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1444.
steht: Hahns Scheifelin maler ward Burger Ime das Burgerrecht
geschennkt seiner Kunst halben. Actum Freitag nach ascensionis
anno 1515. Diese ehrende Aufnahme wurde ihm wahrscheinlich wegen
der grossen Composition im Rathhaussaale zu Theil, welche Judith
und Holofernes, oder die Belagerung von Bethnlien vorstellt, und in
Oel an die Wand gemalt ist. Der Künstler erhielt dafür 42 Gulden
und 10 Kreuzer. Auf der Burg in Nürnberg ist dieselbe wunderliche
Composition in Oel gemalt, entweder die ausgeführte Skizze, oder eine
Copie. In der St. Georgen-Kirche zu Nördlingen ist eine gerühmte
Tafel mit der Kreuzabnahme, dem Monogramme und der Jahrzahl 152i
auf der Rückseite des Rahmens. In dieser Kirche sind auch noch
andere Gemälde von Schäufelin, meistens mit dem Monogramme. Auf
die Gemälde dieses Meisters gehen wir nicht weiter ein, da sie im
Küustler-Lexicon verzeichnet sind. Auf vielen kommt das Monogramm
vor, namentlich auf jenen aus der Wallersteimschen Sammlung, welche
im Umkreise von Nördlingen zusammengebracht waren. Wo sich das
Bild von 1505 befinde, wissen wir nicht. Es ist diess ein Jugendwerk
aus der Schule des A. Dürer. Dass sich Schäufelin 1511 bereits auf
einer bedeutenden Stufe der handwerklichen Tüchtigkeit befand, be-
weist neben anderen das Abendmahl des Herrn in der Gallerie des
Museums zu Berlin. Es ist mit dem Monogramme und der Jahrzahl
1511 versehen. Schäufelin war damals noch ein ganz junger Mann,
dennoch aber war sein Ruf bereits nach Augsburg gedrungen. Ent-
weder berief ihn Dr. Peutinger, oder Jobst Dicnecker dahin, um für
den Teuerdank Zeichnungen zu liefern.
Schäufelin besass in Nördlingen ein Haus beim Eichbrunn, welches
noch steht und Lit. C. 28 bezeichnet ist. Dort starb er im März 1540.
Seine Wittwe Afra, eine geborne Tucher, heirathete 1'542 den Maler
Hans Schwarz in Oettingen, welcher sich Schaufelinls Monogramm be-
dient haben soll, und sein gleichnamiger Sohn zog 1543 nach Freiburg.
Der jüngere Hans Schäufelin wurde früher geläugnet. Mehrere Blätter
mit dem Monogramme werden aber ihm angehören. Er bediente sich
desselben Zeichens, und wir widmen ihm unten einen eigenen Artikel.
Der Vater hinterliess ein geringes Vermögen, denn die Wittwe be-
zahlte bei ihrem Abzuge nur von 54 Gulden die Nachsteuer.
Eine andere Frage ist es noch, ob Schäufelin als Zeichner und
Maler auch in Holz geschnitten habe. Bartsch und seine Nachbeter
verneinen es, wie bei allen zeichnendeu Künstlern. Baron v. Rumohr
(Zur Geschichte und Theorie der Formsclmeidekunst S. 63 ff.) und
andere Gleichgesinnte vertheidigen die Eigenhändigkeit von Maler-
Formschnitten, und es ist auch anzunehmen, dass A. Dürer, H. Burgk-
mair, Schäufelin u. A. das Schneidmesser nach Zeit und Umständen
zur Hand genommen haben. Alle unter dem Namen dieser Meister
gehenden Holzschnitte können freilich nicht eigenhändige Arbeiten seyn,
einige Blätter von Schänfelin beurkunden aber eine solche malerische
Behandlung und Unmittelbarkeit, dass man nur den Zeichner als Form-
schneider annehmen kann. Sotzmann et Comp. zur Einsicht, oder den
erbitterten Gegnern der Eigenhändigkeit von Maler-Formschnitten zur
Belehrung, gab R. Weigel ein Prachtwerk heraus: Holzschnitte be-
rühmter Meister. Eine Auswahl von schönen, charakteristischen und
seltenen Originalfcrmschnitten. Leipzi 1850 B1, fol. Im siebenten
Hefte gibt er eine trelfliche Copie nach dem mit dem Monogramme
versehenen, und Bartsch unbekannten Holzschnitte mit der das Schweiss-
tuch haltenden Veronica, und im eilften Hefte jene eines grösseren
Holzschnittes, welcher eine Trauungsscene vor dem Altare vorstellt,
und Bartsch ebenfalls unbekannt blieb. Die Copie der Veronica gibt