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Pelz ausgeschlagenen Rocke in der k. k. Gallerie zu Wien u. s. w.
Das Bild der letzteren Gailerie hat die Jahrzahl 1540 und das Mono-_
gramm, es gibt aber nicht das Portrait des Künstlers, da der Mann
in einem Alter von 40 Jahren vorgestellt ist, Mielich aber nach der
gewöhnlichen Angahe 1515 geboren wurde. Diess ist indessen nicht
ganz richtig. In dem von H. Mielich mit Miniaturen reich verzierten
Prachtwerke des Orlando di Lasso: Septem Psalmi poenitentiales von
1565 auf der k. Hof- und Staatsbibliothek zu München, ehedem im
Besitze des Herzogs Albert V, ist das Bildniss des Künstlers, in einem
Alter von 55 Jahren dargestellt. Er wurde daher 1510 geboren, da
man annehmen kann, dass er sein Bildniss erst am Schlusse des
Werkes, also 12'565, beigefügt hatte. Ein anderes Miuiaturbildniss des
Künstlers befindet sich im bayerischen Nationalmusenm zu München,
es ist aber H M gezeichnet, und daher erwähnen wir es unter diesen
Initialen. Ansser der prachtvollen Handschrift der musikalischen Com-
position des Orlando di Lasso verzierte Muelich in gleicher Weise die
Moteten des Ciprian a Rore, welche ebenfalls in München aufbewahrt
werden. Mielich hatte aber diese Arbeit vor den Psalmen begonnen,
indem die Moteten die Jahrzahl 155.9 haben. Ausführlicher haben
wir im Künstler-Lexicon IX S. 262 über diese Werke gehandelt, und
hier machen wir nur noch auf ein drittes Werk aufmerksam, welches
den beiden genannten Pergamenthandschriften vorhergeht, aber leider
nicht vollständig sich erhalten hat. Herzog Albert V. liess von 1546
bis 1552i die Kostbarkeiten seiner Schatzkammer auf grossen Pergament-
blättern in Farben abbilden. Sie enthalten Prachtgefässe, Ketten und
andere Schmucksachen in Gold und Edelsteinen, Waffen u. s. w.
Diese Kostbarkeiten sind in aller Farbenpracht abgebildet, und die
Blätter haben thcils das Monogramm mit dem ausgeschweiften M., theils
die Initialen HIII mit den Jahrzahlen 1546-4555. Dieses Pracht-
werk wurde leider zertrümmert. Den geringeren Theil der Miniaturen
bewahrt die k. Hof- und Staatsbibliotheh zu München, der grössere
kam sonderbarer Weise in fremde Hände. Diesen fand Professor
J. v. Hefner-Alteneck in einer auswärtigen Antiquitätenhandlung auf,
und erwarb ihn für seine Sammlung. In J. v. Hefnefs Prachtwerk
über die Geräthschaften des Mittelalters und der Renaissance ist auf
Tafel 6 ein goldenes Kreuz, und auf Tafel 8 ein mit Juwelen besetztes
Halsgeschmeide in natürlicher Grösse abgebildet. Das erste Blatt ist
mit dem Monogramme, das andere mit den Initialen H III bezeichnet.
Wir finden also den Künstler von 1546-1565 mit Arbeiten in
Miniatur beschäftiget, und daher kann die Zahl seiner Bilder in Oel
nicht gross seyn. Auch sind nicht alle Gemälde von seiner Hand,
welche ein ähnliches Monogramm aufweisen. Das Hauptwerk des
Hans Mielich in Oel befindet sich in der Frauenkirehe zu Ingolstadt,
wo es den Hochaltar bildet. Dieser Altar mit reicher Holzsculptur
im Renaissancestyl hat doppelte Flügel, welche, wenn geschlossen, eine
Reihe von kleinen Darstellungen aus dem Leben Jesu nach den Evan-
gelien enthalten. Unten nnd oben sind die Brustbilder der Propheten,
auf der Rückseite des Altares die Disputation der hl. Catharina von
Alexandrien, die Bilder der Kirehenväter und Evangelisten, dann die
guten Werke und das jüngste Gericht vorgestellt. Werden die beiden
äussereil Flügel geöffnet, so zeigt sich ein Cyklns von dreizehn Bildern
aus der Leidensgeschichte des Herrn. Im Innern sind oben die Apostel
und an beiden Seiten zwölf Scenen aus dem Leben der Maria. Das
Hauptbild in der Mitte stellt Maria als Himmelskönigin vor, wie sie
ihren Mantel über die unten knieende herzoglich bayerische Regenten-
familie mit Albert V. und seiner Gemahlin Anna von Oesterreieh