1702.
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ihr unter dem Baume stehende Eva mit der Schlange deutet. Der Baum
trägt über der Eva Todtenköpfe, über der Maria das Versöhnungs-
hild. In der oberen Abtheilung ist das Weltgericht vorgestellt. Das
Papier dieser seltenen Zeichnung ist röthlich, und das Bild in Tusch
mit Weiss gehöht, fol. Diese Zeichnung besass nach der Aufschrift 1577
Samuel Diir von Arau, fol. Im Cabinet Grünling wird eine Zeichnung
mit der lil. Jungfrau in Wolken angegeben. Sie ist mit der Feder um-
rissen und ausgetuscht. An die Initialen schliesst sich die Jahrzahl1582.
Der Verfasser des Cataloges spricht zwar von einem Monogramme, unter-
scheidet aber die Chiffre nicht von den Initialen. H. 10 Z. Br. 5Z.6L.
Im Catalog Derschau werden zwei H W signirte Zeichnungen dem Hans
Weigel zugeschrieben, was wir bezweifeln. Dieser Weigel nennt sich
Formschneider, und hatte einen Verlag von Holzschnitten, deren er
colorirt ausgab. Die beiden Zeichnungen, welche ihm zugeschrieben
werden, sind Bildnisse nach dem Leben, welche von Weigel wohl nicht
herrühren. Das eine hat die Aufschrift: Herr Sigmundt Pfintzing
Bischoßischer Amptmann zu Marmo 1560 obijt. Brustbild, ge-
tuscht und colorirt, rechts oben H. W. H. 11 Z.Br. 71], Z. Das andere
Bildniss, halbe Figur im Harnisch mit der Hand auf dem Helm, und
ebenfalls colorirt, hat die Aufschrift: Herr Paulus Pfintzing Römi.
lfay. Mag. Caroli V. Bath und Secrelarius z-u Madrid! Anno 1557.
Oben rechts H. W. H. 14 Z. Br. Z.
1702- Hans Weigel oder Weygel, Formschneider und Kunstdrucker
HW in Nürnberg, ist durch eine ziemliche Anzahl von Holz-
; schnitten bekannt, deren er auch colorirt ausgab, so
dass man ihn zu den Briefmalern zahlen muss. Er trat bald nach 1550
auf, und eines der früheren Blätter mit seinem Namen ist die Copie
der Anatomie des Weibes mit Anfklappung nach Heinrich Vogtherr:
Hans Wcygel in Nürnberg 1556, gr.fol. Einige schrieben ihm auch
eine aus vier Holzschnitten bestehende Karte des Gebietes von Nürn-
berg zu. Sie ist H W1559 gezeichnet, wir haben aber oben No. 1693
dieses seltene Formschnittwerk vielleicht mit mehr Recht dem Hans
Wurm zugeschrieben. Die Buchstaben H Wiindet man auf einem grossen
Holzschnitte mit dem Bildnisse des russischen Grossfürsten Wasilie-
witsch mit beigedruckten Versen, gr. fol. Auf einem gleich grosseu
Holzschnitte mit dem Bildnisse des Churfürsten Johann Friedrich von
Sachsen zu Pferd steht: Gedruckt zu Aiürnberg durch Hanns Weigel
Formschneider, und wir können tlaher annehmen, dass beide Bildnisse
von Weigel selbst geschnitten seien. Auf andere Blätter mit seinem
Namen gehen wir nicht ein, da sie 1m Künstler-Lexikon angegeben sind.
HW gezeichnet ist noch ein Blatt mit zwei wilden Pferden, deren eines
den Reiter abgeworfen hat, während der andere mit dem Fange be-
schäftiget ist. Rechts unten beim Hunde HW. H. 3 Z. 4 L. Br. 7 Z.
Auch das Wappen der Grabener mit der Eule und mit zwei Genieu
ist links unten mit H W signirt. H. 3 Z. 1 L. Br. 3 Z. 11 L.
Das grosse Blatt mit der Geschichte des Heilandes vom Anfange
seines Leidens bis zu seinem Tode von drei Platten, welches im Künstler-
Lexikon No. 4 nach der früheren Ansicht dem Hans Weigel zuge-
schrieben ist, müssen wirjetzt streichen. Es gehört dem Hans Wurm sen.
an, und ist oben No. 1693 beschrieben.
Ueber das Trachtenbuch des H. Weigel haben wir im Künstler-
Lexikon No. 11 gehandelt.