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und ihnen einen Tusch- oder Sehwarzkunst-Ten zu geben. Da sich
nun aber dieser Metallgrat der Platte während des Druckes durch das
Einschwärzeu und Abwischen immer mehr abnutzt und endlich beinahe
ganz verschwindet, so ergibt sich hieraus, dass diejenigen Abdrücke,
in welchen der Plattengrat in möglichster Starke, Harmonie und Voll-
kommenheit erscheint, auch als die frühesten zu betrachten sind, und
die Abstufungen dieser Eigenschaften die Reihenfolge constatiren, in der
sie aus der Presse her-vergingen. Die in dieser Beziehung unter den
Abdrücken sich ergebenden Verschiedenheiten bilden indessen keine he-
sonderen Abdrucksgattungen (etats), du sie sich auf keine verschieden-
artigen Plattenzustände gründen.
Die hier in Rede stehenden, von Linck bezeichneten Abdrücke
mit Plattengrat sind indessen nicht mit denjenigen Abdrücken zu ver-
wechseln, die von solchen, vom Meister selbst retoucliirtexi Platten
herrühren, bei denen derselbe sich zur Verstärkung der Schatten
kleiner, mit der Schneidnadel gemachter Zivischenstriche bediente, die
er zum Theil unabgeschabt liess, wodurch sich in den retouchirten
Schattenstellen ein der Schwarzkunst ähnlicher Ton bildete. Diese Art
von Abdrücken gehört aber stets zu den späteren und bildet eine
von einem veränderten Plattenzustand herrührende besondere Gattung
derselben.
d) Noch weniger können aber zu den Abdrücken mit Plattengrat
diejenigen mit Tuschton gerechnet werden, über deren Entstehung
Bartsch im "Essai sur la nie et les onvrnges de Rembrandt"
png. XXXVII d. ausführliche Nachricht gibt, und die nur Ergebniss
einer Manipulation beim Drucke sind, keineswegs aber einen beson-
deren Plattenzustand bedingen. In der Regel wurde diese Druck-
behandlung von Rembrandt aber nur bei Illatten angewendet, die
bereits einen Theil ihrer ursprünglichen Kraft verloren hatten, um
den Schattenpartien mehr Stärke und Wirkung und dem Ganzen mehr
Leben und Harmonie zu geben. Auch diese Art von Abdrücken, selbst
wenn sie eigenhändig vom Künstler gemacht wurden, gehört daher
nicht zu den frühesten Erzeugnissen einer Platte, und es kommen
sogar ganz späte, lange nach Rembrandiüs Zeit in dieseriManier von
fremder Manier gemachte Abdrücke von einzelnen, bereits abgenutzten
Original-Platten vor. .
Mehrere Chalcographexi haben die beiden letzter-wähnten Varietäten
nicht von den Abdrücken mit Plattengrat unterschieden, und noch im
Werke von Charles Blaue sind dieselben mit einander verwechselt und
unter der allgemeinen Bezeichnung: „en manielrc 1mire" aufgeführt
werden.
Aus dem Gesagten kann man über die Priorität von Abdrüekr-n
ziemlich sicher entscheiden, hinsichtlich der weiteren Plattenzustätnde
verweisen wir aber auf Linck.
Ein Theil der Platten hat sich bis auf die neueste Zeit erhalten.
Abdrücke derselben befanden sich im Verlage von Basan, später in
jenem von Jean und dessen Wittwe in Paris. Basen vereinigte sie
zu einem "Recueil de qualre hingt cinq estampes originales dess.
et grau. parBembrandl" und dazu kamen noch 35 Copien von Basau
und Watelet nach den seltensten Radirungen des Meisters. Bei Basan
kostete diese Sammlung von 120 Blättern 96 Liv. Alle Originalplatten
sowie die der Copien gelangten dann in den Besitz des Kunsthändlers
Jean, der ein Verzeichniss herausgab: Catalogue des planelies gravees
qui se trouvent chez Jean. Paris 1810. Es versteht sich von
selbst, dass diese späteren Abdrücke wenig mehr genügend und von
Liebhabern nicht geschätzt sind.