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1444.
somit ist ausser dieser Lesart auch noch Schäufelin zu rechtfertigen.
Wir haben ihm im Künstler-Lexicon XV. S. 106 11'. einen langen Ar-
tikel gewidmet, müssen aber hier doch noch Einiges hinzufügen, da
nicht. alle Verhältnisse des Künstlers ins Klare gesetzt sind. Nach
Doppelmair war er der Sohn des Nördlinger Kaufmanns Franz Schäudelin,
welcher 1476 nach Nürnberg zog, und daselbst soll unser Künstler 1493
geboren worden seyn. Diese Nachricht erklärte Doppelmair später für
unverbürgt. Er hatte sie von einem gewissen Maler Müller aus Nörd-
lingen oder Nürnberg, welcher aber die Quelle nicht bezeichnen konnte,
aus der ihm die sichere Angabe des Geburtsjahres floss. Andere nahmen
1492 und 1490 als solches an, es hat aber damit die gleiche Bewandtuiss.
Er muss vor 1490 geboren seyn, da unter den 17 Gemälden der ehe-
maligen fürstlich Wallersteimschen Sammlung Bilder von 1505, 1507
und 1508 waren. Um 1505 stand Schäufelin noch unter A. Dürer's
Leitung, er war aber damals sicher älter als 15 Jahre. Im Jahre 1512
finden wir Schäufelin in Augsburg mit der Illustration des Tewrdanck
beschäftigt. Damals stand bereits Jost Dienecker an der Spitze des
xylcgraphischen Ateliers zur Ausschmückung der von Kaiser Maxi-
milian I. angeordneten Druckwerke, und Schäufelin wurde von Hans
Schönsperger, dem Buchdrucker, bezahlt. Wir ersehen dieses aus
einem Schreiben Dieneckeüs an den Kaiser vom 27. Oktober 1512 bei
Herberger: Conrad Peutinger in seinem Verhältnisse zum Kaiser
Maximilian I., S. 31 Nota 100. Dienccker bittet darin um eine An-
weisung zur Bezahlung des Soldes der beiden (ungenannten) Form-
Schneider, und fügt dann weiter bei, dass Hans Schönsperger den
Reysser oder Maler Hans Scheyfelm mit der Bezahlung hinhalte,
und dass er ihm nur nach Gutdünken für je drei Figuren 2 Gulden
ausspreche. Dienecker stellt daher auch für Schäufelin die Bitte, der
Kaiser möge an Hans Baumgartner, oder an Dr. Peutinger den Auf-
trag ergehen lassen, die Streitsache zwischen Schönsperger und Schän-
felin zu ordnen.
Wie lange sich der Künstler in Augsburg aufgehalten habe, ist
nicht bekannt, man möchte aber glauben, dass er binnen Jahresfrist
einen Theil der Zeichnungen zum Teuerdank geliefert hatte. Sein
Monogramm kommt nur auf acht Blättern vor, die anderen sind unbe-
zeichnet. Von ihm selbst gezeichnet sind sicher die Holzschnitte mit
dem Kaiser in voller Rüstung, obgleich nur Tafel 58 das Zeichen trägt.
In der Rüstung erscheint der Kaiser auf Tafel 8, 9, 11, 12, 24, 25,
so, 54, ss, es, 64, es, 72-98, 1o0_1o7, 114, 11a, 117 u. 113. Er ist
sehr hervorragend, in stattlicher würdevoller Gestalt, in Portrait-
Aehnlichkeit, wo der Helm nicht geschlossen ist. Nur auf Tafel '79,
107 u. 116 ist die Gestalt unedel und plump, was nicht für Schäufelin
spricht. Auch die meisten Bilder mit dem Kaiser im Jagdkleide sind
von ihm gezeichnet, besonders jene, welche durch scharfe, portrait-
ähnliche Gesichtsbildung sich auszeichnen. Musterblätter zur Erkennt-
niss seiner Zeichnungen sindNo. 13, 39, 42, 48 und 70. Von den
Tafeln 10, 14, 1c, 11, 19, 21, 23, 27, 28, 33, es, so, 38-11, 44, 47,
51, 52, 60, 61, 67 und 68 gehören ihm auch die meisten an. Eine
andere Zeichnung verrathen die Platten 15, 18, 20, 22, 31, 37, 49, 53,
55, 56, 59, 62, 66 und '71. In diesen Blättern kommt der Held zwar
im Jagdkleide vor, aber ziemlich in den Hintergrund gedrängt, nicht
in Portraitähnlichkeit, wie in den sicheren Blättern Schäufelims. Auch
die Holzschnitte mit dem Kaiser in längerem, kuttenähnlichem Rocke
zeigen grösstentheils fremde Zeichnung, besonders Tafel 26,30, 32,
34, 43, 45, 46, 57 und 115. Zu den früheren Abdrücken des Teuer-
danckzithlt man ausser den Probedrücken ohne Text auf der Rückseite