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geht auch hervor, dass Diana die Tochter des Gio. Battista Mantuano
gewesen ist. Adam- war ihr Bruder, und Giorgio Ghisi rettet daher
nur die Landsmannschaft. Der bisherige Gio. Battista Ghisi ver-
schwindet gänzlich aus der Kunstgeschichte; und der sogenannte
G. B. Scultore oder de' Scultori ist unsers Wissens ebenfalls
nicht haltbar. Dagegen steht der auch I. B. M. zeicbnende Ja. Man-
tuanus oder J. B. Mantuavtus urkundlich, d. h. durch Aufschriften,
fest. Auch Vasari rühmt den Gio. Battista Mantuauo als Knpferstecher,
und sagt auch noch, dass er zwei Kinder "gehabt habe, welcheidie
gleiche Kunst übten. Darunter Sllld Adam und Diana aus Mantua zu
verstehen, welche bisher ebenfalls Ghisi genannt wurden. Diesen Fa-
miliennamen führten aber nur Giorgio und Teodoro, welche als Söhne
des Gio. Batt. Mantuano nicht erwiesensind.
Mit diesem Gio. Battista. Mantuaxio ist Gio. Batt. Bertano oder
Britano Mantuano, welcher ebenfalls mit Giorgio Ghisi in Berührung
kommt, nicht Eine Person. Wir haben im ersten Bande N0. 171.5 über
ihn gehandelt, und der Kupferstccher G.B. Mantuano findet unter I. BA.
MA. seine weitere Stelle. Hier ist nur angedeutet, dass er nicht der
Vater des Giorgio Ghisi gewesen sei, und dass er irrig G. B. Ghisi
genannt wurde. Mit Bertano steht Giorgio nicht einmal in Verwandt-
schaft. Es geht diess aus einer Anmerkung in Bertano's Commentar
zum Vitruv (Gli oscurrf e difficz'lv' passi del! opera dz" Vitruvio. Man-
tooa 1558) hervor. Der Verfasser sagt, dass er im Pontiiicate Paul III,
(1534 1549) zweimal nach Rom gekommen sei, und dort viel mit
Giorgio Ghisi verkehrt habe, einem wahrhaft seltenen Kupferstecher,
Welcher auch in Damasmaziren verschiedener Art bewandert sei. Ber-
tano sagt kein Wort von einer Verwandtschaft, und somit kannten sich
die Künstler nur von Mantua her. Für den Commentar zum Vitruvius
stach Giorgio den Herkules mit der Hydra, wie I. N0. 1'715 zu ersehen ist.
Bartsch XV. p. 384 ff. beschreibt 71 Blätter von der Hand dieses
Meisters, und fügt auch noch zwei andere Stiche bei, welche ihm wahr-
scheinlich nicht angehören. G. Ghisi stach nach Rafael, Michel Angele,
Luca Penni, Ginlio. Romano, Larnbert Lombardus, G. B. Bertano, Cor-
reggio, Giulio Campi, Francesco Salviati, Gio. Batt. Mantuano, Polidoro,
Perino del Vaga, Primaticcio, Teodoro Ghisi, A. Bronzino u.A. Andere
Blätter sind nach eigener Zeichnung ausgeführt, man kann aber nicht
sagen, dass Ghisi auch Maler gewesen sei. Als Zeichner erreichte er
jedoch eine hohe Stufe, und es ist augenfiillig, dass Michel Angele
ihm vorgeleuchtet habe, sowohl in seinen Vorzügen, als in seinen
Uebertreibungen, welche bei Ghisi zuweilen in Manier ausarten. In
den Blättern aus seiner früheren Zeit sind die Formen seiner Figuren
scharf hervorgehoben, die Muskeln und die Lichtthcile fast nur im
Umrisse, die Physiognomien unschön, und die Nebenwerke vernach-
lässiget. Den Grabstichel führte er damals in grosser Freiheit, küm-
merte sich aber nicht um regelmttssige Lagen. Später verfiel er ganz
ins Gegentheil. Jetzt vollendete er fleissiger, und ging in den Bei-
werken ins Kleinste. Seine Taillen sind regelmässig und zierlich, die
Conturen verschmolzen, die Körperformen gerundet, und nach und nach
häuften sich die Punkte statt der freien Strichelungen, wie bei keinem
anderen früheren Meister. Die bessten Blätter seiner zweiten Periode
kann man neben Jenen des Marc Anton sehen, doch ist Miliziafs Ur-
theil nicht zu unterschreiben, wenn er sagt, dass der harte und un-
biegsame Stichel eines Marc Anton unter Ghisils Händen geschmeidig
und zart geworden sei. Selbst seine sorgfältigsten Blätter sind nicht
ganz von Härte frei, und es fehlt die gehörige Abstufung des Tons.