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werden, worauf Bartsch nicht genau einging. Nachträglich machen wir
hier auch noch auf ein zweites Werk von Schuchardt aufmerksam:
Sechs Blätter nach Werken von Lucas Cranach, mit Erläuterungen
in Beziehung auf seine Schrift.- „Lucas Cranaelt des Aelleren
Leben und Werke. Leipzig 185i bei F. A. Broclrltaus", heraus-
gegeben von Ch. Schuchardt. Weimar bei W. IlIülle-r. Leipzig in
Commission bei F. A. Brockhaus. Die Absicht des Herausgebers ist
dahin gerichtet, nicht bekannte Werke und seltene Holzschnitte Cra-
nachs zu allgemeinerer Kenntsniss zu bringen, sodann auch die in der
Monographie aufgestellten, von den bisherigen abweichenden Meinungen
mit Belegen zu erhärten. W. Lübke betrachtet im deutschen Kunst-
blatt1852 S. '76 die Herausgabe als Beitrag zu einer Ehrenrettung
des Cranach, der in den Augen Vieler einer solchen noch zu bedürfen
scheine. In der That, sagt Lübke, setzt sich gar zu leicht ein gering-
schätzendes Vorurtheil gegen Lucas Cranach fest, da unter den seinen
Namen tragenden Werken viel Flüchtiges, Mittelmässiges, ja selbst
Niedriges mit unterläuft, und Manchen das Unglück verfolgt, nur
Bilder dieser Gattung von ihm zu sehen. Die in's hiasscnhafte gestei-
gerte Produktion des Meisters, der Autheil seiner Werkstatt an der
Ausführung mancher Bestellungen, bei der er oft sehr wenig mitwirken
mochte, und noch andere Umstände erklären hinlänglich, wie es kommen
konnte, dass das Anmuthigste, Kindlich-Unschuldigste, Liebreizendste
mit dem Widrigen, Trivialen, Gemeinen hier unter demselben Namen
geeint ist. Schuchardt macht daher mit Recht geltend, dass man bei
der Beurtheilung einer künstlerischen Persönlichkeit, wie die in Rede
stehende, vorzugsweise auf die besseren Werke Rücksicht nehmen
müsse. In den sechs Blättern, welche Schuchardt herausgab, ist nun
Oranach's Eigenthnmlichkeit ihren verschiedenen Richtungen nach ver-
treten. Das erste Blatt gibt das trefiiiche Brustbild des Meisters, von
ihm selbst gemalt auf dem Altarwerke in Weimar, in halber Grösse
mit dem Storchenschnabel verkleinert und von W. Müller gestochen,
Das zweite Blatt ist ein Facsimile nach einer Federzeichnung der
grossherzoglichen Kunstsammlung in Weimar, die Geschichte des hl.
Julian von Ancyra vorstellend. Schuchardt bemerkt, dass diese Feder-
zeichnung aus der früheren Zeit Cranach's stamme, da hier noch nicht
die geflügelte Schlange als Monogramm vorkomme, und manche Figuren
an ähnliche seiner früheren Holzschnitte, namentlich der Passion
erinnern. Das dritte Blatt bringt das Facsimile eines seltenen und
werthvollen Holzschnittes, Luther als Junker Jörg vorstellend. Das
Blatt ist gleich dem vorigen von W. Müller ebenso gewissenhaft als
frei und lebensvoll nachgebildet. Das vierte Blatt stellt nach einem
Holzschnitt den Churfürsten Friedrich den Weisen in Verehrung der
Madonna mit dem Jesuskinde auf dem Schoosse vor. Auf dem fünften
Blatte sehen wir zwei Madonnen des Meisters, die eine nach dem Bilde
in München, halbe Figur in runder Einfassung, von L. Friedrich ge-
stochen. Das zweite ist eine kleine Umrisszeichnung des lnnsbrucker
Mariahilf-Bildes, eines der liebreizendsten Werke damaliger Zeit. Das
sechste Blatt enthält eine Gruppe zweier nackten Frauen mit drei
Kindern aus einem Gemälde im Besitze des Herausgebers und von
W. Müller gestochen. In diesen genannten Oompositionen erscheint
Oranach auf der Höhe seiner Kunst, und man kann daher in diesen
schönen Blättern den Meister von der vortheilhaftesten Seite kennen
lernen.
. Hr. Schuchardt erklärt im deutschen Kunstblatt 1851 N0. 52 den
Lucas Cranach für den mehr als muthmasslichen Erfinder des Gold-
und Silberdruckes, gewiss ist aber nur, dass ein Hofmaler des Chur-