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um eine Art Kartenspiel mit solchen zottenden Mendeln, und leitete
dann die Vermuthung auf die österreichischen Heiligen, weil auf der
Rückseite eines Briefes des Dichters Sebastian Brant über die historisch-
legendarische Grundlage des Oyklus jener Heiligen der Betreff: Mendl
aufgeschrieben ist, und wohl von Peutingeüs Hand, obgleich der Brief
am 17. December 1517 an Villingcr gerichtet war. Gegen diese Ver-
muthung trat H. v. Sotzmann im deutschen Kunstblatt 1852 N0. 28
auf, indem er unter den zottenden Mendeln jene wilden Männer oder
Waldmenschen versteht, welche in den Bildern des Mittelalters haarig
(zottig) oder nackt bis auf einen Blütterschurz, bald einzeln oder paar-
weise in Wappen und Signeten, bald mit Centauren, Wald- oder See-
weibern "und anderen Fabelgestalten vermischt, in Randleisten und
Grottesken so häufig vorkommen. Es sind diess nach Sotzmann die
Faunen und Satyrn der Alten, aber in christlich-mittelalterlicher Um-
formung. Sotzmann geht auf diese rohen Naturmenschen noch weiter
ein, und bemerkt, dass die Mueter der zottenden Mendel nichts anderes
als die Weiber derselben seyn werden. Diese Ansicht ist allerdings
sehr plausibel, nur reimt sich damit die Stelle von Kunig Ifarlein
bis auf den Pawrn nicht recht. Der Bauer ist zwar manchmal ein
roher Naturmensch, doch eben kein Faun oder Satyr, und am aller-
wenigsten wird man den König Carl in diese Categorie setzen wollen.
Und dann ist ganz unbekannt, dass der Kaiser ein Werk dieses phan-
tastischen Inhalts projektirt habe. Wir kennen das historisch-romantische
Streben Maximiliams ganz genau, und sind der Meinung, dass er sich
1517 nicht um phantastische Bildungen bekümmert habe. Dr. Peutinger
sagt deutlich, dass bezüglich der Mueter der zottendcn Mendel an vielen
Orten Recherchen gepflogen werden müssten, und die Arbeit zog sich
daher sicher bis zum Tode des Kaisers hin. Heilige Einsiedler, oder
andere strenge Büsser sind auch oft sehr haarig oder zottig vorgestellt,
und so könnte traditionell der Name „z0ttende Mendel" auch auf die
Namen der Heiligen aus der Vorzeit des Kaisers übergegangen seyn.
Die Einwendung des kunst- und geschichtskundigen H. v. Sotzmann,
dass die österreichischen Heiligen von H. Burgkmair gezeichnet seien,
ist nicht hinreichend zum Ausschlüsse des H. Knoderer. Kein einziger
Holzschnitt ist H. B. bezeichnet, während Burgkmair sonst nicht er-
mangelte, seine Autorschaft geltend zu machen. Das Werk mit den
österreichischen Heiligen fällt in die Zeit von 1515_1518. Diese Jahr-
zahlen stehen nebst den Namen der Formschneider auf der Rückseite
der Holzplatten, welche in Wien vorhanden sind. Im Jahre 1517 be-
schäftigte sich Dr. Peutinger mit der Fortsetzung des Werkes der
zottenden Mendel und ihrer Frauen (Mueter). Dr. Brant macht 1517
seinen Bericht über die Legende (Herberger Nota 104), "und kennt
noch nicht alle Namen der Heiligen, worüber er von dem Kaiser selbst
Aufschluss erwartet. Die Urkunden über die zottenden Mendel fallen
gerade mit jenen über die österreichischen Heiligen zusammen, und
wir glauben daher, dass es sich im Allgemeinen um letztere handle,
da sich von angeblichen phantastischen Bildungen keine Spur erhalten
hat. Der Kaiser beschäftigte sich 1517 mit der Heiligenlegende seines
Hauses, mit welcher sich Faunen und Satyrn, wenn auch in Christnch.
mittelalterlicher Umformung, nicht vertragen. Die Legende war sein
letztes Werk, der Text kam aber nicht in den Druck. Aus dem Briefe
des Dr. S. Brant geht indessen hervor, dass derselbe einen solchen
hergestellt hatte, aber vielleicht ohne zum Ende zu gelangen. Auf
der kaiserl. Bibliothek in Wien liegen 122 Platten mit Heiligenbildern,
doch sind in der Ausgabe von 1799 nur 119 Abbildungen, indem drei
Platten den Druck nicht mehr aushielten.