1774.
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22) [P. 75] Die hl. Jungfrau mit dem Kinde auf dem Drachen
stehend in einer Strahlenglorie. Ohne Zeichen. Das Exemplar im
brittischen Museum fand Passavant beschnitten. Höhe 8 Z. 8 L.
Br. 4 Z. 8 L.?
23) [P. 76] Die hl. Jungfrau und St. Bernhard. Sie sitzt auf dem
Throne mit dem Kinde auf dem linken Schenkel, und presst mit der
einen Hand Milch nach der Stirne des hl. Bernhard, welcher vor ihr
kniet. Neben der hl. Jungfrau steht: (litt: herbe, und neben dem
Mönche: munstrn t: E: ßlutrf. Auf dem Altartuche liest man: uns
regina ruelurum mntrr rzgin. Links sind zwei Thüren. Durch die eine
kommt ein Mann mit dem Hute in der Hand, durch die andere sieht
man drei Figuren. Hinter der hl. Jungfrau öffnet sich die Perspektive
einer Kirche, wo am Altare ein Mann im Buche liest. Oben in der
Einfassung steht das Wort ßmutt. H. 12 Z. 3 L. Br. 9 Z. 8 L.
24) [P. 21-73] Eine Folge von 53 Blättern mit Darstellungen aus
der Passion, dann mit der Messe des hl. Gregor, dem jüngsten Ge-
richte und dem Tode.
Diese Blätter schreibt Passavant l. c. p. 180 dem Meister mit dem
Schabeisen zu, oder dem Johann von Cöln, wie er ihn nennt. Nach
seiner Angabe steht nur auf einem Blatte das Zeichen I A, welches er
in Facsimile, aber ungenau gibt. Wir haben einen ziemlichen Theil
dieser schönen Blättchen gesehen, und auf jenem mit der Erweckung
des Lazarus ein deutliches A vorgefunden. Dieser gothische Buchstabe
ist im ersten Bande No. 22 in Facsimile gegeben, und unmittelbar auf
dem Originale dnrcbgezeichnet. Der gothische Buchstabe A kommt
auch auf dem Blatte mit der Auferstehung des Herrn vor, P. N0. 63,
doch nicht so, wie ihn Passavant zeichnet. Dieser Schriftsteller glaubt,
es sei diess der erste und letzte der geheiligten Buchstaben Alpha und
Omega, und beide findet er in verkehrter Stellung auf dem Blatte mit
den drei heiligen Frauen am Grabe des Herrn, No. 64. Er fügt aber
ein ungenaues Facsimile bei, nach welchem sich allerdings fast ein
griechisches Omega zeigt, Allein _der erste verkehrte Buchstabe ist
deutlich S, und der zweite A, wie I. N0. 22. Es handelt sich also
nicht um die geheiligten Buchstaben A und I2, sondern um A. S.
Einen Theil dieser Blätter hatte uns Fidelis Butsch in Augsburg
zur Einsicht mitgetheilt, und nach diesen haben wir die Facsimiles
gemacht. 50 Blätter sind an der angezeigten Stelle aufgezählt, Passa-
vant fand aber in der ausgezeichneten Sammlung des Hrn.T. O. Weigel
in Leipzig 53 vor. Den Meister mit dem Schabeisen haben wir in
diesen Blättern nicht erkannt, und_ glauben auch jetzt noch, dass es
sich um einen unbekannten, höchst innigen und feinen niederdeutschen
Maler handle, welcher seinen Namen den gothischen Buch-
staben A, und durch andeutete. D gtabe A ist v0); jenem
des Meisters mit dem Schabeisen ganz ve ieden, und wenn dieser
durch A seinen Namen angedeutet hat, so kann von Johann von Cöln
keine Rede seyn, indem selbst I A auf ihn schwer zu deuten ist,
Man ündet auf solche Weise wohl den Namen Jakob abgekürzt, aber
nicht Johannes. Die gewöhnliche Abkürzung des Namens Johannes
ist in jener Zeit: 1011er. Man wird aber einwenden, dass der Buch-
stabe I. Johannes bedeute, und A allenfalls Aurifaber. Es wäre
möglich, wie soll aber M gedeutet werden? Wenn der Künstler
sich Aurifaber nennt, und sich auch als Maler kennzeichnen will,
so würde er eher P, d. h. Pictor, als M., d. h. Maler, gesetzt haben.
Wenn die Blätter aus der Passion mit dem gothischen A wirklich von
dem Meister mit dem Schabeisen herrühren, dann müssen wir den
-fr0mmen Jüngling Johannes von Göln jedenfalls aufgeben.