GL. Nr. 107-109. 35
107. L. Griessler, Portraitmaler, welcher in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts in Nürnberg oder in Regensburg thatig
war. Das erste der gegebenen Zeichen findet man auf dem
' von Johann Pfann gestochenen Bildnisse des M. Wolfgang
Jakob Müller, Predigers bei St. Sebald in Nürnberg. Dasselbe Zeichen,
aber in Verbindung mit dem Namen, findet man auch auf dem Bild-
nisse des Erbschenken Rudolph von Stubenberg, welches J. F. Leonart
111 Regßflßbllrg 111 Schabmanier gestochen hatte. Wir glauben desswegßn,
dass Griessler auch das Bildniss des Predigers Müller gezeichnet oder
gemalt habe. Ausserdem könnte nur Gottfried Leigebe eintreten. Das
zFVmte 1110119213111? fanden wir auf dem sehr fein gemalten Bildnisse
eines Geistlichen in Verbindung mit der Jahrzahl 1652. Wir glauben,
dass dieses Portrait ebenfalls von Griessler herrühre.
108- Gilles oder Gabriel Ladame, Maler und Kupferstecher von
Tournay, behauptet unter dem. zweiten, anscheinlich aus CL
äcil bestehenden Zeichen II. N0. 327 eine ausführliche Stelle, und
i" wir müssen daher auf jenen Artikel verweisen. Nach Brulliot
I._No. 2187 ündet man die gegebenen Monogramme auf Blättern mit
Bildnissen und Costümfiguren, welche um 1650 erschienen. Sie müssen
in der Weise des Claude Mellan gestochen seyn, wenn sie von Ladame
herrühren sollen.
109- Gottfrird Leygebe, Zeichner und Eisenschneider, geboren zu
i. Freystadt in Schlesien 1630, arbeitete von 1645 an in
Nürnberg als Schwertfeger, und ward durch kunstreich
[Q1 geschnittene Verzierungen an Waffenstücken, und durch
die Anfertigung von Stempeln für Münzen und Medaillen dahin geführt,
sich des Eisens und des Bronzes zu selbststandigeren Kunstwerken zu
bedienen. Mehrere treffiiche Werke dieser Art sieht man in der kgl.
Kunstkammer zu Berlin, da Leygebe 1668 unter dem Ohurfürsten
Friedrich Wilhelm dem Grossen dahin berufen wurde. Die berühmteste
Art ist eine kleine Gruppe von 10 Zoll Höhe und Breite, welche den
Churfürsten auf einem galoppirenden Pferde im römischen Costüm mit
frei nachfiatterndein Mantel vorstellt. Der Held erhebt die Lanze gegen
den dreiköpfigen Drachen, welchen das Pferd mit seinen Vorderhufen
niederschlägt. Am Sockel steht: Gottfl Leygebe 1680. Man erzählt,
dass das Stück Eisen, aus welchem diese Gruppe geschnitten ist, einen
Ceiitner gewogen habe. Doppelmayr liess dieses Werk in Kupfer stechen,
dem Pferde sind aber sonderbarer Weise ein Paar Flügel keigefügt.
Bei Doppelmayr findet man auch eine kleine Reiterstatue des römischen
Königs und nachmaligen Kaisers Leopold Ipin der kgl. Kunstkammer
zu Copenhagen, und eine solche des Königs Carl II. von England in
der kgl. Kuiistkammer zu Dresden abgebildet. Auf diesen Bildwerken
kommt das Monogramm des Künstlers nicht vor, da er überhaupt nur
ausnahmsweise ein Zeichen beifügte. Ein dem obigen ähnliches Zeichen
trägt aber eine in Berlin vorhandene eiserne Kapsel von kunstreicher
Arbeit. Durch einen Lorbeerkranz eingefasst, stellt sie auf der einen
Seite in Relief den Amor auf einem Adler, einem Delphin und dem
Cerberus reitend, auf der anderen ebenfalls den Amor mit Vögeln
Schwebend, mit einem Drachen und einem Schwan spielend vor. Auf
einem aus Eisen geschnittenen Medaillon mit dem Brustbilde Christi
und einer Kugel mit dem Kreuz stehen die Initialen G. L. Alle diese
Werke, und die übrigen in Berlin vorhandenen Scnlpturen beschreibt
Kugler, die k. Kunstkammer dzc. S. 246 ff.
Das erste in einem Halbmonde gegebene Monogramm steht auch
auf dem mit der Nadel und dem Schaber ausgeführten Bildnisse Ley-
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