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dings demselben nicht zuschreibt, aber ohne einen andern Grund zu
haben, als den, welcher in seinem Gefühle lag. Wir deuten das Mo-
nogramm auf dem Holzschnitt mit dem Bett der Herzogin auf Holbein,
und nicht auf Lützelburger, da der Formschneider sein Zeichen nicht
beigefügt haben wird, wenn der Maler es weggelassen hatte. Iuützel-
burger muss es auf der Platte nachgeschnitten, aber nicht selbst ein-
gezeichnet haben.
Wohin die Originalzeichnungen zu Holbein's grösserem Todten-
tanze gekommen, ist nicht bekannt. Aus früheren Schriften weiss
man, dass Ch. von Mechel 1780 seinen Todtentanz darnach gestochen
haben wollte, und dass sie später in die kaiserliche Sammlung zu
St. Petersburg gekommen seien. Hierin liegt aber ein doppelter Irr-
thum. Mechel besass vergrösserte Zeichnungen, wahrscheinlich frühere
Pausen eines unbekannten Künstlers, welcher sich Abänderungen er-
laubt hatte. Die MechePchen Zeichnungen sah Professor Massmann
in Basel und sie hatten St. Petersburg nie gesehen. Die Petersburger
Zeitung von 1848, No. 286, meldet übrigens von 36 Holbeinlschen
Todtentanzskizzen im Nachlasse des Fürsten Alexius Iwanowitsch Dol-
goruki in Moskau. Sie sollen aus dem Hause des Fürsten Galizin
stammen, und sind somit jene Zeichnungen, welche Crozat besass. und
xiach Peignot 17H in den Besitz der Fürstin Galizin kamen. Pcignot ver-
muthete sie in der kaiserlichen Sammlung zu St. Petersburg, wir wissen
aber durch Weigel (Rumohfs H. Holbein, S. 98, Nota), dass in keiner
Sammlung zu St. Petersburg Zeichnungen zum Todtentanze seien. Es
ist auch noch nicht ermittelt, ob die Skizzen des Fürsten Dolgoruki
das Gepräge der Originalität tragen. Wenn aber dieses der Fall ist,
dann hat Holbein die Zeichnungen zum Schnitte auf die Holzplatteu
gemacht, wie es so häufig vorkommt, und es mögen sich wohl
Skizzen, aber keine genau ausgeführten Federzeichnungen von Hol-
bein finden.
Wir müssen auch noch auf den an der Kirchhofmauer des Prediger-
klosters der St. Johann-Vorstadt zu Basel gemalten Todtentanz ein-
gehen, da. auch dieser, wie die berühmten Holzschnitte, in neuester
Zeit der Gegenstand heftiger Erörterung geworden ist, hervorgerufen
durch die Denkschrift des Professors F. Fischer zur Einweihung des
neuen Museums in Basel. Dieser gemalte Todtentanz galt zwei Jahr-
hunderte lang für das Werk des Holbein, im vorigen Jahrhunderte
wurde er aber in das lä. Jahrhundert zurückverlegt, in die Zeit des
Basler Concils und der Pest von 1439. Die Quelle dieser Behauptung
liegt in der Vorrede zu M. Merian's Ausgabe des Todtentanzes von
1649, sie beruht aber keineswegs auf authentischen Urkunden, sondern
auf der subjectiven Ansicht Merian's. Die Angaben Fiorill0's im
Zweiten Bande der Geschichte der deutschen Kunst trugen auch dazu
bei, dass man den gemalten Todtentanz im 15. Jahrhundert entstehen
lless. Dieser Schriftsteller lässt denselben von Johann Kluber voll-
Enden und von Hans Bock 1480 erneuern, verwirrt aber die Daten.
Hans Hug Kluber wurde 1.555 Mitglied der Zunft zum Himmel in
Basel, und erhielt 1568 von den Bauherren und Pflegern der Stadt den
Auftrag, die Restauration des Todtentanzes vorzunehmen. H.H. Kluber
erlaubte sich Abänderungen und Zusätze, indem er sein eigenes Bild-
mss anbrachte und den betreffenden Reimspruch auf sich umdichtete.
Im restaurirten Zustande haben wir den Todtentanz wahrscheinlich in
den Holzschnitten des Meisters G S von 1576, N0. 365 dieses Bandes.
Der Herausgeber dieser Blätter ist Huldrich Frölich, wie 1. c. zu er-
Sehen. Die zweite Restauration erfolgte 1616, man weiss aber nicht,
durch welchen Künstler. Hans Bock wird nicht genannt werden