Volltext: GK - IML (Bd. 3)

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aber nicht zu den sklavischen Nachahmeru. Die reichste Fundgrube 
bot ihm die Natur im bayerischen Oberlande mit seinen herrlichen 
Wäldern und seiner üppigen Vegetation, welche er in seinen Gemälden 
mit aller Frische und in vollkommener Treue wiedergab. Dorner und 
Wagenbauer behaupteten nicht nur in München eine Reihe von Jahren 
das Feld, sondern erwarben sich mit ihren Werken auch im Auslands 
Ruf. Beide zogen sich selbst ihre Grenzen, und keiner durfte es wagen, 
ohne Eifersucht des anderen dieselben zu überschreiten. Dorner war 
der Maler des Waldes und der Wasserfälle, Wagenbauer jener der 
fetten Triften und Weiden des Viehes, und wenn ersterer zuweilen 
einen Ochsen oder eine Kuh auf seinen Gründen weiden liess, so be- 
klagte sich Wagcnbauer bitter, dass er ihm das Vieh wegnehme, statt 
mit den Bäumen und Holzbauern sich zu begnügen, die ihm überlassen 
bleiben sollten. Das Kleeblatt machte damals in München Simon Waren- 
berger voll, auf welchen aber beide eifersüchtig waren, da er Bäume, 
Figuren und Thiere malte, und nach ihrer Ansicht jeden beeinträchtigte. 
Endlich änderten sich die Zeiten; von allen Seiten strömten Künstler 
herbei, und die Koryphäen der alten Münchner Schule wurden in den 
Hintergrund gedrängt. Dorner besitzt aber in jeder Hinsicht grosse 
Verdienste, welche auch jetzt noch anerkannt werden müssen. Wenige 
Künstler haben schönere Bäume gemalt, als er. Auch das Wasser 
und die Vegetation ist trefflich behandelt, und wenn er in der Staifage 
von Figuren und Thiereu den Wagenbauer und Warenberger gerade 
nicht übertrifft, so steht er ihnen jedenfalls ebenbürtig zur Seite. 
Seine schönsten Bilder datiren bis 1818. Jetzt unterbrach ein Uebel 
am rechten Auge seine Thätigkeit, welches aber 182i durch eine glück- 
liche Operation gehoben wurde. Dorner griff wieder zur Palette, konnte 
sie aber nicht mehr so rein zusammenhalten, wie früher. Die Gemälde 
aus dieser späteren Zeit haben zwar noch die Vorzüge einer genauen 
Zeichnung der Naturformen, sie entbehren aber jener Klarheit und 
Wärme der Färbung, welche seine früheren Werke so anziehend macht. 
Auch geht das Colorit in's Grünliche und Bläuliche über, da das Auge 
die warmen und frischen Töne, welche in den Bildern der Blüthezeit 
des Künstlers herrschen, nicht mehr genau erfassen konnte. Dorner 
setzte aber seine künstlerische Thatigkeit mit rastlosem Eifer bis zum 
Jahre 1843 fort, als ihm plötzlich ein Schlagliuss die ganze linke Seite 
lähmte. Durch diesen Unglücksfall ward er zwar seinem Wirkungs- 
kreise als k. Gallerie-Inspektor entrückt, dem Drange des Schaffens 
konnte aber der Künstler noch nicht widerstehen. Er malte noch 
mehrere Bilder in Oel und Aquarell, und brachte deren zu den öffent- 
lichen Ausstellungen. Man kann sie aber nur mehr als Versuche eines 
guten Zeichners in Farben ohne Harmonie betrachten. Es zieht sich 
ein unruhiger, gewöhnlich lichtblauer, und grüngreller Ton durch, 
welcher es bedauern lässt, dass eine so verständige, ja schöne Com- 
position nicht besser gemalt ist. Diese Perioden müssen bei Dorner 
unterschieden werden, und jede zählt viele Bilder, sowohl in Oel, als 
in Aquarell. Auch lithographirte und radirte Blätter findet man von 
ihm. Die ersteren gehören grösstentheils zu den Incunabeln, sie sind 
aber als solche von Bedeutung, da man nur selten schönere Baum- 
studien aus jener Wiegenzeit der Lithographie findet. Auf Litho- 
graphien und Radirungen erscheint das Zeichen zuweilen verkehrt, so 
dass wir es unter DI II. N0. 1149 geben mussten. Auf Oelbilderu 
und Aquarellen wiederholt sich das Monogramm gewöhnlich in erster, 
und auch in zweiter Florm. Die übrigen Zeichen kommen auf Radir- 
ungen und Lithographien vor. Die schöne Landschaft mit Wasserfall 
in der herzoglich Leuchtenbergischen Gallerie hat J. Wölifle 1itho-
	        
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