706
1691.
"Zeichnung, welche Amor und Psyche mit den Attributen der Malerei
vorstellt. Auf Zeichnungen scheint Wislicenus das Monogramm häufig
beigefügt zu haben. Im Jahre 1857 begab sich der Künstler nach
Italien. Seine Werke gehören zu den schönsten Leistungen der deut-
schen Schule.
1691- Hans von Windsheim, Goldschmied und Graveur in München,
f hatte ilillhder zweiten fglfte des
m ä j 15. Ja r underts den uf eines
L I][ L w vorzüglichenKünstlers seines Fa-
? l Q 8 Z _ ches. In der Metropolitankirche
zu unserer lieben Frau in Mün-
chen warenLeuchter, Kreuze, Kelche und andere kirchliche Gefasse
von seiner Hand kunstvoll gefertiget, welche aber mit vielen anderen
Silberwerken zu Anfang unseres Jahrhunderts den Weg nach der chur-
fürstlichen Münze in München nehmen mussten. Darunter war ein
Theil der Gesckenke des Herzogs Sigismund, und des Herzogs Albert IV.
von Bayern an die Kirche, da diese die Erbauer derselben sind. Man
nahm bei der Kriegsbedrangniss zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf
die alten Kunstwerke in Silber keine Rücksicht, da es sich nur um
den materiellen Werth handelte. Mehrere sollen mit den gothischcn
Buchstaben H W gezeichnet gewesen seyn, und sie kamen daher aus
der Werkstatt des Hans von Windsheim, da um 1470-1495 kein an-
derer Goldschmied in München lebte," auf welchen diese Buchstaben
bezogen werden könnten. Die Kupferstiche mit den gegebenen Buch-
staben erkennt Passavant P. gr. II. 154 ebenfalls als Goldschmiede-
Arbeiten, worauf die etwas steife und rauhe Behandlung deutet. ln
der Zeichnung bleibt auch zu wünschen übrig; wenigstens fehlt es an
Adel und an scharfer Bezeichnung der Charaktere. Das von Bartsch
N0. 2 unter dem Titel der Macht des Todes über die Menschen be-
schriebene Blatt bezieht sich speziell auf München. Im Jahre 1481
wurde der Gottesacker der alten Frauenkirche demolirt, und bei dieser
Gelegenheit kamen sogar Cadaver zum Vorschein. Dadurch erwachte
aufs neue die Furcht vor der Pest, welche 1463 in München 5000 Opfer
gefordert, und auf der Flucht viele andere ereilt hatte. Man hegte
daher die Besorgniss, dass durch eine solche Durchwühlung des Leichen-
ackers der Peststoff verbreitet werden könnte. Das Blatt mit St. Georg
gibt der Beschreibung nach das Bild desselben Heiligen, welches in
der Hofkapelle zum heil. Georg in der demclirtcn neuen Veste zu
München sich befand.
Auf diese Daten hin haben wir" schon im deutschen Kunstblatte
1853 S. 78 die Blätter mit den gothischen Buchstaben H Wdcm Hans von
Windsheim zugeschrieben, obgleich kein anderer urkundlicher Beweis
uns zur Seite steht, so dass wir nicht massgeblich seyn können. Hans
der Windsheimer kommt in einer Urkunde von 1471 (MOlhBOlCü, XX.
N0. 345) mit Hans Kaufmann als Führer der Goldschmiede vor. Da-
mals wurde auf Kosten der Zunft der Goldschmiede die St. Catharinen-
Kapelle der alten, erst gegen 1480dem0lirten Frauenkirche in besseren
Stand gesetzt. Der Künstler muss ein hohes Alter erreicht haben.
Er verkaufte 1514 sein an der Burggasse gelegenes Haus an Herzog
Wilhelm von Bayern. Mon. boica XXXV p. 487.
Bartsch VI. p. 312 beschreibt drei Kupferstiche von der Hand
dieses Meisters, ohne näher auf ihn einzugehen. Vier andere Blätter
fügt Brulliot II. 1268 bei, und diese, N0. lt-Zbeschreibt auch Passa-
vant P. gr. II. 155. Sie gehören zu den Seltenheiten.
1) Christus am Kreuze zwischen den Mördern. Rechts ist eine
Menge von Juden, und darunter bemerkt man zwei Männer zu Pferd,