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28) [B. 123]. Magdalena in der Wüste. In der Mitte unten auf
der Tafel L. H. 4 Z. 2 L. Br. 3 Z. 2 L. Es existirt eine geringe,
aber sehr seltene Copie.
28h) [B. 124]. St. Magdalena auf Wolken stehend, nach anderen
Pandora mit der Vase. In der Mitte unten L, rechts 1510 verkehrt.
H. 4 Z. 6 L. Br. 2 Z. 9 L.
Es existirt eine freie Copie, in welcher die Figur nicht auf Wolken,
sondern auf einem Felsen erscheint. Im Original ist der Grund mit
Strichen überarbeitet, in der Copie durchzieht ein Fluss die weite
Landschaft. Eine andere originalseitige Copie hat ebenfalls die ver-
kehrte Jahrzahl, es fehlt aber der Buchstabe L.
29) [B. 126]. Der Mönch Sergius von Mahomed getödtet, seit
Bartsch so genannt. Rechts liegt die Leiche eines Mannes mit durch-
sehnittener Kehle, und neben ihm schläft ein Greis in orientalischer
Tracht auf dem Boden sitzend. Zwischen seinen Beinen liegt die
Scheide des Schwertes, welches ein riesiger Knecht zwischen beiden
davontragen, oder dem Schlafenden zuschiehen will. Im Grunde sind
Bäume und einige Figuren. Links unten auf der Tafel L, und daneben
1508. H. 10 Z. 10 L. Br. 8 Z. l L.
Aus dieser Vorstellung ersehen wir, dass nicht Mahomßd der
Tödter seyn kann, indem er schläft, und ein Knecht das Schwert hält.
Letzterer mag Mahomeds Knecht seyn, von welchem die alte Sage geht,
dass er in der Trunkenheit den Einsiedler Sergius erstochen habe,
wesswegen Mahomed den Wein verbot.
30) [B. 127-133]. Die christlichen Tugenden. Folge von 7 Blättern
mit nackten weiblichen Figuren vom Engel gekrönt. H. 6 Z. Br. 4Z_
Die späteren Abdrücke haben Nummern und die Adresse von
M. Petri.
31) Der Abschiedskuss. Eine junge Dame in langem Kleide mit
weiten Aermeln neigt in Mitte des Blattes den Kopf gegen einen
wohlgekleideten jungen Mann in kurzem Rock, und dieser drückt vor
dem Baume im Gehen den Kuss auf ihre Lippen. Rechts an der
Seite der Frau geht die Begleiterin, ebenfalls in eleganter Kleidung,
und trägt ein Kästchen auf dem Kopfe. Beide Figuren schreiten auf
einem leicht begrasten Boden nach links hin. H. 3 Z. 10 L. Br.
3 Z. 1 L.
Dieses zart gestochene und äusserst seltene Blättchen ohne Zeichen
wurde früher dem alten holländischen Meister von 1480 oder 1488
zugeschrieben, Frenzel vindicirt es aber in Naumannis Archiv für die
zeichnenden Künste I. S. 193 dem Lukas von Leyden. Es ist auch
eine schöne Copie beigegeben. Man kennt nur zwei Exemplare. Eines
ist in der Privat-Kupferstichsammlimg des Königs Friedrich August II.
von Sachsen, das andere im britischen Museum.
32) Ein alter Mann, welcher auf der Bank vor dem Bette sitzend
ein nacktes Weib umarmt. Letzteres greift in seine Börse, und reicht
mit der linken Hand dem hinter dem Vorhange des Bettes stehenden
jungen Manne Geld. Links macht ihm der Narr lachend ein Eselsohr,
und rechts blickt der Tod mit der Sanduhr zum Fenster herein. An
der Mauer im Grunde hängt ein Gemälde mit der Geschichte der Judith.
Auf dem Stückchen Papier rechts auf dem Boden steht der Buch-
stabe L. H. 6 Z. 9 L. Br. 5 Z. 1 L.
Dieses Blatt, welches wir auch unter dem Titel des Hurrenhauses
erwähnt fanden, wird dem Lukas von Leyden zugeschrieben, es ist
aber nur nach einer Zeichnung desselben gestochen. Dieselbe Com-
position hat auch der Monogrammist H N III. N0. 1284 gestochen.