LCZ.
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rühren. Und in Wahrheit; wenn wir die ältesten Zeichnungen und
Holzschnitte des älteren L. Cranach mit den Kupfersichen vergleichen,
finden sich verschiedene Anhaltspunkte, welche auf dessen Schule
schliessen lassen, oder wenigstens es nicht unmöglich machen, dass
L. Cranach sen. in seiner Jugend (laraus Nutzen gezogen habe. Wir
wissen zwar nicht mit Gewissheit, dass der Vater des älteren Cranach
Lncas geheissen habe, können es aber vermuthen, indem im Hi. Jahr-
hundert der Taufname des Vater gewöhnlich auf den Sohn, zumal den
älteren tiberging. Und es kann ja das Monogramm Lucas bedeuten,
nämlich in älterer Form Lucasez, wenn je das Anhängsel des C als Z
zu nehmen ist. Der alte Cranaeh war der Lehrer seines unter dem
Namen des älteren L. Cranach bekannten Sohnes, wie wir schon unter
dem Monogramm CL I1. N0. 310 bemerkt haben, und wir verweisen in
dieser Hinsicht auf jenen Artikel. Passavant P. gr. II. p. 288 vindicirt
zwar unsern Monogrammisten der niederländischen Schule, ist sich
aber hierin nicht gewiss, indem er früher (Deutsches Kunstblatt 18250
S. 228) denselben zu den oberdeutschen Kupferstechern zählte, und
zwar mit Bezugnahme auf Brulliot, welcher den Meister ebenfalls zu
den Niederländern zählte, in der neuen Ausgabe des Dictionnaire
des monogrumnzes aber mit Bartsch einen deutschen Meister annimmt.
Passavant will aus der Stichweise den holländischen Ursprung erkennen,
und das phantastische Element, welches in den Blättern unseres
Meisters herrscht, brachte ihn auf Jeronymus Bos, zunächst wohl die
Versuchung Christi. Aus dem anscheinliehen Buchstaben z will Passa-
qant ebenfalls auf holländische Gewöhnung schliessen, wie allenfalls
bei Lucas COTTIÜMSZÜON, genannt Koch. Wir zählen unsern Meister
zu den Oberdeutschen und glauben, dass er in seiner früheren Zeit
den M. Schongauer berücksichtigt habe, indem das Blatt mit dem
Einzug Christi an jenen Künstler erinnert. Der Annahme, dass durch
die Buchstaben LC oder L Cz der alte Cranach seinen Namen ange-
deutet habe, widerspricht auch die Zeit nicht. Ein Blatt mit Orna-
menten trägt die Jahrzahl 1492. Der ältere Lucas Cranach wurde
1472 geboren, und somit können seine ernsteren Studien um 1492
fallen. Er ging als Maler aus seiner väterlichen Schule hervor, und
unser Monogrammist war sicher ebenfalls Maler, indem in allen seinen
Kupferstichen ein origineller Geist waltet.
Bartsch P. gr. VI. p. 361 beschreibt nur zwei Blätter, die Ver-
suchung des Heilandes und den Einzug Christi in Jerusalem. Diese
Blätter sind im Cabinet zu Wien vorhanden. Brulliot beschreibt noch
sechs andere Blätter, und mit diesen bringt Passavant das Verzeichniss
auf 10 Stiche.
i) [B. 1.] Die Versuchung Christi in der Wüste. Der Heiland
steht links und deutet mit der Rechten nach dem Dämon, der ihm
gegenüber in hässlicher Gestalt erscheint. Hinter dem Heilande be-
ginnt der Wald und rechts sind Felsen. In der Mitte unten ist das
erste Zeichen. H. 8 Z. 3 L. Br. 6 Z. 2 L.
Dieses Blatt ist äusserst selten. Es gibt aber eine Photographie.
Weigel N0. 19,590 werthet ein Fragment auf 4 Thl. Das vollständige
Blatt aus der Sternhergschen Sammlung ging für 70 Thlr. weg. Frenzel,
welcher 1838 den Catalog der Sammlung beschrieb, verfiel sonderbarer
Weise auf B. Zeitblom. In der Montmorillonischen Kunsthandlung
wurden 1860 260 ü. bezahlt.
2) [B. 2.] Der Einzug Christi in Jerusalem. Er reitet auf dem
Esel nach dem Thore der Stadt zu, welches sich rechts zeigt. Unter
dem Thore breitet einer der beiden Männer den Mantel unter die