IAGVZ.
1862.
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folgendem Titel eingesetzt: Beschreibung des Landes und Fürsten-
thumbs Obern und [Viedern Baiern sambt den vmbliegenden an-
stossen anderer herschaften dariüen die Stet, Markt, Clöster, Schlösser
auch etlich Dörffer, gebürg, Waldt, wasserfluss, See, Weyer, ßvnd-
anders auf das oleissigest cerzaichnet seyen. Durch Philippum
Apianum. Am Ende des kaiserlichen Privilegiums gegen den Nach-
druck steht: Absol. Et Eävcusa. Ingolstat. A50 Sal. MD LXVIII.
Der obige Titel und das Privilegium findet sich auch in den späteren
Auflagen. Doch schützte den Apianus kein Privilegium. Peter Weiner,
der herzoglich Bayerische Wardein, stach 1579 die Karte in derselben
Grösse genau nach, und zwar auf Befehl des Herzogs Albert. Ph. Api-
anus hatte die zweite Audage seiner Clwrographia Baoariae kaum
vollendet, als sein Uebertritt zur Lehre Luthers bekannt wurde. Er
verlor desswegen seine Professur an der Universität in Ingolstadt, und
musste 1569 das Land verlassen. Lipowski ist im Irrthum, wenn er
im baierischen Künstler-Lexicon II. 212 behauptet, dass Apian eine
Belohnung von 2500 Dukaten erhalten habe. Aus den in Westenriedefs
Beiträgen VII. S. 251-280 abgedruckten Urkunden über den Religions-
wechsel des Ph. Apian geht hervor, dass dieser keinen Ersatz der Un-
kosten erhielt. Für die von Georg Weikmann ausgemalten Exemplare,
welche an den Herzog und an die Prinzen gelangten, erhielt er von
der fürstlichen Cammer 200 Gulden ausbezahlt. Aus Apianls Eingabe
an den Herzogs d. d. 24. Februar 1569 sind jene interessanten Stellen
entnommen, welche Heller in der Geschichte der Holzschneidekunst
S. 130, nach F. von Aretin's Handbuch der Literatur I. S. H2 bei-
bringt. Apian sagt, dass er nicht nur auf seinen Reisen durch das
Land viel eingebüsst, sondern die Ausgaben für Künstler, nämlich
Reisser, Formschneider, Schriftgieser, Illuministen, Maler, dann für
Einrichten, Einkütten, Setzen, Drucken und Papier sein ganzes Ver-
mögen verzehrt, und sich in eine grosse Schuldenlast gestürzt habe.
Allein Serenissimus beschied, er habe keine Ursache, den Apostaten
mit weiteren Gnaden zu beglücken, und was das Leibgeding, d. h. die
Besoldung als Professor der Mathematik anbelange, wolle er zuvor
sehen, wo der Anhänger des lutherischen Glaubens sich niederlassen
werde, und zwar innerhalb der Frist vom 10. llrIärz 1569 bis Georgi
desselben Jahres. Die Entschädigung wies der Herzog entschieden
zurück, liess aber dem Mathematiker bedeuten, er könne seine Un-
kosten durch den Verkauf und die Verehrung der bayerischen Mappen
wenigstens doppelt wieder einbringen, da diess ein Werk sei, welches
seinen Verschleiss reissend haben werde. Anfangs mag es wohl der
Fall gewesen seyn, nach dem Erscheinen des Nachstiches durch Peter
Weiner dürfte aber ein Stillstand eingetreten seyn, da Apian auch vorn
Schauplatze ferne war. Er wurde 1569 Professor in Tübingen, und
starb daselbst 1589.
In der erwähnten Supplik an den Herzog Albert von Bayern spricht
Apian von berühmten Künstlern, welche er von Nürnberg, Augsburg,
und von anderen Orten her berufen habe, um die Zeichnungen zu
machen, die Platten zu schneiden, die Matrizen zu fertigen, die Ab-
drücke zu illuminiren, u. s. w. Er nennt aber leider keinen mit Namen.
Der Herzog hebt gelegentlich hervor, er habe zum Vortheile des Api-
anus auch den Maler unterhalten, nennt ihn aber ebenfalls nicht. Diess
ist wahrscheinlicn der Illuminist Georg Weickmann, oder Weichmann,
welcher die grossen und kleinen Wappen brillant ausmalte, und auch
die breiten Einfassungen mit Schweifwerk, Windköpten, Blumen und
Fruchtbüscheln colorirte, so dass diese Karte in ihrer Vereinigung die
Zierde einer halben Wand War. Der leitende Zeichner und Form-