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Ueber seinen Abzug von jener Stadt gibt das Bürgerbuch genauen
Aufschluss: Hanns Scheyfelin der Junge Maler gab sein Burger-
recht auf)", wollt sich zu Freiburg Im Ichlland setzen, ward Im
gsagl wie anndern. Act. 23 Feb. a3 1548. Sein ererbtes Vermögen
muss gering gewesen seyn, denn er bezahlte damals nur von 40 Gulden
die Nuchsteuer. Ob der Künstler in Freiburg verblieben, und oh er
sich nicht auch in Bern aufgehalten habe, ist nicht zu bestimmen.
In letzterer Stadt erschien wenigstens sein grosses FormSchllltläwefk,
welches wir unten beschreiben. In der Gallerie zu Scbleissheim trägt
das von ihm gemalte Bilduiss der Anna Schellenbergei- das Zeichen
mit der Jahrzahl 1571, und jenes der Anna von Frauenberg ist von
1380. Hier haben wir es zunächst mit einem grossen Holzschnitt zu
thun, auf welchem das obige Monogramm vorkommt, welches voll-
kommen jenem des Vaters gleicht. Dieses Werk stellt die Schlacht
von Zerisolle (Cerignolles) vor, welche Franz I. von Frankreich den
österreichischen Truppen unter der Anführung des Marchesc del Guasto
1544 geliefert hatte. Die Zeichnung kann also von dem älteren Schäu-
felin nicht herrühren, da dieser lä40 starb. Es muss demnach der
jüngere Künstler dieses Namens eintreten. Von diesem könnten aber
auch Zeichnungen zu anderen Holzschnitten herrühren, namentlich von
Schlachten, deren wir am Scblusse des vorhergehenden Artikels er-
wähnt haben. Im Artikel des älteren Hans Schaufelin kommen mehrere
Blätter vor, deren Ursprung wir nicht über 1540 hinaufführen können,
und es ist daher sehr möglich, dass der jüngere Schäufelin unter den
Augen des Vaters, und auch später noch für den Formschnitt ge-
zeichnet hahe, und dass man Blätter dieser Art mit Unrecht dem älteren
Schäufelin zuschreibe. Wir glauben, dass der Sohn auch in Holz ge-
schnitten habe. Nicht alle Blätter, welche dem älteren Schäufelin
zugeschrieben werden, sind von gleicher Vollkommenheit. Es kommen
Holzschnitte mit dem Monogramme vor, welche nicht einmal in der
Zeichnung dem älteren Meister dieses Namens vollkommen würdig sind.
Sie könnten aber auch unter der Hand der Formschneider das Geist-
reiche verloren haben. Für den jüngeren H. Schäufelin spricht ent-
schieden das grosse Formschnittwerk der Schlacht von Zerisolle. Der
Schnitt ist rein, und zeugt von einer geübten Hand. Diese Uebuug
konnte Schäufelin jun. unter Leitung des Vaters erlangen, da dieser
den Formschnitt mit grösster Vorliebe gepflegt hatte.
Das Formschnittwerk mit der Schlacht von Zerisolle besteht aus
sechs Blättern, in welchen den Verhältnissen und der Perspektive
zum Opfer verschiedene Momente des 'I'ref'r'ens zusammengebracht sind.
Gedruckte Inschriften geben den Inhalt an, meistens in {liegenden
Zetteln. Die drei oberen Blätter haben auch gedruckte Uebcrschriften,
die unteren derlei Unterschriften in gothischer Form. Dieses Werk
ist äusserst selten. und nirgends beschrieben. J. A. Börner hatte nur
Kunde von einem Exemplare auf Pergament, und ihm verdanken wir
die folgenden Angaben. Den Pergmnentdruck besass der unlängst ver-
storbene Kupferstecher Hans Geuder von Nürnberg, er überliess ihn
aber an Cbev. Hennin in Paris. Durch diesen erhielt wahrscheinlich
A. Bonnardot (Hisloire arlislvfqne et archäologiqne de la gravure
en Frmwß- Pllris "V19 13-12) Nachricht von der Existenz eines Holz-
schnittes mit der Schlacht von Ccrignolles. Zusammeugefügt ist dieses
Werk 1c z. 10 n. hoch. und 42 z. s 1,. breit.
I. Ueherschrift: Warhalft Conlrafactur, der Schlacht und
niderlag zwischen Zerisolle und Garmiolen in Piemont,
durch den . Herren Franciscum König zu Franc]:-
reych, den Ersten diss nammens, mit hilff der frommen