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Der Meister IF steht neben Lützelburger dem Hans Holbein am
nächsten, er muss sich daher als etwas älterer Maler in die Kunst-
weise desselben gefügt haben, doch nicht ohne sich seiner früheren
mageren Manier gänzlich entäussern zu können. Wir wollen daher
an dem Maler Hans Frank festhalten, da auch schon andere auf ihn
verfallen sind. Der Meister I F erscheint in seinen Blättern nicht als
origineller Maler, sondern gleichsam als Metallschneider von Profession.
Seine Hauptblätter sind jene, welche unmittelbar nach H0lbein's Vor-
lagen gearbeitet sind, doch erhielten sie unter seiner Hand ein eigen-
thümlich verblasenes Wesen, wodurch sich diese Blätter von anderen
seiner Stadtgenossen unterscheiden. Als Metallschneider musste er
aber auch Zeichner seyn, um die Vorlagen auf die Platte überzu-
tragen, während Lützelburger die Originalzeichuung auf der Holzplatte
ausschneiden konnte. Desswegen nun könnte man glauben, dass der
Maler Hans Frank sich an Holbein angeschlossen habe, da er als
Graveur und Nachahmer desselben erscheint. Ueber die Anwendung
von Metallstöcken kann kein Zweifel obwalten. Der verstorbene Buch-
drucker Wilhelm Haas von Basel besass einige in Kupfer geschnittene
Klötze, und darunter einen Fries mit den Initialen I F, und der Schrift:
Unus Deus unus Conciliator etc. Es fällt auch in den meisten Blät-
tern dieses Meisters der metallische Glanz auf, sowie die grosse Zart-
heit der feineren Schraffirungen und der Punkte, welche augenschein-
lich auf Metallarbeit deuten. Auch findet man in den schwächeren
Abdrücken nie jene Aussprünge, welche bei Holzplatten so oft vor-
kognmen. Uebrigens mag der Meister I F auch in Holz geschnitten
ha en.
Man könnte auch versucht werden, einen zweiten Meister I F zu
unterscheiden, da auch in französischen Druckwerken Blätter mit die-
sen Initialen vorkommen, nämlich in solchen aus Offizinen in Paris
und Lyon. Allein die Bordüre mit den Brustbildern der alten Ge-
lehrten und dem Homer, welcher von der Calliope gekrönt wird, kommt
zuerst in den Adagiis Erasmi Rotterodami. Basileae 1520, und dann
erst in Slephani Doleti Commentarii linguae latinae. Lugduni 1536
vor. Mehrere Blätter mit I F sind auch in Biblia picmris illustratu.
Parisiis, P. Regnanlt 1540. Der Meister IF könnte später nach
Frankreich gegangen seyn, und man möchte auch vermuthen, dass er
sich gegen 1548 in England aufgehalten habe. Th. F. Dibdin spricht
in The Historg of painting in England etc. II. p. 262 von einem
Holzschnitte, welcher anscheinlich nach Holbein's Zeichnung den König
Heinrich VIII. von England auf dem Throne von seinen Räthen um-
geben vorstellt. Unten rechts stehen die Initialen IF, und im Car-
touche: King Henry lhe eyght, kl. fol. Dieser Holz- oder Metall-
schnitt soll sich in Halleäs Chronicle von 1548 befinden. Dibdin
schreibt das uns bekannte Blatt einem deutschen Meister zu, und
soxlnlit könnte es von dem Basler I F, oder dem Johannes Frank her-
rü en.
Einen Theil der Titelverzierungen beschreibt R. Weigel in Baron
v. Rumohüs Schrift: Hans Holbein der jüngere etc. S. 108.
1) Heinrich VIII. von England auf dem Throne von den Grosseu
des Reiches umgeben. Unten rechts I F, kl. fol.
Wir haben auf dieses Blatt oben aufmerksam gemacht.
2) Hortulus anime. Zu Teutsch. Am Ende: Gelruckt zu Basel
durch Thoman Wolff für den ersamen Johan Wattenschnee. Im
iur M. D. und XXIIL, 8.
Dieses Gebetbnch hat I-COXLIII bezeichnete Blätter nebst Ka-
lender und Register. Ein Theil der Holzschnitte ist mit I F versehen.