. 31