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IBA.
1995.
und eine Tochter (Diana), welche gewöhnlich Ghisi genannt werden,
diesen Familiennamen aber so wenig führten, als der Vater. Man
hält sie irrig für Geschwister des Giorgio Ghisi, wie wir im Artikel
des letzteren bemerkt haben. Den Zunamen Scultore oder de'Scul-
tori für Gio. Batt. Mantuano, und somit auch für Adam und Diana,
schöpfte schon Zani, er verschob aber den Beweis von Stelle zu Stelle,
und blieb ihn zuletzt schuldig. Er sollte wahrscheinlich im Worte
Sculptor liegen, welches aber in der einfachen Wortbedeutung zu
nehmen ist.
Christ (Monogr. Erkl. S. 252) kennt nur einen Johannes Baptista
Mantuanns, zu seiner Zeit wollten aber schon einige Sammler unter
dem obigen Zeichen einen Johannes Maria Brixianus erkennen, jedoch
Qurch Verwechslung mit Joh. Bapt. Britano, einem berühmten Archi-
tekten, über welchen wir I. No. 1715 gehandelt haben. Malpe (Noti-
ces des graveurs. Besancan 1807, I. p. 278) nennt den Künstler
bereits ohne Anstand Jean Baptiste Ghisi, dit le Mantouan. Er lässt
ihn 1491 geboren werden, und will wissen, dass Giulio Romano und
Marc. Anton seine Lehrer gewesen seien. Derselben Ansicht ist auch
Bartsch, welcher aber 1515 als das Geburtsjahr des Künstlers an-
nimmt. Dadurch, dass ihn dieser Schriftsteller als das Haupt der
Künstlerfamilie mit dem Beinamen Mantuano erklärt, bezeichnet er ihn
ebenfalls als einen Ghisi. Diesen Familiennamen behielt er zuletzt
allgemein, nur dass der eine oder der andere der späteren Schrift-
steller auch noch den Beinamen Britano oder im Umlaute Bertano
beifügte, weil auf Kupferstichen des Giorgio Ghisi diese Namen vor-
kommen. Auf der Kreuzabnehmung B. No. 69 steht: J o. Baptiste
Britano Mantua inv., und. auf dem Urtheil des Paris B. No. 60
liest man: Baptista Bertanus Mantuanns Inventor.
Bartsch XV. p. 373 ff. beschreibt 20 Blätter von der Hand dieses
Künstlers. Sie sind theils mit dem Namen: I. B. MAIVTUAIVUS, I0.
MANTUANUS, theils mit dem Monogramme versehen. Nach dem Worte
Mantuanns steht noch: Sculptor, woraus man den Familiennamen
Scultore herleiten wollte. Die beigefügten Jahrzahlen 1536-1540
deuten die Blüthezeit des Meisters an, oder vielmehr die Periode, in
welcher er den Stichel geführt hatte. Giorgio Ghisi stach später noch
zwei Blätter nach Zeichnungen desselben, den Verrath des Sinon an
den Trojanern B. No. 28, und die Einnahme von Troja B. No. 29.
Auf diesen Blättern steht: J. B. Mantuanns In. Wäre sein Fami-
lienname Scultore, so hätte er ihn sicher auf den Zeichnungen bei-
gefügt. J. B. Mantuanns Soulptor steht aber nur auf seinen eigen-
händigen Stichen, und das letzte Wort ist daher synonym mit sculpsit.
G. B. Mantuano ahmte im Stiche dem Marc-Anton nach, man kann
aber nicht sagen, dass er unmittelbar Schüler desselben gewesen sei.
Er erreichte auch sein Vorbild nicht im erwünschten Grade, sondern
steht mehr auf der Basis des Meisters mit dem Würfel. Seine Arbeit
ist im Allgemeinen trocken und nachlässig in den Halbtinten. Als
Zeichner verdient er aber alles Lob, was sich besonders im Nackten
erweiset. Er scheint fast immer nach eigenen Gompositionen gestochen
zu haben. Wenn man auch für Giulio Romano ausscheiden will, so
dürfte es richtiger seyn, eine Composition im Style desselben anzuneh-
men. Sein Hauptblatt ist der Ausfall der Trojaner während der Be-
lagerung der Stadt durch die Griechen. B. No. 20. Dieses Blatt hat
den Namen und die Jahrzahl 1538.
Unter den von Bartsch XV. p. 377 E. beschriebenen Blättern ist
der geringste Theil mit dem Monogramme versehen. Im Buchstaben B ist