HVB.
1618.
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zu erkennen, und sie stammen aus der Zeit von 1604-1611. Im fol-
genden Jahre wurde noch ein zweiter Meister angestellt, und die
geschickteren Gesellen wirkten ganze Stücke, so dass also van der Biest
nicht mehr berechtigt war, die Arbeit für sich allein in Anspruch zu
nehmen, und daher das Monogramm wegbleiben musste. Die Manu-
faktur wurde 1616 aufgehoben, später aber wieder in Betrieb gesetzt,
so dass sie sich bis zum Jahre 1810 fortschleppte. Die Geschichte
dieses Instituts ist noch wenig bekannt, wir werden aber dieselbe bei
anderer Gelegenheit aus authentischen Quellen liefern. Biest arbeitete
nach 1616 auf eigene Rechnung, und somit können auch anderwarts
Teppiche mit seinem bisher nicht bekannten Monogramme vorkommen.
Ein solches Stück finden wir in einem Aumüllefschen Auktionskatalog,
München 1858 No. 2410 angegeben. Es stellt in halben Figuren Susanna
mit den beiden Alten vor, und trägt das Monogramm H VB. Diese
Hautelisse ist in einem altgeschnitzten Rahmen gefasst, und man hielt
sie für eine Arbeit aus der Zeit des Michel Angelo. H. 3 Sch. 2 Z.
Br. 1 Sch. 11V; Z. Die Hautelisse-Tapeten in der k. Residenz zu
München können grosse Wandiiächen füllen, und am Rande ist das
Monogramm ungefähr 2 Z. hoch.
1618. Johann Theodor de Bry, Kupferstecher, der Sohn des 1598
in Frankfurt a. M. verstorbenen Kupferstechers Theodor
de Bry, hinterliess eine bedeutende Anzahl von Blättern,
r IÄZB welche mit jenen seines Vaters Aehnlichkeit haben. Die
1 gegebenen Zeichen findet man auf Kupferstichen und
Mustern für Goldschmiede, an welchen aber auch der Vater, und
Johann Israel de Bry, der Bruder unsers Künstlers, Theil haben.
Das Monogramm bezieht sich wahrscheinlich auf Johann Theodor, so
dass man Johann von Bry lesen muss. Es nennt sich auch der Vater,
ein geborner Lütticher, zuweilen Dietrich von Bry. Diese drei de Bry
waren Bürger in Frankfurt a. M., und hinterliessen eine grosse An-
zahl von Blättern, worunter jene, welche in die Ornamentik einschlagen,
selten geworden sind, besonders in ganzen Folgen.
Theodor de Bry der Vater stach viele Portraite, deren man schon
im ersten Theile der „Bibliotheca Chalcographica" von Janus Jakob
Boissard 1569 findet. Für die späteren Theile arbeitete auch Johann
Theodor de Bry, und auf ihn bezieht sich das zweite Zeichen auf dem
Bildnisse des berühmten Juristen Hugo Donellus in Robert Boissard's
Bibliothek. Auf die Ornamentenwerke der drei de Bry gehen wir hier
naher ein, da auf Blättern derselben das Monogramm vorkommt, und
man im Künstler-Lexicon nicht genügenden Aufschluss findet. Der
alte Th. de Bry zeichnete zwar T. B. oder T. D. B., wir werden aber
unter diesen Initialen auf das gegebene Monogramm verweisen, um das
Verzeichniss der Ornamentenblätter nicht zu unterbrechen. Johann
Theodor de Bry bediente sich ausserdem noch eines anderen, aus
I TDB bestehenden Zeichens, wir werden aber nur auf diesen Artikel
verweisen.
1) Leben und contrafetten der Turckischen und Persischen
sultanen, von Osmane, biss auff den ietztregierenden Sultan
Mahumet II. Auch vieler anderer fur Trefflicher Helden und Hel-
dinen historische Beschreibung, und eigentlicher Abriss. Alles
dem Leben nach von metalien kunstlich fürgerissen, und Anfangs
Rom. Keys. Ferdinando auff Constantinopel Offerirt: Ndvhmßl-F
von dem hochgelerten h. J. J. Boyssardo in Latein Beschrieben
und mit turcken Carminibus gezieret, ietzo aber in Teutsch bracht.
Alles zierlich in Kupfer gestochen, und von newem an Tag geben.