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1842.
jedenfalls ausser Curs gesetzt, und Kolb bedurfte nur eines Form-
schneiders, da nach Passavant u. A. die alten Maler nicht in Holz
geschnitten haben sollen. Der jetzt änsserst seltene Plan von Venedig
erlebte drei Aufiagen. In der ersten von 1500 hat der Glockenthurm
von St. Marcus ein abgestumpftes Nothdach, da er 1489 vom Blitze
getroffen wurde. In der zweiten Ausgabe zeigt sich der Thnrm mit
der steinernen Pyramide, welche zwischen 1511 und 1514 aufgesetzt
wurde, es fehlt aber die Jahrzahl. In der dritten Ausgabe ist das
Nothdach des Thurmes und die Jahrzahl 1500 wieder hergestellt, die
Platten hatten aber schon stark gelitten. In diesem Zustande befinden
sich die Platten im Museo Correr zu Venedig.
Man schreibt jetzt dem Jakob de Barbary auch noch zwei andere
Holzschnitte zu, aber nur der Zeichnung nach, weil man eben den
Malern das Schneidemesser nicht anvertraut. F. v. Bartsch (Die Kupfer-
stichsammlung in Wien S. 37) erklärt sie für Metallschnitte, es zeigen
sich aber Wurmlöcher des Holzes, welche in den neueren Abdrücken
auffallen.
I. Der Kampf der Tugend gegen das Laster, und endliche Be-
siegung desselben. Ein Heer nackter Männer vertheidigt sich in den
Engpässen einer bergigen Landschaft gegen Satyre. In der Mitte vorn
sitzt ein nackter Greis, dem man die Begierde als gefangenen Liebes-
gott zuführt. Neben ihm hält ein Mann, rücklings gesehen, eine lange
Stange, an deren Spitze eine Tafel mit den Buchstaben 'Q'R'F
(Quod recte factum esse videtur). H. 14 Z. 3 L. Br. 18 Z. 2 L.
II. Einzug der über das Laster triumphirenden Tugend. Der er-
wähnte Greis steht auf einem Wagen, welchen drei Sirenen zum Tempel
der Unsterblichkeit ziehen. Am Fronton des Tempels links steht:
D. FATIDICE. Zwei der Sieger tragen Schlangenstäbe, worunter man
eine Anspielung auf das Zeichen des Künstlers erkennt. In der Mitte
ist eine Tafel mit der Schrift: VIRTVS EXCELSA CVPIDINEM ERE
REGNAIVTEM DOMAT. Der rechts auf dem Wagen stehende Greis
mit dem gefangenen Amor hat eine Tafel mit den Buchstaben
F'E' V' H. 10 Z. 10 L. Br. 47 Z. 2 L.
Bartsch VII. p. 516 führt den Meister mit dem Schlangenstabe
unter den deutschen Künstlern ein, und enthält sich jeder Bemerkung
"über ihn. Er beschreibt 24 Kupferstiche, welche grösstentheils das
Zeichen des Caduceus tragen, aber sehr selten vorkommen. Der Ar-
tikel im Künstler-Lexicon I. S. 259 ist ungenügend, und wir geben
daher einen neuen mit Supplementen.
1) [B. 1] Judith stehend mit dem Haupte des Holofernes in der
rechten Hand und mit der anderen das Schwert auf den Boden gestützt
haltend. Rechts unten der Schlangenstab. H. 7 Z. Br. 4 Z. 7 L.
Dieses Blatt wird auch von Ottley, Zani und Zanetti (Cabinet
Cicognara) erwähnt. Hieronymus Hopfer hat es copirt.
2) Judith und St. Catharina, neben einander stehend, erstere gegen-
seitige Wiederholung des obigen Blattes. Etwas roh radirt und zweifel-
haft, auch ohne Zeichen. H. 4 Z. 4 L. Br. 3 Z. 1 L.
Harzen fand diese Darstellung in Paris und in London vor.
3) [B. 2] Die Anbetung der hl. drei Könige. Maria steht rechts
mit dem Kinde in den Armen, und neigt sich gegen die Könige in
Mitte des Blattes. Der eine betet mit erhobenen Händen das Kind an,
und links hält einer der beiden Pagen die Fackel. Links oben ist
der Schlangenstab. H. 8 Z; Br. 7 Z. 2 L.
4) [B. 3] Der Heiland mit der Siegesfahne in der linken Hand.
und mitdder anderen segnend. Rechts unten ist der Caduceus. Höhe
6Z.9L. Br.3Z.4L.