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Ueber Zweck und Anlage dieses Werkes habe ich mich in den
Vorreden der beiden vorhergehenden Bände so weit verbreitet, dass
es überflüssig erscheinen müsste, in dieser Hinsicht noch weiter darauf
einzugehen. Der Inhalt eines Buches gehört dem Publikum an, und
dem Verfasser bleibt nur der stille Wunsch, dass derselbe für genü-
gend befunden werde, und die allenfallsigen Mängel nicht zu grossem
Tadel Anlass geben mögen. Man sollte zwar glauben, dass das Feld
der Kunstgeschichte nach einer mehr als vierzigjährigen Arbeit nach
allen Richtungen hin vollständig durchsucht und blosgelegt sei, so
dass man für Sammelwerke nur auflesen und heimtragen könne; dem
ist noch lange nicht so, indem bei sorgfältigem Suchen und Graben da
wieder ein Gemälde, ein Kupferstich oder Holzschnitt, dort ein Name,
ein Monogramm oder ein Rebus zu Tage kommt, an welchen leider
nicht selten die Auslegungskunst scheitert. Auch sind noch nicht alle
Archive geöffnet, in welchen vielleicht jene geschichtlichen Dokumente
niedergelegt sind, die noch als die einzigen Hilfsmittel zur Erklärung
erwartet werden dürfen. Wie sehr durch das Studium der Archivalien
die Kunstgeschichte in ihrem inneren Zusammenhange noch gefördert
werden könne, ist ausser allen Zweifel gesetzt. Doch wollen alte
Handschriften auch richtig gelesen und geschichtlich genau ausgebeutet
seyu, um ein sicheres Urtheil darauf bauen zu können. So schien es
1842 festzustellen, dass der alte Hieronymus Bosch mit dem Familien-
namen Agnen heisse, und Band I No. 23 habe ich die neue Ent-
deckung als auf archivalischeu Dokumenten beruhend mit Befriedigung
registrirt. Im folgenden Artikel (N0. 24) tritt Alaert du Hameel auf,
und zugleich auch der angebliche Hieronymus Agnen, genannt Bos
oder Bosch. Jetzt hat sich der Thatbestand anders, und wohl voll-
kommen richtig herausgestellt, da die alten Dokumente einer genauen
Revision unterstellt wurden. Der Meister von Herzogenbusch heisst
nach diesen nicht Agnen, sondern Acken oder Aeckeg, und er hat