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IAGOBVS.
Nr. 1826.
Br. 14 Z. 8 L. Dieser Jacobus ist derselbe, der sich auf der oben
gegebenen Tafel nennt. Der Holzschnitt mit diesem Namen stellt die
auf dem Throne Sitzende Madonna mit dem Kinde auf dem linken Arme
vor. Der Thron ist architektonisch reich geziert, und in den Feldern
sind Darstellungen aus der Passion eingeschnitten. Links steht St.
iRochns und rechts St. Johannes. Der Zeichner nennt sich BENE-
DICTVS, worunter Benedetto Montagna verstanden wird. H. 18 Z.
2 L. Br. 14 Z. 7 L.
Bei den alten italienischen Schriftstellern finden wir über diesen
Formschneider Jacobus keinen sicheren Anhaltspunkt. Bumaldi (Mi-
nervalia, Bononiae 1611-1 p. 249) zählt indessen neben Augustinus
und Arduinus einen Jacobus zu den 1512 lebenden berühmten Form-
schneidern (Ligni incisores admimndiQ und dieser J acobus wird unser
Meister seyn. Dann kam der um 1500 in Venedig lebende Kaufmann
Anton Kolb von Nürnberg mit einem Jacobus in Berührung. Kolb
liess auf seine Kosten einen aus sechs Holztafeln bestehenden Prospect
von Venedig fertigen, und im Oktober 1500 war das Werk vollendet.
Oben in der Mitte thront Merkur mit dem Caduceus in einer Wolken-
glorie, und umher befindet sich die Inschrift: MERUVRIUS PRECE-
TERIS HVIC FAVSTE EMPOBIIS ILLVSTRO, und darunter VENETIE
M.D. (1500). Weiter unten erscheint Merkur auf dem Rücken eines
Delphin, und an seinem Dreizack hängt eine Tafel mit der Inschrift:
AEQVOBA TVEIVS PORTVRESIDEO IVEPTVZV VS. Umher bezeichnen
acht Köpfe die Hauptwinde. Dieser sehr grossc Prospekt ist historisch
und artistisch merkwürdig, wir können ihn aber dem Jacobus von
Strassburg nur muthmasslich zuschreiben, obgleich zu jener Zeit kein
Künstler in Venedig lebte, welcher im Stande gewesen wäre, einen
solchen Plan auszuschneiden. In neuester Zeit wurde er dem Jakob
de, Barbary zugeschrieben, doch könnte nur die Zeichnung von diesem
Meister herrühren, und nicht der Schnitt. Wir haben unter I A-DB
mit dem Schlangenstahe dazwischen No. 1842 ausführlich darüber ge-
handblt, und verweisen daher im Uebrigen auf jenen Artikel, welchen
Jakob de Barbary, der Meister mit dem Schlangenstabe (Le Mailre
au Caducäe) behauptet.
Der Name des Jacobus von Strassburg kommt nur auf den oben
genannten Holzschnitten vor. Der eine derselben, die satyrische Dar-
stellung mit der Inschrift ISTOBIA ROMANA, veranlasste den Abbe
Zani, einen Maestro al compasso zu schaffen, welcher nach seiner
Angabe 1503 gearbeitet hat. Blätter von der Hand des Meisters mit
dem Zirkel nennt er nicht, die Zeitbestimmung kann er aber aus der
Inschrift des langen Frieses mit dem Triumphzuge des Julius Cäsar
geschöpft haben. Den Zirkel fand er auf dem satyrischen Blatte mit
der sonderbaren römischen Geschichte, und dieses enthält zugleich auch
den Namen des Formschneiders. Der Meister mit dem Zirkel (al com-
passo), von welchem Zani spricht, ist also unser Jacobus von Strassburg.
Im Künstler-Lexicon VI. S. 400 haben wir Holzschnitte von der
Hand des Jacobus beschrieben, wir streichen aber jetzt N0. 2, das
grosse, aus 16 Blättern bestehende Formschnittwerk mit dem Einzugs
des Kaisers Karl V. in Bologna 1529. Es erschien 1530, in einer Zeit,
in welcher Jacobus wohl nicht mehr gelebt hat. Damals trat Domenico
dalle Grecche auf den Schauplatz, und vervielfältigte grosse Compositi-
onen von Tizian durch den Holzschnitt. Der Meister Jacobus ist aber
in Venedig der erste, welcher grosse Holzplatten ausschnitt. Ihm gegen-
über steht Zoan Andrea Vavassore Guadagnino, der Meister I A N0. 1775,
dieser pflegte aber den Metallschnitt, wie aus vielen venetianischen
Druckwerken aus dem Ende des 15. und aus dem Anfange des 16. Jahr-