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IADB.
1842.
lung von erlesenen Gemälden hatte, worunter die oben erwähnten Stücke
von unserm Künstler sich befanden. Das Inventarium vom 17. Juli 1516
zählt sie kurz auf, führt aber den Meister Jaques de Barberis als bereits
verstorben auf. Im Jahre 1520 besuchte Albrecht Dürer die Niederlande,
und fand bei der Erzherzogin hnldvolle Aufnahme. Sie zeigte ihm viele
schöne Sachen und auch die Gemäldesammlung zu Mecheln. Dürer
spricht in seinem Tagebuche von bei 40 kleinen Bildern in Oel, und
von einem Büchlein des Jakob Walch, um welches er die Kaiserin
vergebens bat. Dürer kannte also den Jakob Walch oder wenigstens
seine Werke, und er muss das Kunstbuch hoch geschätzt haben, selbst
gegenüber von Bildern eines Johann van Eyck, Rogier van der Weyde,
Hans Hemling, Michael Coxcie u. s. w., welche in der Sammlung ver-
treten waren. Harzen bringt den von Dürer genannten Jakob Walch
mit Jakob de Barbary in Verbindung, und identificirt beide mit grosser
Wahrscheinlichkeit. Die Erzherzogin kannte nur einen Meister Jacobus,
oder Jacobus Barbaris, und nicht einen zweiten Jacobus, welchem man
das Kunstbuch zuschreiben könnte. Harzen glaubt daher, dass Dürer
unter Walch Jakob den Wahlen, Wälschen, den Italiener
verstand, welcher ihm unter dem Namen de Barbary, oder de Barberis
weniger bekannt war. Wie er dazu gekommen, bleibt dahin gestellt;
vermuthlich wurde er von einer Patrizierfamilie entlehnt, jener der
Barberi, welche damals in Venedig in grossem Ansehen standen, und
das Patronat ertheilen konnten. Mit dem Jakob Walch des A. Dürer
und des Hans Neudörffer ist es aber noch immer eine bedenkliche
Sache, indem in Nürnberg ein Künstler dieses Namens gelebt haben
muss. Man findet ein von Georg Fennitzer geschabtes Bildniss mit der
Unterschrift: Jakob Walch Makler in Nürnberg A? 1436. G. Fenn. fec.
H. 4 Z. 9 L. Br. 3 Z. 8 L. Hat nun Fennitzer den Namen aus der
Luft gegriffen? Wir möchten es nicht glauben. Der J. Walch von
1436 kann aber nicht der Jakob do Barbary seyn, und wenn er erst
lange nach 1436 gestorben ist.
Harzen schreibt dem mit Jakob Walch identiticirten Jakob de Bar-
bary auch den grossen in sechs Holztafeln bestehenden Prospekt von
Venedig vom Jahre 1500 zu. Dieses historisch und artistisch merk-
würdige Holzschnittwerk von 109 Pariser Zoll Breite und 50 der Höhe
zeigt oben in der Mitte den thronenden Merkur in einer Wolkenglorie
mit dem Gaduceus als Zeichen des Weltemporiums, und umher befindet
sich die Schrift: MERCVRI VS PRECETERIS HVIC FAVSTE EMPO-
BIIS ILLVSTBO. Unter dieser Schrift: VEZVETIE M. D. (1500).
Weiter unten erscheint Neptun auf dem Rücken eines Delphin, und
an seinem Dreizack hängt eine Tafel mit der Inschrift: AEQVOBA
TVENS PORTV RESIDEO HIC NEPTVZVVS. Diesen Prospekt liess
der in Venedig wohnende Kaufmann Anton Kolb von Nürnberg auf
eigene Kosten anfertigen. Nach der Vollendung suchte er um ein
Privilegium nach, und sagt in der von CicognafDelle inscrizione Vene-
ziane IV. p. 699) abgedruckten Supplik an die Signoria, dass die ausser-
ordentliche, zuvor nie gesehene Grösse des Planes grosse Schwierig-
keiten und Kosten verursacht habe, und es wird namentlich auch die
unglaubliche Mühe bei der Herstellung hervorgehoben. Die Arbeit
erforderte drei Jahre, und in Anbetracht dieser Umstände glaubte Kolb
das Exemplar nicht unter drei Goldgulden geben zu können. Schliess-
lich stellt er die Bitte, eine zollfreie und unbehinderte Ausfuhr nach
allen Theilen des venetianischen Staates zu gestatten. Die Erlaubniss,
und ein vicrjähriges Privilegium gegen Nachdruck erhielt Kolb den
30. Oktober 1500. In dem betreffenden Documenta, welches auch Harzen
gibt, kommt aber weder der Name des Jakob Welch, noch der des