GMAF.
186.
Das Geburtsjahr dieses Meisters ist nicht genau bekannt. Bartsch
glaubt, dass er gegen 1520 geboren worden sei, und die meisten spä-
teren Schriftsteller haben ihm beigestimmt. Ghisi arbeitete bereits
1540, und noch 1578. Auf 25 Blättern kommen Jahrzahleu vor, aber
nur neun Kupferstiche weisen den vollen Namen auf. Auf zehn au-
deren Blättern steht: Georgius Maramanus oder G. Jtlant, und 42 wei-
tere Stiche sind mit dem Monogramme bezeichnet, wie oben, und
GMF No. 194. Das von Christ, Orlandi, Strutt, Florent-le-Comte,
Gori, Huber, Malpe u, A. gegebene, aus MANT bestehende Zeichen
kommt nicht vor, wenigstens nicht einzeln. Auch das Monogramm G F
II. No. 2914 gehört diesem Künstler nicht an.
Zu den Hauptblättern mit dem vollen Namen (Georgius Ghisi
Manluanus) gehören: Der Traum des Rafael oder die Melancholie des
Michel Angelo (1561). B. No. 67, die Geburt des Memnon nach Gi-
ulio Romano (1568), B. No. 57, die Auferstehung der Todten oder die
Skelette nach G. B. Bertano (1553), B. No. 69, die Calumnie nach Luca
Penni (1569), B. N0. 64, der auf der Löwenhaut ruhende Herkules
nach eigener Zeichnung (1567), B. No. 56, I-lerkules mit der Hydra
nach Johann Baptist Bertano (1558), B. No. 44, Diana und Orion nach
Luca Penni (15513), B. No. 43, das Urtheil des Paris nach J. B. Bertano
(1555), B. No. 60 8m.
Zwei Meisterstücke mit dem Tauf- und Ortsnameil (Georgius
Jllanluanus) sind: Die Schule von Athen nach Rafael (1550), B. No. 24,
und die Disputa über die Eucharistie nach demselben (1552), B. No. 23.
Die sogenannte Disputa fand zahlreiche Erläuterungen, von A. Zanetti
im Cabinet Cicognara p. 488, von Schnaase im Kunstblatt 1856 S. 286,
von J. W. J. Braun: Rajfaels Disputa. Düsseldorf 1859, und von
Anton Springer: Rafüels Disputa. Bonn 1860. In Naumanms Archiv
VI. S. 124 ist eine wichtige Zusammenstellung der Ansichten bei Ge-
legenheit der Anzeige des acht Quadratfuss grossen neuen Stiches
von Joseph Keller. Die erwähnten alten Blätter stammen aus G. Ghisi's
erster Periode, und gehören im alten Drucke mit der Adresse von
Hieronymus Cock zu den Seltenheiten. An diese Blätter reihen sich
zwei Vorstellungen aus der trojanischen Geschichte: Der Verrath des
Sinon nach Gio. Battista Mantuano, B. No. 28, und die Einnahme von
Troja nach demselben, B. No. 29. Derselbeu Categorie gehört auch
das jüngste Gericht nach Michel Angelo an, B. No. 25. Die sehr sel-
tenen ersten Abdrücke sind ohne Schrift, die zweiten ohne Adresse,
und ohne Dedication an Matthäus de Mervi van Olootryck, die dritten
mit der Adresse des J. Jacobus de Rubeis und der Dedication. Sehr
schön ist auch der Triumphzug nach Giulio Romano ohne Datum,
B. No. 68. Im späteren Drucke mit der Adresse des Nicolaus van
Aelst jnn. ist die Jahrzahl 1605 beigefügt. Von gleichem Werthe ist
die Heimsuchung der Elisabeth nach Franc. Salviati, B. No. 1. Im
k. k. Oabinet zu Wien ist ein unvollendeter Druck. Der Pfeiler links
ist über dem Pack, welchen ein Weib auf dem Kopfe trägt, ganz weissJ
Im frühen Drucke fehlt auch LafrorPs Adresse.
Auch mehrere Blätter mit dem Monogramme gehören zu den Haupt-
werken, die erwähnten Stiche haben aber den Vorzug.
186- Giorgio GhiSi Mantuano, der vorhergehende Künstler, be-
diente sich dieses Zeichens nicht eigenhändig, es deutet
Föcbt- aber seinen Namen an. Man findet es auf einer Oopie
des Heilandes am Kreuze von Engeln umgeben, B. No. 8. Der Copist
nahm das Bild von der Gegenseite und scheint holländischer Abkunft
zu seyn, weil auf späteren Abdrücken die Adresse des Franz van den
Wyngaerde vorkommt. Höhe des Originals '12 Z. Breite 8 Z. 2 L.