Volltext: IMM - SH (Bd. 4)

Hirsvogel 1543 ein Buch zugeeignet habe, nämlich die Geometrie, welche 
wir im Artikel Hirsvogells N0. 13 beschrieben haben. Auf dem ersten 
Blatte ist eine Eule, auf welche zwei Vögel zuiiiegen, und ausserdem 
das Monogramm des A. Hirsvogel. Christ war in seinem Monogrammen- 
buche S. 398 der erste, welcher die Eule mit dcn Vögeln auf Jakob 
Zeyssnecker, königlich römischer Majestät Hofmaler, deutete. Er nahm 
an, dass die Vögel Zeisige seien, die nun die Eule necken, und somit 
wurde auch bei Brulliot I. N0. 3273 aus Jakob Seisenegger oder Seysen- 
egger ein Jakob Zeyssneeker. Wann Seisenegger in Dienste des römi- 
schen Königs Ferdinand I. gekommen, ist uns noch nicht bekannt, der 
berühmte k. k. Rath J. Bergmann gibt aber im CXXII. Bande der Wiener 
Jahrbücher der Literatur andere Nachrichten über Jakob Seisenegger, 
welchen wir unter den Buchstaben 1. S. P. vermuthen zu dürfen glauben. 
Dieser I. S. P. lieferte 1543 dem Augustin Hirsvogel Zeichnungen mit 
Ornamenten, und somit in demselben Jahre, in welchem IIirsvogel dem 
Seisenegger seine Geometria gewidmet hat. Es ist kein Wiener Künstler 
aus jener Zeit bekannt, mit welchem Hirsvogel in nähere Berührung 
kam, als jener Meister. Jakob Seisenegger bezog als Hofmaler des 
Königs Ferdinand I. eine jährliche Provision von 210 Pfund, wie der 
um Wiens Geschichte vielfach verdiente J. Schlager in den Hofregistern 
ersah. Im Jahre 1547 erhielt er auf Abschlag für die Gedächtnisstafel 
der in demselben Jahre verstorbenen Königin Anna bei St. Veit die 
Summe von 50 Gulden. Nach den Hofregistern von 1554 erhielt er 
für die Bildnisse des Königs Ferdinand die Summe von 60 fl. Rhein. 
Die kleinen Portraite dieser Kinder werden in der Ambraser Sammlung 
aufbewahrt. Im Jahre 1557 erhielt er für eine bemalte Feldfahne 
des Königs Ferdinand 50 11., und 1558 für 12 Hoftrompeterfahnen, 
für zwei Banner mit Wappen und dem Adler, und für Schilde 137 H. 
Der Gedächtnisstbaler von 1558 auf die Annahme der Kaiserwürde 
des Königs Ferdinand ist mit dem gekrönten Doppeladler geziert, viel- 
leicht nach Seiseneggeüs Zeichnung. Man ersieht also, dass dieser 
Künstler Portraite, Gedenktafeln und nach Befehl auch Wappen und 
Fahnen gemalt habe. Und warum sollte er für Augustin Hirsvogel 
nicht Ornamente zeichnen? Im Artikel des Hans Sebald Lautensack 
III. N0. 1543 haben wir auf das von diesem Meister gestochene Bild- 
niss des Bürgermeisters Johann Thaw in Wien aufmerksam gemacht. 
Auf dem grossen Baume rechts in der Landschaft sitzt eine Eule, auf 
welche mehrere Vögel zufliegen. Wenn die Eule mit den Vögeln auf 
dem ersten Blatte der Geometria von A. Hirsvogel das figürliche Zeichen 
unsers Meisters ist, so hat er auch das Bildniss des J. Thaw gemalt. 
Seisenegger hatte in Wien ein Haus, scheint aber nicht in glän- 
zenden Verhältnissen gelebt zu haben. Im Jahre 1553 bat er in einem 
eigenhändig geschriebenen Gesuche den König Ferdinand um des seligen 
Hirsvogel jährliche Provision von 100 Gulden, indem er Frau und Kinder 
und 1500 fl. Schulden auf dem Hause habe. Bergmann gibt dieses Gesuch 
in Abdruck, mit der Resolution: „Zu der vorigen Provision noch. 
50 Gulden sein lebenlan-g von eingany Jars. 23 Mart. 1553." Im 
Jahre 1558 stellte er an die neue römisch kaiserliche Majestät das 
Gesuch um Aufbesserung seines Wappens und um Erhebung in den 
Adelsstand. Die Eingabe gibt Bergmann in Abdruck, und es ist darauf 
bemerkt, dass die Nobilitation den 16. März 1559 taxfrei erfolgte. Im 
Jahre 1564 erhielt er zur Sustentation wieder 56 Gulden, und den 
10. April 1568 erhielt seine Wittwe ein jährliches Gnadengeld von 
40 11. auf vier Jahre.  
Augustin Hirsvogel fertigte eine Anzahl von Blättern mit Orna- 
menten für Goldschmiede, und fast alle sind mit der Jahrzahl 1543
	        
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