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bindet uns das Wort Zwoll auf Kupfersticheu, und der Meister muss
auch daselbst gelebt haben, doch halten wir ihn mit Passavant u. A.
nicht für jenen Johannes von Cöln, welcher 1478 als junger Mann im
Fraterhausezu Agnetenberg erscheint. Unser Maler wird sich in
Holland gebildet haben, da in seinen Bildern und Kupferstichen der
Einfluss der altholländischen Schule entschieden ist. In den Nieder-
landen sind aber seine Gemälde änsserst selten. Dr. G. F. Waagen
fand nur in der Sammlung des Hrn. Huyvetter zu Gent ein solches.
Es stellt die Anbetung der Könige vor, ganz in derselben Weise, wie
das Bild in Berlin, dem es indessen an Feinheit der Ausbildung nach-
stehen muss. Passavant (Kunstblatt 1853 S. 230) erkennt auch noch
in einem Gemälde des Museums in Madrid den Meister mit dem Schab-
eisen, oder dem Weberschiifchen, wie er sagt. Links sieht man in
einen kleinen Rundtempel, in welchem der Hohepriester vor dem Altare
kniet, und die Freier Mariens versammelt sind. In der Abtheilung
rechts geht die Trauung mit Joseph vor sich. Im Catalogo del Real
Museo N0. 409 wird dieses Bild der Schule des van Eyck zugeschrieben.
Im Pariser Museum ist ein Bild der Israeliten beim Mannalesen von
derselben Hand, wird aber dem Martin Schön zugeschrieben. Auf
keinem der genannten Gemälde kommt ein Zeichen vor, sie gelten aber
für Werke des Johannes von Cöln in Zwoll.
Bartsch VI. p. 90 beschreibt von der Hand seines Maitre ä la
Navette 18 Kupferstiche, welche wir hier nicht aufzählen können, da
diess unter dem früher üblichen Namen Zwott im Künstler-Lexicon
XXII. S. 363 geschehen ist. Die im Anhang zu Bartsch erwähnten
Blätter konnten wir damals nicht genau beschreiben, und wir tragen
sie daher zur Vervollständigung des Artikels im Lexicon nach. Passavant
P. gr. II. p. 179 ff. geht darauf ein.
19) [P. 19] Die Verkündigung Mariä. Die hl. Jungfrau sitzt links
auf dem getäfelten Fussboden des Zimmers mit dem Buche, und erhebt
im Erstaunen die linke Hand. Der halbknieende Engel hält eine lange
Bandrolle ohne Schrift. Airf dem dreibeinigen Stuhle links steht ein
Leuchter, und im Schranke bemerkt man Bücher. Auf der langen Bank
des Hintergrundes steht eine Vase mit Lilien. Die Composition des
Blattes ist ganz im Style der Schule des van Eyck gehalten, aber
ohne Zeichen. Passavant schreibt es aber diesem Meister zu. Höhe
5Z.'7L. Br.8Z.8L.?
Im zweiten Drucke steht auf der Bandrolle: Ave ratia plena,
dominus tecum. Den ersten Druck fand Passavant in der Sammlung
des Erzherzogs Carl zu Wien, den zweiten im Museum zu Paris. Beide
Exemplare sind verschnitten.
20) [P. 20] Die Ausstellung Christi, sehr reiche Composition. Der
Heiland steht im Purpurmantel in einem gothischen Saale neben Pilatus,
welcher sich die Hände wäscht. In der Mitte sitzt ein Hund. Dieses
Blatt ist unbezeichnet und keines der besseren. Passavant fand in
Paris ein beschnittenes Exemplar. H. 10 Z. 6 L. Br. 7 Z. 8 L.?
21) [P. '74] Die hl. Jungfrau, in halber Figur nach rechts. Sie hält
das Buch in der rechtenHand, und stützt mit der linken das auf dem
Kissen sitzende Kind. Dieseshält zwei Kirschen in der rechten Hand,
_und reicht mitder anderen eine solche der Mutter. Hinter der hl. J ung-
frau ist ein Teppich ausgespannt. In dem landschaftlichen Theile rechts
ist der Besuch der Elisabeth vorgestellt. In den Nischen des gothi-
sehen Bogens sind die Statuetten des hl. Johannes und der hl. Agnes.
Unten in der Einfassung 1st das Zeichen mit ßmntt. Höhe 8 Z. 6 L.
Br. 5 Z. 10 L.