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HSE.
1520.
Johannes Essendiensis, oder in Abkürzung Job. Essendie. Unter
dem Monogramm VES kommen wir auf diesen Meister zurück, und
hier geben wir einen Nachtrag zum Peintre-graveur.
1) Adam neben dem rechts sich erhebenden Baume, in nackter
Figur und ängstlich an den Baum sich haltend. Man glaubt, dass der
Künstler diese Figur von Bandinelli entlehnt habe. Der Baum ist nur
zur Hälfte gegeben, der andere Theil mit der Schlange, welche die
Eva verführt, ist auf dem folgenden Blatte. Adam wendet sich nach
rechts, Eva nach links, und wenn beide Blätter vereinigt, ist der Baum
ganz. Das Zeichen mit dem verkehrten S ist unten in der Mitte.
H.'6 Z. 9 L. B124 Z. 4 L.
2) Eva stehend in einer Landschaft mit Bergen und Wasser bei
untergehender Sonne. Die Schlange windet sich um den Ast des links
halb aus dem Rande tretenden Baumes, und die Eva greift nach der
Frucht, hält aber schon eine solche in der Hand hinter ihrem Rücken.
Links unten am Baume ist das Zeichen. Das Gegenstück zu obigem
Blatte. Die Figur der Eva ist nach Bandinelli gestochen.
3) Fortuna nackt auf einem zweiräderigen Wagen sitzend, wie sie
den linken Fuss vor sich hin auf die Kugel setzt. Oben rechts in
Strahlen schiesst Amor den Pfeil ab, und Fortuna deutet nach dem
Ziele. Hinter ihm ist das Himmelszeichcn der Waage, und rechts und
links oben bemerkt man zwei Sterne. Am Trittbrett des Wagens steht:
FORTVNA, und darüber: VEN VS. Unter dem Amor: CVPID. An
der Lehne des Wagens steht das zweite Zeichen. H. 3 Z. 10V, L.
Br. 2 Z. 11 L.
Dieses Blatt gehört zur Folge der Planeten, deren Bartsch unter
dem Monogramm VESNo.11-14 vier erwähnt, dann No.15 den Mars
in anderer Auffassung. Das Blatt mit der Venus als Fortuna bildet
den Planeten Venus, und Jupiter ist unter dem verkehrten Zeichen
II. No.,1774 erwähnt. Ein etwas kleineres Blatt mit dem Planeten
Merkur ist ohne Zeichen. Er sitzt auf einem Muschelwagen mit zwei
Kindern. Rechts oben ist eine Göttin mit dem Caduceus. H. 3Z.4L.
Br. 2 Z. 2 L. Damit wäre die Folge ergänzt.
4) Die Laster, in einer Folge von Blättern, deren Zahl uns nicht
bekannt ist. Bartsch beschreibt unter dem Monogramm VES No. 16
und 17 den Stolz (Superbia) und die Trägheit (Acedia). Brulliot I.
No. 295 spricht auch von Blättern mit dem einen oder dem anderen
der gegebenen Zeichen, wir wissen aber nicht, auf welchem Blatte das
Monogramm vorkommt. Unter dem Zeichen VE S werden wir die
Folge ergänzen.
5) Judith mit dem Haupte des Holofernes. Rechts unten das
Monogramm und die Jahrzahl 1534. H. 2 Z. 3 L. Br. 1 Z. 9 L.
6) Christus am Kreuze mit Maria und Johannes. Am Fusse des
Kreuzes ist das Monogramm, und unten steht: Joan. Ladenspelder
Essendiensis, fol.
Dieses sehr seltene Blatt ist im Catalog Eisenhart erwähnt.
7) Die Nacht auf einem Wagen mit Flügeln, von Schmetterlingen
gezogen. Nach Giulio Romano, gr. 8.
Dieses Blatt wird im Ackermaniüschen Catalog erwähnt, es ist aber
nicht angegeben, ob sich das Monogramm darauf befinde.
8) Ein nackter Krieger mit Leyer und Bogen sitzt auf einem
Brustharnisch am Baume. Rechts oben ist nach Frenzel, Catalog Stern-
berg I. No. 4391, das Monogramm, und unten links eine Tafel mit der
Jahrzahl 1547. H. 4 Z. 2 L. Br. 2 Z. 9 L.
Bartsch IX. p. 232 beschreibt dasselbe Blatt, das von ihm gegebene
Monogramm besteht aber aus H S F. Wir haben es nicht gesehen.