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IAG.
Nr. 1856.
stehen die Geschütze. Links unten am gemauerten Rondelle ist das
Zeichen mit der Jahrzahl 1564. H. 10 Z. l L. Br. 20 Z 7 L.
Ferner machen wir noch auf einen Holzschnitt mit dem dritten
Zeichen aufmerksam, welches nur auf J. Amman gedeutet werden kann.
Man findet im Opus Chymagicum von Theophrastus Paracelsus. Frank-
furt 1566, f0l., auf Blatt CLXXXV. dieses Monogramm. Ein Theil der
übrigen Holzschnitte ist mit dem aus I A gebildeten Monogramme ver-
sehen, und auf einem Blatte steht es über dem Schneidmesser. Es
wäre daher wohl möglich, dass durch G das Wort geschnitten ange-
deutet ist.
Dagegen müssen wir das sechste Zeichen J. Amman Gradirer
lesen. Man Endet es auf dem von diesem Künstler radirten Bildnisse
des Stephan Bathory von 1576. Unten links ist das Zeichen in einem
Täfelchen. H. 6 Z. 7 L. Br. 4 Z. 9 L. Becker beschreibt dieses
Blatt S. 204 N0. 114 nach Heller's Zusätzen zum Peintre-graveur.
1355. Jobst Amman oder ein unbekannter IAL haben Anspruch
auf ein Gemälde, welches in seiner Art zu den Curiosi-
täten gehört. Es befand sich bis in die neueste Zeit
G in der Sammlung des 1862 verstorbenen Privatier
H. W. Schmidt in München, und wir haben schon
im vorhergehenden Artikel darauf aufmerksam gemacht,
da. das Monogramm IAG fast in derselben Form auch
auf einem Holzschnitt vorkommt, welcher der Zeich-
nung nach wenig für Jobst Amman stimmt. Dieses
Gemälde stellt einen auf ein astiges Brett gemalten
Ä 6x 6 O grossen Kupferstich vor. Rechts sitzen vier Männer
72m7 aus dem Bürgerstaude an einem Tische unter dem
5 X IX Baume, in dessen Aesten eine Stange mit dem Wirths-
zeichen befestigt ist. Auf dem Tische steht ein grosser
Humpen und eine Platte mit vier Bechern. Auch ein
' Brod, eine Wurst und drei Messer liegen auf dem
Tische. Der äusserste der vier hinter dem Tische gruppirten Männer
reicht einem fünften, welcher gegen die Mitte zu an der Ecke des
Tisches sitzt, einen Becher. Dieser Mann ist in heftigem Discurse
begriffen, und greift nach seiner Hutkrempe. Zwischen seinen Schenkeln
hält er einen breiten Säbel, durch welchen die alten Künstler einen
Aufschneider bezeichneten. (Vgl. lII. N0. 963.) Ein solches Schwert
war auch in Schenken von Holz angebracht, womit dann derjenige
beehrt wurde, welcher die Lügen gar zu handgreiflich an den Mann
brachte. Es wendet sich desshalb jede Figur des Bildes nach dem
Grosssprecher, dessen zerrissene Hosen eben keine grosse Lust zur
Arbeit beurkunden. Links von ihm umfasst ein Mann mit langen
Federn auf der Mütze ein Mädchen, und wendet es ebenfalls nach
dem Helden der Gesellschaft. Nur der links am Rande stehende Sack-
pfeifer und die Leyerspielerin sind noch nicht aus dem Takt gekommen.
Das erste. aus I A G bestehende Zeichen bemerkt man neben dem linken
Knie des Schwätzers, und an dem im Vorgrunde stehenden Kruge ist
das Wappenschild mit 1560. Das zweite Monogramm mit den Buch-
staben I AL steht rechts unten in der Ecke auf einem Steine.
Die Zeichnung dieses Bildes erinnert nur obenhin an jene der
Holzschnitte und Radirungen des Jost Amman, und wenn sie von ihm
herrührt, so hat er erst nach 1564 jene Richtung ausgebildet, welche
ihn entschieden kennzeichnet. In einigen Holzsclinitten und Radir-
ungeu des Fronspergerlschen Kriegsbuches von 1564 erkennt man noch
in Etwas den Zeichner des erwähnten Bildes, und somit ist anzu-