450
1 200.
auf öffentlichem Markte in Brand auf. Leu hatte also von 1523 an
in Zürich keine Beschäftigung mehr, und als Zwinglianer konnte er
auch auswärts keine suchen. Man weiss auch, dass er zuletzt in
Dürftigkeit gerieth, und daher zog er 1531 mit Zwingli und den
Zürichern gegen die katholischen Truppen, und starb auf dem Schlacht-
felde von Coppel am 11. Oktober desselben Jahres. Aus allem diesen
geht nicht klar hervor, ob Hans Leu mit vollem Rechte auf diese
Stelle Anspruch machen könne. Die Holzschnitte könnten ihm der
Zeit nach angehören, denn sie sind grösstentheils mit der Jahrzahl
1516 versehen. In der Composition erinnern sie in einiger Hinsicht
an die Richtung Holbein's, dieser Meister war aber 1516 noch nicht von
solchem Einüusse, dass er selbst für den unstreitig älteren Meister HL
massgebend war. Die folgenden Blätter beschreibt Passavant im Peintre-
graveur III. p. 340, und gibt somit Supplemente zu Bartsch VIII. p. 35.
Es handelt sich bei ihm um den Kupferstecher. welcher den folgenden
Artikel in Anspruch nimmt. Bartsch schreibt diesem Meister auch drei
Holzschnitte zu, auf welchen aber die Initialen H. L. vorkommen, so
dass wir dieselben unter diesen Buchstaben aufzählen. Der Kupfer-
stecher kann mit unserm Meister nicht Eine Person seyn, und daher
rechtfertigt die Trennung nicht nur unser System, sondern sie ist auch
aus innern Gründen geboten. Die Holzschnitte mit den Initialen HL,
gewöhnlich in einer Tafel, sind von der Hand unsers Monogrammisten,
ermag nun Hans Leu heisseu oder nicht.
Holzschnitte.
i) [R4] Die hl. Familie in einer bergigen Landschaft. Maria
sitzt mit dem Kinde im Schoosse links unter einem Baume. Ein
kleiner Engel streckt die Hand gegen das Jesuskind aus und scheint
ihm den Apfe-l gereicht zu haben. Ein zweiter Engel blättert vor Maria
in einem Buche. Joseph steht rechts mit gefalteten Händen, und links
eilt Johannes mit dem Kreuze herbei. Unten am Steine ist das Zeichen
mit 1516. H. 7 Z. 10 L. Br. 5 Z. 6 L.
Dieses Blatt ist sehr selten. Passavant sah es nur in Basel und
in Gotha. Wir fanden es in einem einzigen Cataloge erwähnt.
2) [R5] Der hl. Andreas mit dem Kreuze nach rechts, und mit
einem Buche in der rechten Hand. Den Grund bildet Landschaft, und
rechts unten ist das Monogramm mit 1516. H. 7 Z. 1 L. B124 Z. 9 L.
3) [P. 6] St. Thaddäus mit dem Beile im linken Arm, und das
Buch vor sich hinhaltend nach links. lm landschaftlichen Grunde sind
Bäume, und rechts unten das Monogramm mit 1516. H. 7 Z. 1 L.
Br. 4 Z. 9 L.
Passavant glaubti, dass diese Blätter zu einer Folge der Apostel
gehören. Er fand sie nur in Basel vor.
4) [P. 7] Der hl. Georg. Er dringt mit dem Schwerte auf den
Drachen ein, welcher links mit durchbnhrtem Halse liegt. Im Grunde
ist eine Felsenhöhle, und in der Ferne kniet die Königstochter mit
dem Lamm zur Seite. Unten am Baumstamme bemerkt man das Mono-
gramm mit 1516. H. 8 Z. 1 L. Br. 6 Z.
5) St. Florian in Rüstung mit dem Wassereimer, im Be-
grille, die aus dem Thore des Hauses dringenden Flammen zu löschen.
Links im Fenster desselben zeigen sich zwei Weiber in Verzweiflung.
Auf dem Schilde über der Hausthüre ist das Monogramm mit 1516.
H.7Z.5L. Br.5Z.2L.
6) [P. 9] Die hl. Veronika mit dem grossen Schweisstuche. Man
sieht nur den oberen Theil ihres Körpers, da das Tuch mit dem mit