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1492.
Heller (Monogn-Lex. S. 184) weist den Apin zurecht, und behauptet,
letzterer nenne den Meister H S irrig H. Sauerdumm. Er will den
Kupferstecher Hans Saenredam substituiren, welcher aber nie Hans,
sondern Jan oder Johann sich nannte. Auch sind die Holzschnitte
mit obigen Buchstaben in einer Zeit gefertigt, in welcher J. Saenredam
noch nicht geboren war. Christ (Monogn-Erkl. S. 236) nennt auch einen
Hans Saerbrunn und einen H. Spirinus, welche aber ganz unbekannt
sind. Christ ist auch derjenige, welcher den J. Heller auf Hans Saen-
redam führte, indem er sagt: die Buchstaben HS sollen zuweilen auch
Saenredam bedeuten.
Der Verfertiger der beiden Bildnisse, welche wir unten beschreiben,
war sicher ein Maler, welcher wenigstens das erste Bildniss selbst ge-
schnitten haben dürfte. In technischer Hinsicht bleibt es zwar hinter
dem zweiten bedeutend zurück, indem das Wollen den Mangel an
Geschick nicht ersetzt. Nur stellenweise zeigt sich eine sichere, im
Reinpchneiden der Schraffirungen ziemlich geübte Hand, im Ganzen
aber sind die misslungenen Partien überwiegend. Dennoch aber ist
der Kopf malerischer behandelt, als jener in dem technisch vollendeten
zweiten Blatte, welches ein plattes, gefühlloses Machwerk ohne Geist ist.
Der Schnitt ist daher nicht von der Hand desjenigen, welcher das erste
Bildniss ausgeführt hat, sondern von einem sehr geübten Formschneider
von Profession, welchem das Vorbild auf dem Stecke vorgezeichnet war.
Desswegen ist wohl über den Buchstaben HS der Federkiel beigefügt,
wodurch sich der Zeichner legitimirt.
1) Sigmund I. König von Polen. Brustbild eines alten von vorn
gesehenen Mannes mit Pelzmütze. Das Kleid, mit cingewirkten Dessins,
ist gleichfalls mit Pelz besetzt, und von den Achseln fällt eine Kette
auf die Brust herab. In der Linken trägt der König den Scepter.
Den Hintergrund bedeckt ein Vorhang, in welchem rechts das polnische
Wappen zu sehen ist. Unter diesem bemerkt man die Buchstaben H S
im gestickten Vorhange. Unten in der Schrifttafel in Typendruck steht:
Sigismvndvs I Bez Poloniae, mgnvs dem Li- l tvaniae, Bvssiae,
Prussiae, Masoviae, Samagi-Ä tiae etc. Dominus et haeres, belli
pacisq: clarus, uictoriis cele ris, pietate et religione 1 insignis,
iustus, clemens, benignus: Anno aetatis LXXXI, Itegni. uero sui
XLI l obijt: Anno ä Christa nato M.D.LI11I. Aprilis I. die. Höhe
8 Z. 10 L. Br. ä Z. 10 L.
Dieses Bildniss findet man auf dem Titel folgenden Werkes:
Martini Cromeri de ori im: et rebus gestis Polonorum libri XXX.
Basileae per Joannem (gporinum 1555, 1558 und 1568, fol. In
Polen scheint das Bildniss nicht geschnitten worden zu seyn, wenig-
stens nicht von einem Hofmaler des Königs Sigmund. In einer Urkunde
von 1537 heisst ein solcher: Michael Regiae Maj. Piclor, ein anderer
wird in einer Rechnung von 1543: Dionysius Pdctor Regius genannt.
In einer um ein Jahr früheren Rechnung kommt sein voller Name vor,
nämlich: Dionysius Sluba. Der älteste Ilofmaler des Königs heisst
Joachim, welcher in Krakau lebte. In dem Ausgabenbuche des Königs
steht unter dem Jahre 1517: Gegeben dem Joachim Maler das rest
vor dy Toffel ubir den Schleppen-stille. Diese Tafel befindet sich
auf dem Altare in Panny Maryi zu Krakau. Auf keinen der genannten
Maler passen die Buchstaben H S, und daher können wir noch immer
an Hans Sauerdumm festhalten.
2) König Sigmund August von Polen, in jüngeren Jahren vorge-
stellt. Brustbild von vorn mit hoher Pelzmütze, und starkem Backen-
bart, welcher unten am Kinn in zwei Spitzen endigt. Das mit Pelz
besetzte Ober- und Untergewand ist mit Schnüren und Schlitzen ge-